Seine Tasche ist für Dirk Schmidinger weit mehr als ein Gebrauchsgegenstand. Als Deutschland-Chef des Taschen- und Kofferherstellers Samsonite dient sie ihm auch als Aushängeschild. Seine Wahl: „Ich liebe im Berufsalltag die klassische Lederaktentasche mit dem gewissen Etwas“, sagt Schmidinger. „Das kann ein roter Reißverschluss oder ein orangenes Futter sein.“
Solch modische Spielereien werden bei Herrentaschen immer salonfähiger. „Die Tasche ist für Männer zum Accessoires geworden und der Markt ist noch lange nicht ausgereizt“, sagt Schmidinger. Das Angebot wird immer vielfältiger – so wie es bei Damenhandtaschen schon lange der Fall ist. Dadurch haben Männer jedoch auch immer häufiger ein unter Frauen weit verbreitetes Problem: die richtige Tasche zu finden. Dabei bleibt die goldene Taschenregel im Berufsalltag für beide Geschlechter die gleiche: weniger ist mehr.
Männer liegen beispielsweise mit einer klassischen Aktentasche immer richtig. Diese sollte laut Robin Bauer, Abteilungsleiter für Premiumaccessories bei der Edelkaufhauskette Breuninger, so zeitlos wie möglich sein: „Männer sehen eine Business-Tasche als Lifetimeinvestment“, sagt Bauer. Statt auf Trends sollten Käufer daher auf hochwertiges Leder und eine gute Verarbeitung achten. „Am besten ist langlebiges Leder, das mit der Person altert und Patina bekommt.“
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Bei den Farben sollten Geschäftsleute vor allem dunkle, gedeckte Töne wählen, wie schwarz, dunkelbraun oder grau – am besten die gleichen Farben wie bei Schuhen und Gürtel. „Das sorgt für einen harmonischen Look“, sagt Bauer. Wer es verspielter mag, kann etwa zu einem gemusterten Modell greifen. „Das Muster sollte aber zurückhaltend sein.“
Dies gilt vor allem dann, wenn das Muster einer bestimmten Marke zuzuordnen ist, wie bei Louis Vuitton oder Gucci. „Die Business-Tasche bei Herren soll durch ihre Qualität überzeugen, eher weniger durch ihre Marke“, sagt Bauer. Außerdem rät der Modefachmann, beruflich nicht zu exotischem Leder wie Krokodil zu greifen. „Die Träger könnten damit jemanden zu nahe treten oder provozieren.“
Was für Botentaschen und Rucksäcke gilt
Bei vielen Männern sind auch sogenannte Messenger- oder Botentaschen beliebt. Ihr Vorteil: Sie lassen sich um die Schulter hängen, sodass der Träger beide Hände frei hat. Bauer empfiehlt jedoch Anzugträgern davon abzulassen. „Der quer über die Brust laufende Riemen kann den Anzug-Look zerstören“, sagt Bauer. „Im schlimmsten Fall verzieht er alles: das Jacket, die Krawatte.“
Wer trotzdem nicht auf die Botentasche verzichten will, sollte zu einem Modell mit Henkel greifen, das sich bei Bedarf in der Hand tragen lässt. Der Riemen sollte außerdem möglichst dünn sein – dieser dominiert dann weniger das Gesamtbild beim Umhängen.
Beim Design gilt bei Messengertaschen um so mehr, dass es möglichst zurückhaltend sein sollte, findet Bauer: „Sie liegt eng am Körper an und verbindet sich mit dem Look.“ Und diesen sollte sie möglichst nicht stören. „Da braucht es keinen Schnickschnack. Das ist kein Statement, wie eine Aktentasche, die in der Hand wirkt“, sagt Bauer.
Außer der Botentasche hält auch zunehmend der Rucksack ins Geschäftsleben Einzug, stellt Dirk Schmidinger von Samsonite fest. „Die Generation, die mit Rucksäcken groß geworden ist, führt diese nun ins Büroleben ein“, sagt er.
Mit seiner sportlichen Herkunft stellt ein Rucksack zum Anzug für Bernhard Roetzel, Autor des Bestseller-Ratgebers „Der Gentleman“, einen Stilbruch dar: „Das sieht genauso albern aus, wie jemand im Blaumann mit Aktenkoffer“, sagt Roetzel.
Weniger streng sieht das Schmidinger: „Noch ist das nichts für den 60-jährigen Daxvorstand, aber wohl für einen Agenturchef, der mit Sakko und Chino unterwegs ist.“ Auch zum Anzug kann sich Schmidinger einen Rucksack gut vorstellen: „Es gibt sehr schöne Ledermodelle, die auch dem klassischen Anzugträger mit Burberry-Mantel stehen würden.“ Bei Rucksäcken gilt ansonsten das gleiche wie Akten- und Botentaschen, was Farbe, Qualität und Zurückhaltung angeht.
Worauf Frauen achten sollten
Bei Damentaschen dürfen es ruhig etwas mehr Applikationen sein – allerdings immer noch weniger, als Frauen es in ihrer Freizeit gewöhnt sind. „Frauen müssen bei der Business-Tasche einen Gang zurückschalten“, sagt Robin Bauer von Breuninger. „Sie müssen sich vor Augen halten, dass sie sich keine Saisontasche holen, sondern eher ein zeitloses Modell.“ Bei Farben, Qualität und Verarbeitung sind die gleichen Regeln wie bei Männern angesagt.
Das weibliche Geschlecht hat es nochmals schwerer, die richtige Tasche zu finden, findet die Stilberaterin und selbsternannte Taschentherapeutin Rosanna Pierantognetti. Einerseits haben Frauen eine größere Angebotsvielfalt, andererseits haben sie eine emotionale Bindung zu ihren Taschen. „Eine Tasche ist für Frauen wie eine gute Freundin“, sagt Pierantognetti. „Männer sind da deutlich praktischer veranlagt.“
Für Frauen, die gerne trendige, auffällige Taschen tragen, hat Taschentherapeutin Pierantognetti, eine Lösung: „Nach außen sollten sich Frauen ihrer Branche anpassen und sich dafür im Tascheninnern ausleben“, sagt Pierantognetti. Das geht beispielsweise mit einem ausgefallenen Portemonnaie, einem bunten Kosmetikbeutel, einem Glücksbringer oder Urlaubserinnerungen.
Bei den Formen rät die Expertin von großen, beutelartigen Modellen ab. Stattdessen sollten Frauen zu geradlinigen, eckigen Taschen greifen, wie zu einer Shopper oder einer Navy-Bag. „Eine eckige Tasche steht für Ordnung und lässt die Trägerin strukturierter erscheinen“, sagt Pierantognetti.
Gerade unter jungen Frauen ist der Nylon-Shopper von Longchamp verbreitet. „Sie glauben, so eine gute Marke zu tragen und nichts falsch zu machen“, sagt Pierantognetti. Aber vorsicht: „Er eignet sich eher für Berufseinsteigerinnen, aber nicht für gestandene Geschäftsfrauen mittleren Alters“, sagt Bauer.
Ein Nachteil des Nylon-Shoppers: Er hat keine Fächer. Dies ist jedoch wichtig, um alle Inhalte schnell griffbereit zu haben. Gerade im Büro kostet Zeit schließlich Geld. Hat eine Tasche keine oder nicht genug Fächer, hilft ein sogenanntes Bag-in-the-Bag-System weiter: Hierbei kommen kleine Taschen und Beutel in die große Tasche: „Das rate ich vor allem chaotischen Frauen und denen, die oft ihre Tasche wechseln und umpacken müssen“, sagt Pierantognetti.
Das richtige Handgepäck für den Business-Trip
Auf Geschäftsreisen bieten sich für beide Geschlechter sogenannte Rolling Totes an, kleine Trolleys im Handgepäckformat. Diese eignen sich sowohl als Hartschalen- oder Weichgepäckstück. Bauer empfiehlt Geschäftsreisenden eher Hartschalenkoffer: „Sie bieten eine klarere, geradlinigere Optik.“ Samsonite-Manager Schmidinger rät Kunden außerdem, auf bruchfestes Material zu achten. „ABS ist super leicht, aber weniger bruchsicher“, sagt er. „Besser ist es, Koffer aus Polypropylen zu nehmen. Das ist deutlich stabiler und mittlerweile ebenso leicht.“
Wer möglichst keine sichtbaren Kratzer an der Hartschale haben möchte, sollte zu einem matten Material greifen. „Je glänzender ein Hartschalenkoffer ist, desto eher sieht man Kratzer“, sagt Schmidinger. Ansonsten hilft hier auch ein gemustertes, reliefartiges Profil.
Der Nachteil bei Hartschalenkoffern: Anders als Weichgepäck haben sie bis auf wenige Ausnahmen keine vorgelagerten Taschen. Dort können Geschäftsreisende beispielsweise Unterlagen griffbereit verstauen. Und auch sonst muss sich Weichgepäck vor der Hartschale nicht verstecken. „Der verbreitete Glaube, dass Gegenstände in Weichgepäckstücken schlechter geschützt sind, ist falsch“, sagt er. „Letztlich kommt es auf die Kunst des Packens an, um knittrige Kleidung zu vermeiden.“ So könnten Hemden beispielsweise gerollt und aufrecht nebeneinander in den Koffer gestellt werden.
Außer dem Material ist bei einem Trolley auch das Gestänge wichtig. „Ich würde immer einen Koffer mit doppeltem statt einfachem Gestänge nehmen“, sagt Schmidinger. „Das ist stabiler und einfacher im Handling.“ Mit all diesen Tipps kann im Büro, beim Geschäftstermin oder auf dem Business-Trip nichts mehr schief gehen.