Wissenschaft Freiheit und drei folgenreiche Geheimnisse der Motivation

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Mehr Freiräume für Experimente

Intrinsische Motivation ist zwar nicht die einzige Form der Motivation, so Deci und Ryan, aber es ist eine durchdringende und wichtige: "Von Geburt an sind Menschen in ihrem gesündesten Zustand aktive, wissbegierige, neugierige und spielerische Kreaturen, die eine allgegenwärtige Bereitschaft zeigen, zu lernen und zu entdecken. Und dazu brauchen sie keine äußeren Anreize. Diese natürliche Motivation ist ein entscheidendes Element für die geistige, soziale und körperliche Entwicklung". Denn sie verführt zur Handlungen, und Handlungen führen dazu, "dass jemand in seinem Wissen und seinen Fähigkeiten wächst".

 

2. Verhaltenskontrollen zerstören die Motivation

Unsere inne liegende Motivation ist also unser Wachstumsgenerator und wir können ihn lahmlegen oder befeuern. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist klar nachweisbar: Erwartete handfeste Belohnungen, Drohungen, Deadlines, Anweisungen und Konkurrenzdruck untergraben diese Motivation, weil die Menschen sie als Verhaltenskontrollen erleben.

Die Freiheit der Wahl und die Möglichkeit sich selbst zu steuern erhöhen hingegen die intrinsische Motivation. Es geht also um Kontrolle versus Freiheit.

 

Die Wahrheit über unseren inneren Antrieb
Was treibt uns wirklich an?„Die uns eigene Motivation ist wie eine innere Maschine, die ein bestimmtes Produkt herstellt“, sagt die Autorin Mira Mühlenhof. Darauf sind wir fixiert und wir tun alles, um möglichst viel davon in unser Leben zu holen – jedoch ohne dass uns dieser Antrieb bewusst wäre. Das Phänomen dahinter ist der „blinde Fleck“. So gehören zu jedem unbewussten Persönlichkeitsmuster ein Selbstbild und daraus resultierend eine Stolperfalle. Für jeden, der dauerhaften Erfolg will, ist es unabdingbar, diese zerstörerische Kraft zu durchschauen und zu verwandeln - für mehr Authentizität und Leichtigkeit.Foto: Duracell Quelle: duracell.de
Streben nach dem BestenSie sehen sofort, was fehlerhaft ist, was korrigiert werden sollte, was noch besser geht. Ihre Anspruch macht Sie zum Reformer, Sie arbeiten stets am 100-prozentigen Ergebnis. Ihr Selbstbild: Ich mache es richtig. Die Falle: Ihre hohe innere Messlatte strengt andere an. Sie nörgeln und sind unlocker. Quelle: Fotolia
Helfen als GrundsatzIhnen fallen bei jeder Gelegenheit Menschen auf, die Ihre Hilfe benötigen. Sie unterstützen, wo und wann immer es geht. Dabei vernachlässigen Sie sich selbst und es fällt Ihnen schwer, auch mal etwas anzunehmen. Ihr Selbstbild: Ich helfe und bin liebenswürdig. Die Falle: Ihr Helfer-Syndrom grenzt an Manipulation. Sie helfen ungefragt. Das nervt. Quelle: Fotolia
Ich bin ein GewinnerMit ihrem Charme erobern Sie die Welt. Mit Ihren vielen Projekten und der leichten Art, sie umzusetzen, gehören Sie zu den Champions. Ihr Selbstbild: Ich bin erfolgreich. Die Falle: Sie mogeln sich durchs Leben, täuschen und blenden andere. Und vor allem sich selbst. Quelle: Getty Images
Die Perle liegt in der TiefeBloß nicht wie die Anderen sein – das ist Ihr Lebensmotto. Dennoch achten Sie darauf, was andere haben und was Ihnen fehlt. Das schürt Ihre Melancholie und Ihre Selbstzweifel. Ihr Selbstbild: Ich bin besonders. Die Falle: Ihr Leben ist ein immerwährendes Drama. Insbesondere für die anderen. Quelle: Getty Images
Professionalität reicht ausIhnen entgeht nichts, Sie sind bereits Fachmann auf Ihrem Gebiet. Dennoch forschen Sie unermüdlich nach neuen Erkenntnissen. Ihr Denkapparat arbeitet unermüdlich. Ihr Selbstbild: Ich blicke durch. Die Falle: Sie haben Angst vor Gefühlen. Wo bleibt das Zwischenmenschliche, das Herz? Quelle: Getty Images
Zu viel Neues muss nicht seinSie mögen Strukturen, Pläne und Strategien. Sie haben die Dinge gern in Ordnung, sind verlässlich und treu. My home is my castle. Ihr Selbstbild: Ich tue meine Pflicht. Die Falle: Sie können keine Entscheidungen treffen – aus der Befürchtung, es könnte die falsche sein. Sie sind ein kleiner Angsthase. Quelle: Fotolia

3. Wir brauchen experimentelle Freizonen für uns und unsere Projekte

Und was sagt uns das alles nun? Jeder kontrollierende Eingriff zerstört die Handlungsfreiheit.

Die befreienden, neu aufkommenden Arbeitsstrukturen fördern die Motivation und belohnen die kühnen Organisationen durch höhere, kreativere und lukrativerer Outcomes: Arbeite wo, wie, wann du willst - nur das Ergebnis zählt.

Nur nützen solche Einlassungen wenig, wenn formalistische Strukturen innovative Ansätze schon in der Startphase fesseln. Die logische oder zeitliche Struktur eines Ablaufs in einzelne Vorgänge zu gliedern und als Ablaufstruktur kleinschrittig vorzugeben, ist vielleicht angstreduzierend, weil es suggeriert, wir hätten die Sache "im Griff", hemmt aber unsere Entwicklung und die organisationale Innovationskraft. Die Überbetonung des Formalen hemmt Motivation. Fest gemeißelte Prozessstrukturen töten Innovation.

Alles fließt! Aber nur, wenn Freiräume geschaffen werden, in denen experimentiert werden kann; in denen Freiheit genutzt und Fehler gemacht werden dürfen. Organisationen brauchen so etwas wie experimentelle Freizonen. Experimentelle Freizonen für neue Ansätze, neue Gedanken oder die erste Runde eines Projekts - es sei denn, es handelt sich um High-Risk-Projekte.

"Soviel Freiheit wie möglich" sollte das Paradigma der Selbst- und Mitarbeiterführung sein. Wir sollten also loslegen und uns und unsere Projekte sich frei entfalten lassen. Klappt es, können wir im zweiten Schritt immer noch in Ruhe die formalen (Kontroll-)Vorgaben abarbeiten. Schritt für Schritt und mit der Erfolgsgewissheit im Rücken. Freilassen - so wachsen Pflanzen, Menschen und Organisationen.

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