Motivation Mit diesen Anreizen kriegen Sie die Talente

Wie wäre es mit einer Auslandsreise? Oder einem Auto? Vielleicht Home Office plus MacBook? Immer mehr Unternehmen locken Personal mit Incentives. Wie das richtig funktioniert.

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Quelle: Getty Images

Wer Incentives verstehen will, der muss nur mal schnell einen Abstecher in das Fun Office der Berliner Dependence von "Adjust" machen. Dort steht er, ein nigelnagelneuer Airhockeytisch. In Sachen Bürospielzeug hat das Geschicklichkeitsspiel das Kickern längst abgelöst. Zwischen Meetings mal eine Runde um den Puck zocken, das entspannt. Spielen tut mit dem Tisch trotzdem niemand. "Der steht hier schon seit sechs Monaten", winkt Co-Founder Christian Henschel ab. "Ein Hockeytisch und drei Mal die Woche Pizza reichen eben nicht, um die Leute bei Laune zu halten."

Christian Henschel weiß, wovon er spricht. Seit er vor fünf Jahren mit zwei Partnern gegründet hat, spürt er die volle Härte des Arbeitsmarktes. "Adjust" analysiert Kundendaten von Apps. Die Software befindet sich auf jedem zweiten Smartphone der Welt. Um sie zu programmieren und zu vertreiben, suchen Henschel und seine Leute die Besten der Besten. "Wir wollen nur Mitarbeiter, die uns weiterbringen", erklärt Henschel. "Unser Mantra ist: Jeder soll nur die einstellen, die besser sind als man selbst." 

Gratis-Obst, Kickertische, Gutscheine, Erlebnis-Events - laut aktueller Belohnungsstudie von Bonago nutzten 2016 über 90 Prozent der über 700 befragten deutschen Personaler so genannte "Incentives", also Anreize oder Boni für Mitarbeiter. Dabei gehören Universalgutscheine zu den beliebtesten Belohnungen, gefolgt von Mitarbeiterevents, flexiblen Arbeitszeiten und Weihnachtsgeld.

Was Vorgesetzte tun können, damit ihre Angestellten zufrieden sind (und bleiben)

Ohne geht es nicht mehr. Digitalisierung, New Work und der so genannte Brain Drain zwingen die Unternehmen, kreativer im Recruiting, aber auch bei der Bindung von bereits Angestellten zu werden. "Gleichzeitig stellen nachrückende Arbeitnehmergenerationen besonders hohe Ansprüche an eine individuell sinnstiftende und erfüllende Arbeit", erklärt Klara Rother von Bonago, die jährlich die Belohnungsstudie im Auftrag der Fresenius-Stiftung herausgeben. "Loyalität zum Arbeitgeber entwickeln sie oft unter ganz anderen Prämissen als ihre älteren Kollegen im Unternehmen."

Wer Leistung will, der muss auch Leistung erbringen. Das haben viele Unternehmen bereits verinnerlicht. Doch nicht jeder Anreiz verspricht langfristigen Erfolg. 

Diese acht Dinge töten jede Motivation
Wird der Beitrag eines Mitarbeiters zum Unternehmenserfolg nicht als wichtig anerkannt, geht die Motivation sich weiter zu engagieren und sich einzubringen Quelle: Fotolia
Angst ist der Grund Nummer eins dafür dass Mitarbeiter aufhören etwas zu tun. Sie gehen keine Risiken mehr ein und bleiben hinter ihren Möglichkeiten. Quelle: Fotolia
Nichts ist frustrierender als die gleiche Aktivität wieder und wieder zu wiederholen. Dabei geht schnell das Interesse an Arbeit und Unternehmenserfolg verloren. Quelle: Fotolia
Manche Mitarbeiter kommen mit dem eigenen Versagen nicht klar. Und so mancher Manager sieht Versagen nicht als Teil der Erfolgsentstehung. Quelle: Fotolia
Ausruhen ist Pflicht! Ein Team braucht genügend Möglichkeiten sich auszuruhen, sonst geht der Antrieb schnell verloren. Quelle: Fotolia
Aber auch zu viel Erfolg kann die Motivation abwürgen und zu Bequemlichkeit führen. Wenn sich ein Team fühlt als wäre es angekommen und hätte alles erreicht dann fehlt der Druck Quelle: Getty Images, Montage
Apathie entsteht,wenn die gemeinsame Vision nicht klar definiert ist oder wenn sich Mitarbeiter nicht mit ihr identifizieren. Eine griffige und anspornende Vision ist also wichtig. Quelle: dpa, Montage

Erzählt man Kindern eine bildgewaltige Geschichte von blutrünstigen Piraten und riesigen Schiffen und der weiten See und bittet sie hinterher, ein Bild zu malen, setzen sie sich eifrig als Werk. Befeuert durch ihre Fantasie malen sie aus purer Freude. Bittet man sie aber, Bilder zu zeichnen und belohnt sie pro Bild mit einem Gummibärchen, trennt sich die Spreu vom Weizen. 

Die intrinsische Motivation weicht der extrinsischen, nicht Freude motivierte die Kinder dann mehr, sondern Belohnung. Die Unternehmergeister unter ihnen beginnen, primitive Bilder zu zeichnen, nur um möglichst schnell viele Gummibärchen zu bekommen. Zwar werden die Künstler unter ihnen auch weiterhin tolle Bilder malen - doch schon bald werden sie frustriert sein, weil sie bei besserer Arbeit, weniger Lohn erhalten als ihre unternehmerischen Kameraden. Wirtschaftswissenschaftler nennen dieses Phänomen den Gummibärchen-Effekt.

Die beliebstesten Dienstwagen

Auch die Managementberater von Bain and Company beobachten, wie Incentives falsche Effekte herbeiführen. Sie unterscheiden Mitarbeiter in drei Kategorien: "Verschiedene Mitarbeiter reagieren unterschiedlich auf eine vor ihnen stehende Mauer", so die Autoren. "Zufriedene Mitarbeiter initiieren ein Meeting, bei dem sie darüber sprechen, wie sie die Mauer loswerden. Engagierte Mitarbeiter nehmen eine Leiter. Und inspirierte Mitarbeiter - die reißen die Mauer einfach ein." 

Doch wie schafft man Inspiration? Inspiriert ist, wer nicht nur den Inhalt seines Jobs liebt, sondern auch seine Kollegen und die Firma, so Bain and Company: "Gute Unternehmen machen das Ziel der Firma zum Inhalt ihrer Mitarbeiter, sie fördern inspirierende Chefs und gut arbeitende Teams, die jedem einzelnen helfen, sein Potenzial voll auszuschöpfen."

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