Werte-Index 2016 Was den Deutschen wirklich wichtig ist

Freiheit, Familie oder Gesundheit? Was den Deutschen besonders wichtig ist, soll der sogenannte Werte-Index 2016 offenlegen. Dafür wurden Beiträge deutscher Nutzer im Internet ausgewertet. Die zehn wichtigsten Werte.

Freiheit, Familie oder Gesundheit? Was den Deutschen besonders wichtig ist, soll der sogenannte Werte-Index 2016 offenlegen. Ein Expertenteam hat dafür 5,7 Millionen Beiträge von Nutzern auf deutschen Internetseiten von März 2014 bis Ende Februar 2015 ausgewertet. Untersucht wurde, welche Rolle verschiedene vorab ausgewählte Werte im Netz spielen. Erhoben wird der Index seit 2009 alle zwei Jahre vom Hamburger Trendforscher Peter Wippermann und von Jens Krüger, dem Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts TNS Infratest. Zuletzt stand Gesundheit auf Platz eins - gefolgt von Freiheit und Erfolg. Quelle: dpa
Die Nachhaltigkeit liegt auf Platz zehn – im Vorjahr war es noch der neunte Rang. In der Definition der Experten heißt es zur Nachhaltigkeit: „Die moderne Gesellschaft muss eine äußere Balance in ihrem Verhältnis zur Umwelt, zur Natur finden, die ausgebeutet und verschmutzt wird. Die ökologische Beschreibung der Welt hat in den letzten Jahrzehnten aus der Menschheit wieder eine Schicksalsgemeinschaft gemacht.“Die Definitionen wurden von Norbert Bolz verfasst, der am Institut für Sprache und Kommunikation der technischen Universität Berlin lehrt. Von 1992 bis 2002 war er Professor für Kommunikationstheorie an der Universität Duisburg/Essen. Er beschäftigt sich mit der Frage wie technologische und ökonomische Veränderungen kulturell antizipiert werden. Quelle: AP
Auf dem neunten Platz liegt die Gerechtigkeit. Das meint: „Die meisten Menschen können nicht sagen, was Gerechtigkeit ist, aber sie haben ein sehr genaues Empfinden für Ungerechtigkeiten. Das ethische Bedürfnis nach Rechtfertigung ist heute stärker als jedes materielle Bedürfnis.“ Quelle: dpa
Auf Platz acht kommt die Anerkennung. Davon erhielt Sängerin Ariana Grande zuletzt reichlich. Wer nur sein Eigeninteresse befriedigt, steigert damit nicht auch sein Selbstwertgefühl. Das Bedürfnis ist das Thema der Ökonomie, der Wunsch ist das Thema der Psychologie und das Begehren nach Anerkennung ist das Thema der Soziologie. Dass Wünsche unerfüllbar sind, liegt daran, dass sie nur Stellvertreter eines Begehrens sind, das unser ganzes Leben beherrscht: das Begehren nach Anerkennung. Quelle: REUTERS
Zur Sicherheit heißt es in dem Index: Sicherheit gibt es heute nicht mehr. Um so dringender brauchen wir einen Ersatz. Die moderne Welt findet ihr Sicherheitsäquivalent in zirkulierender Unsicherheit. Man könnte auch sagen: Sicherheit gibt es heute nicht mehr durch Gewissheit, sondern nur noch durch Vertrauen. Gerade das hat die Bankenkrise wieder deutlich gemacht. Quelle: dpa
Familien produzieren Gefühle. Genauer, nämlich mit dem Ökonomen Gary Becker gesagt, sie produzieren die family commodity. Kinder sind dauerhafte Konsumgüter, die psychische Befriedigung verschaffen. Es gibt eine Menge Güter, die in den Berechnungen des Bruttosozialprodukts nicht auftauchen, z. B. Zahl und Qualität der Kinder, aber auch die sexuelle Befriedigung, Liebe und Gespräche. Das Faszinierende dieser Familiengüter besteht darin, dass man sie konsumieren kann, ohne damit anderen Haushaltsmitgliedern etwas wegzunehmen. Im Bild eine besondere TV-Familie aus den USA: Kim Kardashian, Kendall Jenner, Kylie Jenner, Lamar Odom, Khloe Kardashian, Kourtney Kardashian Quelle: AP
Die Gemeinschaft landet auf Platz fünf. Empirische Untersuchungen zum sogenannten Well-being zeigen immer wieder, dass nichts für Glück und Wohlbefinden wichtiger ist, als mit anderen in enger Verbindung zu stehen. Soziale Bindungen schränken aber Freiheit und Autonomie ein. Daraus folgt aber, dass Glück nicht mit Unabhängigkeit korreliert ist. Eher gilt umgekehrt: Was uns glücklich macht, bindet uns. Quelle: dpa
Auf Platz vier folgt die Natur: Hausmüll trennen, Wasser sparen, auf Plastiktüten verzichten, das Hotelhandtuch mehrfach benutzen – man tut etwas für die Umwelt. Das hilft vielleicht nicht der Natur, aber in jedem Fall der Seele. Quelle: dpa
Erfolg ist ein bürgerlicher Wert. Das muss man vor allem deshalb betonen, weil die westliche Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem von Boheme-Werten geprägt wurde. Und der erfolgreiche Bourgeois ist der natürliche Feind der Boheme. In den 60er und 70er Jahren gab es geradezu einen Kult des Anti-Erfolgs. Die Loser beherrschten die Szene. Aber in den letzten Jahrzehnten haben sich die Jugendlichen wieder mit dem Leistungsprinzip versöhnt - auch deshalb wird Model und Bambi-Gewinnerin Heidi Klum so bewundert. Der Bohemien verträgt sich mit dem Bourgeois. Quelle: REUTERS
Auf dem zweiten Platz landet wie im Vorjahr die Freiheit. Der Werte-Index definiert Freiheit folgendermaßen: Über Freiheit und Bindung kann man alles und nichts sagen. Man schätzt Freiheit als höchsten Wert, ohne sagen zu können, was man meint. Es sind unverbindliche Bindungen. Klar ist aber, dass Freiheiten und „Ligaturen“ nur zusammen existieren können. Nietzsche hat dafür das beste Bild gefunden: „in Fesseln tanzen“. Quelle: dpa
Wie im Vorjahr ist den Deutschen die Gesundheit am wichtigsten. Im Index heißt es dazu: „Wer seinen Körper heute intensiv pflegt, macht ihn zum Zentrum eines Kults, zum Schauplatz des Lebenssinns. Deshalb wird Kosmetik nicht mehr in Drug Stores, sondern in Kulttempeln verkauft. Die Sorge um sich selbst bewegt sich zwischen den Polen der medizinischen Praxis mit ihrer Negativ-Aura der Krankheit und der diätetischen Praxis, die das gute Leben zwischen häuslichem Ernährungsbewusstsein und Wellness im Sportstudio zelebriert. Quelle: dpa
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