Zurück in die Zukunft Warum ein Buch die beste Visitenkarte ist

Mehr als 80.000 Leser haben die Leipziger Buchmesse an den ersten beiden Veranstaltungstagen besucht. Es zeigt: Das gedruckte Wort gilt noch etwas - und Menschen, die etwas auf sich halten, sollten schreiben.

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Mahlzeit aus Erdbeeren, Bananen und Chiasamen Quelle: AP
Obst und Gemüse Quelle: dpa
Ein Smartphone, auf dessen Bildschirm "Ausschalten" zu lesen ist. Quelle: dpa
Ein Mann lehnt sich zurück Quelle: Copyright 2007, Mike Watson Images Limited - Fotolia
Eine Frau fährt Fahrrad Quelle: dpa
Menschen im Kino Quelle: Jacob Lund - Fotolia
Ein Mann schläft Quelle: obs Bayer HealthCare Deutschland

Es ist Donnerstagmorgen, kurz vor zehn, als die S5 am Bahnhof Leipzig-Messe die Türen öffnet und eine nicht enden wollende Horde junger Menschen auf den neunminütigen Entenmarsch zur Messehalle entlässt. Die meisten tragen Uniform, Netzstrümpfe, Perücke - gerne auch Eyeliner - und wirken wie Comic-Wesen. ‚Ganz schön jung das Publikum der Leipziger Buchmesse’, denke ich noch. Und vor allem: ganz schön crazy. Denn wer zur Buchmesse geht, trägt doch normalerweise Anzug oder Kostüm, wenn er vom Verlag kommt. Oder Rucksack und Trekking-Schuhe, wenn er eher der Spezies „Publikumsbesucher“ zuzuordnen ist.

Doch die bizarre Hoffnung, Lesen jenseits von Kurznachrichten sei bei der Jugend plötzlich wieder total angesagt, ohne dass es der Autor dieser Zeilen mitbekommen hat, zerbröselt, als sich am Eingang die schreiend Bunten und die dezent Dunkelblauen plötzlich trennen. „Manga-Comic-Con“ steht auf der einen Hallen-Tür. „Buchmesse Leipzig“ auf der anderen. Und so trennt sich das Publikum schön sortiert in Anime-Fans in der einen Messehalle und Gesine-Schwan-Fans in den anderen Hallen.

Kalkül der Veranstalter: Wenn die Jugend erst mal da ist, verirrt sie sich womöglich aus der bunten Glitzer-Welt der Anime-Stars auch in die Hallen mit den Salongesprächen und Buchpreisen. Auch wenn das Konzept nicht ganz aufzugehen scheint und jeder doch eher in seinem Bereich bleibt: Gelegentlich lugt tatsächlich ein Manga-Mädchen zwischen den Verlagsständen von Piper, Random House und Campus hervor und lauscht Heiner Geißlers Frage „Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?“

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Immerhin: Mehr als 80.000 Leser haben das Gipfeltreffen der Bücher allein in den ersten beiden Veranstaltungstagen besucht. Mehr als im vergangenen Jahr. Und so viel, dass man im Gewühl der Verlagsmanager und Presseleute das Gefühl hat, hier werde gerade etwas ganz Wichtiges ausgestellt und besprochen. Etwas, wovon die Internationale Funkausstellung mittlerweile träumen kann. Denn die schicken ARD-Taschen und ZDF-Basecaps werden den Hostessen mittlerweile auf der Buchmesse in Leipzig aus den Händen gerissen und nicht mehr im Sommergarten unter dem Berliner Funkturm, wo früher Fernsehmacher mit viel Klimbim auf ihre Zuschauer trafen und heute überwiegend neue Geräte ausgestellt werden. Hat Buchkritiker Denis Scheck jemals geglaubt, dass eine ARD-Tasche mit seinem Konterfei eines Tages zur Trophäe für junge Fans wird?

Die Buchmesse ist eine Leistungsschau des gedruckten Wortes und zeigt: Neben all den Hörbüchern, e-Readern und Blogs gilt das gedruckte Wort noch etwas. Denn wer wirklich etwas zu sagen hat, sagt es in einem Buch. Und das, obwohl heutzutage ein paar Zehntausend verkaufte Exemplare reichen, um einen Nummer 1-Erfolg in den Sachbuch-Charts zu landen.

Und gerade mal 100.000 verkaufte Bücher bereits als „Spitzentitel“ gelten: Das ist so etwas wie die Champions League im Sachbuch-Markt. Im Fernsehen wäre das die Primetime, wo sogar das „Literarische Quartett“ zehnmal so viele Zuschauer hat und eine gute Sendung von „Markus Lanz“ bis zu zwanzig Mal so viel. TV-Macher lächeln angesichts solch bescheidener Verkaufszahlen gnädig. Und dennoch schieben sich auch zig TV-Talk-Redakteure durch die Hallen, um DEN angesagten Autoren oder DEN Top-Promi mit neuem Buch in der eigenen Show zuerst zu haben.

Soll ich ein Buch schreiben?

Bücher wirken jenseits der 100.000-er-Quote, weil man über sie spricht. Im Fernsehen oder im Radio, in der Zeitung oder im Internet. Ein Buch wirkt auch als lustvoll gekauftes Wissen zwischen zwei Buchdeckeln, das stolz zuhause im Bücherregal platziert wird, ohne dass es je gelesen wird. So repräsentiert keine TV-Sendung, das gelingt auch immer weniger Musik-CDs oder Filmen auf Blu-ray.

Unser Medienkonsum ist flüchtig geworden, denn selbst Musikalben werden heutzutage über Spotify gestreamt. Auch das eigene CD-Regal ist mittlerweile eher zum Staubfänger aus Plexiglas geworden als wirklich „in Betrieb“. Und Fernsehen? Das wird heutzutage immer häufiger aus der Mediathek abgerufen und immer seltener live oder von der Festplatte geschaut.

Zwischen allen Bits und Bytes schlägt sich das gedruckte Wort ganz wacker. Es ist ein Produkt zum Wohlfühlen, das liebevoll ausgesucht, eingepackt und in der Regel verschenkt wird. Bücher sind wie eine Visitenkarte: Der Käufer spiegelt sich mit seinem Charakter darin genauso wie der Autor. Eine intime Verbindung, die kein Online-Beitrag jemals so erreichen wird. Denn gedrucktes Wort sorgt immer noch für eine eher fundierte Auseinandersetzung, während elektronisches Wort im Web doch eher ein Ventil für groben Krawall ist.

So vermeiden Sie Perfektionismus
1. Behalten Sie das große Ganze im Auge.Viele Perfektionisten verzetteln sich in vermeintlich wichtigen Details. Effekt: Das Projekt dauert länger, als es sollte, wird deshalb meist auch teurer als geplant, und die Sache wächst den Betroffenen schließlich über den Kopf. Konzentrieren Sie sich lieber vorrangig auf jene Punkte, die wirklich erfolgsentscheidend sind. Quelle: Fotolia
2. Analysieren Sie weniger.Man kann Probleme durchaus überanalysieren. Auch das ist eine Form von Detailversessenheit. Oder von Aufschieberitis: Aus Angst, loslegen zu müssen und dann womöglich Fehler zu machen, wird immer weiter bedacht, geplant, diskutiert. Nichts gegen gute Planung, aber betrügen Sie sich dabei nicht selbst! Quelle: Fotolia
3. Seien Sie gnädig mit sich selbst.Hören Sie auf, sich selbst zu zerfleischen, wenn etwas mal nicht geklappt hat wie erhofft. Laborieren Sie nicht an dem, was Sie eh nicht können, sondern stärken Sie Ihre Stärken. Chronische Selbstzweifel ziehen runter und machen Sie mit jedem Mal unsicherer. Quelle: Fotolia
4. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen.Jeder kann etwas – und manche eben etwas mehr als andere. Talente sind nun mal ungleich verteilt. Ihre Aufgabe ist aber nicht, für Gerechtigkeit zu sorgen, sondern das Beste aus Ihren eigenen Begabungen zu machen. Quelle: Fotolia
5. Setzen Sie realistische Erwartungen.Kein Mensch wird von Ihnen Wunder erwarten. Es reicht, dass Sie versuchen, Ihre Sache gut zu machen. Oft genügen bereits 80 Prozent vom Optimum, um sein Ziel zu erreichen. Quelle: Fotolia
6. Rechnen Sie damit, Fehler zu machen.Kein Mensch ist unfehlbar. Und das ist sogar gut so: Aus unseren Fehlern lernen wir in aller Regel mehr als aus unseren Erfolgen. Sehen Sie diese also nicht als Feind an, sondern als Chance, über sich hinauszuwachsen. Oder gar auf diesem Weg unverhofft zu einem globalen Durchbruch zu gelangen. Sie erinnern sich: Auch Post-it-Klebezettel, Penicillin oder Viagra verdanken ihre Entdeckung Fehlern, Schlampereien und Mängeln. Quelle: Fotolia
7. Bitten Sie um Hilfe.Keiner kann alles alleine schaffen. Es ist sogar eher ein Zeichen von Größe, seine eigenen Schwächen zu kennen und an eben jenen Punkten um Hilfe zu bitten, um den Nachteil durch einen wahren Experten auszugleichen. Quelle: Fotolia

Deshalb: Wer schnell und aktuell etwas Kontroverses zu sagen hat, sagt es in elektronischen Medien. Wer seinen Lesern etwas für die Ewigkeit mitgeben möchte, sagt es auf Papier. Das klingt nach gestern, ist aber in Wahrheit ein Rat, der zurück in die Zukunft führt .„Soll ich ein Buch schreiben?“, werden wir in unseren Coachings oft gefragt. Unsere Antwort lautet meist: „Ja“ – mit Ausrufezeichen.

Denn Bücher sind die wertigste Visitenkarte, die Wirtschaftsführer, Promis und Vordenker aus anderen gesellschaftlichen Bereichen abgeben können. Ein Buch erhöht die Chance, zum Interview eingeladen zu werden, gehört zu werden. Es ist immer noch wie ein amtlicher Stempel auf eine These. Wer ein Buch geschrieben – und einen Verlag dafür gefunden hat – wurde quasi beglaubigt. Das zahlt ein auf das eigene Image.

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Übrigens: Wer einmal auf einer Buchmesse gesehen hat, wie viele Selfies der Thriller-Autor Sebastian Fitzek seinen Fans geben muss, der sollte sich noch heute hinsetzen und darüber nachdenken, was er Deutschland mitzuteilen hat. Der Buch-Star war früher Radio-Manager bei RTL und hat auch heute noch einen Schreibtisch im Sender.

Er wurde also nicht als Bestseller-Autor geboren, sondern komponierte im Radio lustige Comedies, Gewinnspiele und die größten Hits. Fitzek ist vor elf Jahren als Autor mit einer Auflage von bescheidenen 4.000 Exemplaren gestartet und sagt von sich selbst, sein Erfolg hänge zu gerade mal fünf Prozent von seinem Talent ab. Mittlerweile hat er weit über acht Millionen Bücher verkauft. Zurück in die Zukunft, zurück zum Buch, das offenbar niemals so ganz weg war: Das ideale Medium für Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben.

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