Peinlichkeiten beim Geschäftsessen vermeiden Hilfe, ich habe ein Essen mit dem Chef!

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Geschäftsessen gehören oft zum Arbeitsalltag – und sind gute Gelegenheiten, sich zu präsentieren. Doch wer lädt wen ein, was zieht man an und welches Gericht eignet sich, um parallel übers Geschäft sprechen zu können?

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Es ist in erster Linie ein Kompliment, wenn der Chef zum Essen einlädt. Aber nach der ersten Freude darüber kann es problematisch werden: Wie verhalte ich mich richtig? Muss ich Dinge essen, die ich nicht mag oder vielleicht sogar nicht vertrage? Bei einem Geschäftsessen - auch wenn es nur mit den Kollegen ist - lauern viele Fettnäpfchen und nicht erst im Restaurant. So können Sie bei einem Geschäftsessen glänzen.

1. Wer einlädt, bestimmt das Restaurant und zahlt

Grundsätzlich gilt, wer einlädt, bezahlt auch - unabhängig vom Geschlecht. Gleichzeitig ist der Gastgeber auch die Person, der besondere Wertschätzung zuteil werden sollte. Denn er trägt eine besondere Verantwortung gegenüber den Gästen. Ihm obliegt es aber auch, Vorlieben und Unverträglichkeiten der Gäste vorab herauszufinden. Wenn Sie einladen und sich bei den Geschmäckern unsicher sind, bietet sich in der Regel ein gutes italienisches Restaurant an. Da findet sicher jeder etwas.

Sollte die Rolle des Gastgebers vorab nicht zugewiesen sein, gilt: Finden Sie vor dem Essen raus, wer die Rechnung übernimmt oder ob diese geteilt wird. Einfach die ganze Rechnung zu übernehmen, ist nicht angemessen und kann sogar als unhöflich empfunden werden. Ob es einen Aperitif oder Digestif gibt, entscheidet die zahlende Person. Sie muss schließlich für die Kosten aufkommen.

Da würde sich Knigge im Grabe umdrehen
SchulmeisterereiOberlehrerhaftes Verhalten scheint typisch deutsch zu sein. Wachsender Trend: Deutsche schulmeistern gerne ihre Mitmenschen. „Sie sind ein schlechtes Vorbild für mein Kind, wenn Sie bei Rot über die Ampel gehen“ „Hier ist Ballspielen verboten“ „Hier raucht man nicht“: Schulmeistern hat nichts mit gutem Verhalten zu tun. Die Deutsche Kniggegesellschaft urteilt sogar: „Wir entwickeln uns zu einem Volk von Zurechtweisern. Das muss besser werden.“ Quelle: V.V.V.-Verlag
Sitz mit Aktentasche blockierenNerv-Trend Nummer zwei speziell bei Geschäftsreisenden: ein einziges Ticket kaufen und den Nebenplatz dennoch mit der Aktentasche blockieren. Andere Fahrgäste müssen stehen, das Gepäck hat´s bequem. Sehr effektiv, um von Hamburg bis Frankfurt ungestört zu sein, sozial aber nicht kompatibel, findet die deutsche Kniggegesellschaft. Quelle: dpa
Zu viele Löcher, labberige Hemden, kurze Ärmel mit KrawatteDer Businessmann macht laut der Kniggegesellschaft noch viel falsch. Darum: Perfekte Gürtel haben nur fünf Löcher, das Hemd muss zwei Zentimeter aus dem Ärmel schauen und kurze Arme mit Krawatte sind ein No Go. Damit sich diese Fashion-Fauxpas nicht wiederholen, raten die Benimm-Experten, auch als Mann mal hin und wieder einen Blick in eine Modezeitschrift zu werfen. Quelle: dpa
Lautstark in der Öffentlichkeit telefonierenEbenfalls auf der Kniggeliste steht der Handybrüller, vorzugsweise in Bus und Bahn. Den ganzen Waggon zu beschallen, ist schon ein Klassiker und bleibt dadurch weit oben auf der Liste der Benimm-Fehler der Deutschen. Dass leise und weniger und höflicher ist, ist immer noch nicht bei allen angekommen: Rechtsanwälte etwa posaunen immer noch die Namen und Aktenzeichen ihrer Mandaten durch den Zug (Gab´s da nicht eine Schweigepflicht?), andere lassen Mitreisende lautstark Anteil an Familien- und Beziehungsproblemen nehmen. Übrigens: Man kann auch leise in seinen Laptop hacken. Das muss nicht wie die alte Schreibmaschine MG klingen. Quelle: dpa
Vor dem Abbiegen nicht blinkenBlinken ist uncool, ist schon klar. Das machen nur Spießer. Der Selfmade-Man biegt ohne ab. Davon gibt es immer mehr, geißelt die Kniggegesellschaft. Da weiß man dann gar nicht, was der andere will und schon kracht es. Das ist extrem unsolidarisch. Also: Blink mal wieder! Quelle: dapd
Besteck falsch haltenJeder Zweite kann's nicht richtig, dabei ist es nicht schwer, Messer und Gabel richtig zu halten. Ein Messer ist kein Bleistift, also kein Grund, es wie einen Griffel zu halten. 50 Prozent der von der Knigge-Gesellschaft getesteten Besucher von Biergärten machten Besteckfehler beim Essen. Ein Vorsatz: Dringend Tischsitten updaten. In der Muße liegt der Genuss, dann klappt´s auch mit dem Knigge. Quelle: dpa
Daneben-Benehmen auf BetriebsfeiernAlle Jahre wieder immer dieselben Fehler. Vorsicht mit dem Alkohol, nicht Sexy-Hexy spielen und kein Geknutsche mit dem Chef. Das Betriebsfest ist nach wie vor vermintes Gelände. Hier enden immer wieder Karrieren. Überlebenstipp: Klappe halten, nichts ausplaudern und nicht am nächsten Tag krankfeiern. Quelle: dpa

Noch ein kleinerer Fallstrick: Die Rechnung möglichst nicht am Tisch, also vor dem Gast begleichen, sondern lieber am Tresen. Trinkgeld kann man geben, muss aber nicht, denn die Gelder für den Service sind schon im Preis einkalkuliert. War es aber eine gute Leistung des Personals, so sollte auch ein gutes Trinkgeld gegeben werden - in der Regel zwischen fünf und zehn Prozent bezogen auf die Rechnungshöhe.

2. Was ziehe ich an?

Das Essen wird in der Regel auswärts - etwa im Restaurant oder zuhause - stattfinden. Auch hier sollte die Kleidung angemessen sein - und da spielt vor allem die Uhrzeit eine entscheidende Rolle: Mittags darf es durchaus etwas lockerer sein, nach 18 Uhr sollte auf eine feinere Abendgarderobe zurückgegriffen werden - auf keinen Fall Jeans. Die Krawatte darf aber durchaus weggelassen werden.

Generell aber gilt: Die Kleidung, die Sie angezogen haben, bleibt den ganzen Abend über an - das gilt auch für Sakko oder Blazer. "Was man bei der Vorspeise trägt, trägt man auch beim Dessert," heißt es in einer allgemeinen Knigge-Regel. Deshalb: Ziehen Sie sich lieber zu leicht als zu warm an. Ihre Jacke oder Ihren Mantel sollten Sie beim Eintreten ins Restaurant an der Garderobe abgeben, und keinesfalls über den Stuhl hängen.

Diese Regeln gelten bei einem Geschäftsessen

3. Hohe Kunst des Plauderns

Die Deutschen gelten als Smalltalk-Muffel, dabei kann der kleine Plausch mit dem Chef über einen Karrieresprung oder das Ende der Leiter entscheiden. Aber auch die Kollegen könnten nach einem verpatzten Essen noch einmal die Meinung ändern. Deshalb gilt: "Bei einem Essen sollten Themen wie Politik, Finanzen, Krankheiten oder Lästereien ausgespart werden," sagt Linda Kaiser von der Deutschen Knigge-Gesellschaft e.V.

Beliebte Themen hingegen sind Hobbies, Reisen oder andere Erlebnisse. Dazu könne jeder etwas sagen und es überfordert auch selten intellektuell. Über Geschäftliches wird übrigens erst nach dem Dessert - und bei einem Kaffee gesprochen.

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