WirtschaftsWoche Online: Kleider machen Leute. Machen Kleider auch Karrierevorteile?
Elisabeth Motsch: Ich kenne ein Beispiel aus einem Unternehmen mit 8000 Mitarbeitern, wo jemand vor einem Karrieresprung in eine Top-Position stand. Dem wurde durch die Blume gesagt, dass er diese Position wegen seines Kleidungsstils wahrscheinlich nicht erreichen wird. Der hatte zwar immer einen Anzug an, aber repräsentierte einfach nicht das Unternehmen.
Also reichen Schlips, Hemd und Kragen nicht…
Wenn Sie heute in Frankfurt am Flughafen stehen und es geht eine Maschine nach Rom und eine nach München, sehen Sie an den Anzügen der Männer, wer in welchen Flieger steigt. Das ist typisch deutsch, sich ein weißes Hemd, irgendeine Krawatte und einen Anzug anzuziehen und zu glauben, dass das reicht. Erst die Qualität und das stilvolle Zusammenspiel von Anzug, Hemd und Krawatte machen das Outfit perfekt.
Was kann bei einem Business-Outfit denn schief gehen?
Meistens hapert es an der Passform des Anzugs, dem Schick und der Finesse des Outfits, oder Anzug, Krawatte und Hemd passen nicht zusammen. Deshalb Hände weg vom Kombinationsangebot beim Discounter.
Wie findet Mann den passenden Anzug, wenn er keine Ahnung von Mode hat?
Man kann zu einem Herrenausstatter gehen und sich beraten lassen. Da ist man aber manchmal einfach ausgeliefert, weil nicht jede Verkäuferin einen guten Geschmack hat oder die aktuelle Mode verkauft wird – ob sie nun zum Typ passt oder nicht. Rainer Calmund zum Beispiel hat keinen dynamischen Körperbau. Da passt keine dynamisch gestreifte Krawatte, auch wenn sie noch so modern ist.
Und woher weiß Mann, in welchem Geschäft er dem Urteil der Verkäufer vertrauen kann?
Man kann Kollegen oder Bekannte, die sehr gut angezogen sind, fragen: „Mit welchem Herrenausstatter bist du sehr zufrieden, wo gehst du denn hin?“ Da sollte man dann auch bleiben. Alternativ kann man sich ein Beispiel an einer berühmten Person oder einem Kollegen nehmen. Dann muss man sich fragen, wie zieht der sich an und was macht der gut?
Und wenn Männer so überhaupt kein Interesse an Mode und Shopping haben?
Dann ist Personalshopping sehr gut investiertes Geld. Auch hier kann man Bekannte fragen, ob jemand einen Personalshopper kennt. Die Homepage sagt auch schon einiges über Referenzen aus. Wichtig ist, sich nicht an einen Stilberater zu wenden, der sich auf Hausfrauen spezialisiert hat. Sonst kommt man im beigen Anzug zum wichtigen Meeting, weil man ein sogenannter „Frühlingstyp“ ist. Es muss schon jemand sein, der auch im Business arbeitet.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Wie viel Geld muss ich denn für ein gutes Business-Outfit mindestens ausgeben?
Wenn wir von einem guten Anzug im mittelpreisigen Segment sprechen – also nicht Joop oder sowas – dann kostet ein Anzug um die 300 Euro. Ein Hemd 60 bis 70 Euro, eine qualitativ hochwertige Krawatte auch 60 bis 70 Euro, dann kommen noch Socken und Gürtel dazu. Schuhe sollten nicht unter 100 Euro Kosten.
Aber mit einem Anzug und einem Hemd ist es nicht getan…
Männer brauchen mindestens fünf Hemden, besser sind sieben oder zehn. Aber mit fünf kommen sie über die Woche. Dann noch fünf Krawatten – für jeden Tag eine – und Minimum drei Anzüge. Selbst Männer, die mehr Anzüge im Schrank hängen haben, tragen meist nur ihre fünf Lieblingsteile, da ist es wie bei den Frauen. Aber drei Outfits braucht ein Mann mindestens.
Da kommen einige Kosten zusammen…
Bei einem kleinen Budget rate ich immer, zu Outlets zu gehen oder auf den Schlussverkauf zu warten. Man kann sich auch im Internet informieren, wo es Abverkäufe gibt. So kommt man auch bei teuren Geschäften an günstige Anzüge mit guter Qualität.
Was heißt denn gute Qualität? Muss es ein Marken-Anzug sein?
Nein, Marke muss nicht sein. Das Material muss gute Qualität haben und strapazierfähig sein und darf nicht nach ein paar Mal tragen speckig werden und anfangen zu glänzen. Am besten besteht der Anzug aus reiner Wolle, oder zumindest nicht aus einem Materialmix. Ich rate von Kunstfaser ab. Da ist auch das Futter aus Polyester. Darin schwitzt man leichter und der Anzug muss häufiger in die Reinigung.
Muss ein Anzug denn immer zur Reinigung oder tut es zur Not auch einmal die heimische Waschmaschine?
Ich würde einen Anzug nie in die Waschmaschine werfen, sondern immer in die Reinigung geben. Frauen waschen ihre Blazer gerne in der Waschmaschine. Da wirft dann die Schulterpartie Falten. Die bekommt man beim Bügeln nicht ganz weg. Das mag in manchen Branchen in Ordnung sein, bei einer Bank beispielsweise ist es das nicht.