Sie ist ein Relikt. Die Uhr. Die Zeit lässt sich überall ablesen. Am Telefon, am Smartphone, am Computer. Am Handgelenk wird sie zum Statement. Sie gilt gemeinhin als einziger Schmuck, den Männer tragen, auch wenn das sich in Zeiten von Piercings sicher gewandelt hat. Doch welche kaufen? Wer mehr sucht als einen einfachen Zeitanzeiger mit Quarzwerk, sondern ein wertiges Stück kaufen möchte, das auch in einigen Jahren gefällt, sieht sich trotz Smartwatches und Sportuhren einer unüberschaubaren Zahl an Modellen gegenüber.
Und nicht jede Uhr passt zu jeder Lebensphase oder zu jedem Job. Denn dort wo Kostüm oder Anzug vorherrschen, bleibt nur wenig Raum, seiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Hier ein paar Vorschläge und Alternativen zu Evergreens der Uhrenwelt:
Für den Berufseinstieg
Erster Tag im neuen Job – da möchte keiner unangenehm auffallen. Falls doch, hiermit gelingt das auf jeden Fall: die Horological Machine von MB & F. Die meisten Berufseinsteiger werden jedoch einen dezenteren und – augenscheinlich auch bescheideneren – Auftritt wählen. Das bedeutet nicht, dass am Handgelenk eine einfache Quarzuhr ticken muss, die vor allem eines ausstrahlt: langweilige Vernunft.
Gespür für Werte wie Langlebigkeit und Nachhaltigkeit lassen sich mit geschickt gewählten Modellen an den Tag legen. Allen voran sind in diesem Segment zwei deutsche Hersteller, die seit Jahren sehr erfolgreich sind: Junghans aus dem Schwarzwald und Nomos aus Glashütte.
Die Junghans-Modelle, die nach dem Gestalter Max Bill benannt sind, bieten eine klare Formensprache und – je nach Ausführung – ein mechanisches Uhrwerk. Der Vorteil: Auch die Modelle mit Quarzwerk sehen nicht anders aus als die mechanischen Geschwister.
Bei Nomos in Glashütte hingegen sind ausschließlich mechanische Uhrwerke verbaut und inzwischen auch einige aus eigener Herstellung. Werden andernorts fertige Werke von Schweizer Produzenten zugekauft und je nach Anspruch aufgehübscht, steckt in Nomos eigenen Uhrwerken Gehirnschmalz und eigene Teile. Das verspricht eine höhere Wertstabilität. Die Erfolgsgeschichte von Nomos ist untrennbar mit dem Modell Tangente verbunden, das zwar noch unter 2000 Euro zu haben ist, aber damit trotzdem keine Uhr ist, die man sich so einfach zum Geburtstag wünscht.
Allen genannten Modelle kommt eine Entwicklung der vergangenen 15 Jahre entgegen: Es sind Unisex-Uhren. Frauen tragen immer größere Uhren und die einst üblichen Durchmesser von 36 bis 38 Millimeter sind am männlichen Handgelenk eine Weile unpopulär gewesen. Mit farbigen Armbändern erhält eine Uhr eine andere Wirkung.
Nach der Beförderung
Wer sich unter eine Gruppe aufstrebender Berater und Banker mischt kann sicher sein: Eine Rolex ist mindestens vertreten. Die Marke, die schadlos die Umarmung durch Gangsterrapper übersteht, ist die gesuchte Allzweckwaffe im Arsenal des Managers. Das Modell Submariner ist so stilbildend, das sich über die Jahre zahlreiche Hersteller an der Gestaltung orientiert haben – manchmal zu sehr.
Die Oyster Submariner Date wird mehrheitlich in schwarz getragen. Die Ausführung in Grün trug den Zusatz Frogmariner und war besonders begehrt. Zur Swatchgroup gehört die Marke Certina, die sich mit ihren Modellen an den Einsteiger widmet. Die DS-Action weicht in der Summe der kleinen Unterschiede von dem Original für 8200 Euro klar ab – die maskuline sportliche Erscheinung ist hingegen die gleiche. Und auch für diese Taucheruhr gilt: Sie wird inzwischen selbstverständlich von Frauen getragen.
Wer bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, dass ein Kollege mal einen genauen Blick aufs Zifferblatt werfen will, kann sich bei dem Hersteller Davosa die Produktpalette anschauen. Für etwas über 1000 Euro gibt es Modelle, die sich extrem am Vorbild Rolex orientieren.
Nur eines ist auf wenig ratsam: Im Urlaub in Asien oder beim Städtetrip nach New York eines der schnell auf der Straße angebotenen Fake-Modelle kaufen. Und schon gar keine, die eine Uhr für 100.000 Euro nachahmt, aber nur 150 Dollar kostet. Alle Kollegen, die schon mal bei einem Juwelier vor der Auslage standen, werden wissen, was Sie da angeblich haben und die Stirn runzeln. Es macht sicher keinen guten Eindruck, wenn man mehr Geld zur Schau stellt, als man tatsächlich hat oder eben auf Fälschungen zurückgreifen muss.
Wer sich ein wenig abheben will von den Kollegen, kann dies mit einem der zahlreichen Modelle aus der Gattung Fliegeruhr tun. Die heißen so, weil sie bestimmte Charakteristika aufweisen, die in der Frühzeit der Fliegerei wichtig waren. Das allerwichtigste für Piloten war zu Beginn, dass sie die Uhrzeit schnell und zuverlässig ablesen können.
Große Uhren mit heute fast untragbaren Durchmessern waren nicht unüblich. Geblieben ist für die heutige modische Anlehnung das schwarze Zifferblatt und die weißen Zeiger und eine große Aufzugskrone, da die Uhren oft mit Handschuhen bedient wurden.
Was den Deutschen beim Online-Luxus-Kauf wichtig ist
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Quelle: McKinsey Verbraucherumfrage unter 550 Teilnehmern, Juni 2014
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Solche Fliegeruhren sind eine Domäne der maskulinen Marke IWC aus Schaffhausen. Die „Big Pilot’s Watch“ ist so ein Statement, das je nach Statur des Trägers sehr auffällig, aber auch passend aussehen kann. Die Optik der Instrumente aus Cockpits ist intakt – mit rund 10.000 Euro aber auch nicht mehr ganz Eine weitaus preiswertere Alternative sind Modelle aus dem Haus Stowa.
Die in Engelsbrand in Baden-Württemberg ansässige Marke bietet eine ganze Palette an kleineren bis größeren Fliegeruhren an mit typischen Merkmalen der Gattung – schon für gut ein Zehntel des Preises der IWC, deren Wert natürlich über Jahre bestehen bleibt. Die Stowa Fliegeruhren werden mit Uhrwerken aus der Produktion der ETA hergestellt, einem der größten Zulieferer für Uhrenwerke, der zur Swatchgroup gehört.
Für den Chefposten
Es sollte nun jeder wissen im Unternehmen: Sie haben Karriere gemacht. Sie sind oben, Chefin, Boss und Bestimmerin. Alles hört auf ihr Kommando. Selbst beim kooperativsten Führungsstil – irgendwer muss die Entscheidungen treffen. Das sind Sie. Eine Uhr, die dazu passt, kann viele Signale aussenden. Sie kann vom Geldsegen künden, der damit einhergeht, sie kann ihn leugnen (und dennoch unendlich viel Geld kosten), sie kann vom vernünftigen Umgang mit Geld sprechen – und Geschmack verraten.
Dann geht es um die Frage, wen sie beeindrucken oder hinters Licht führen wollen. Große Uhren mit viel Knöpfen – das ist zum einen modern und sieht nach Geld aus. Wer sich in einem Umfeld bewegt, das mit ziemlicher Sicherheit nicht viel von Uhren versteht, ist es jeweils leichter, die gewünschte Nachricht auszudrücken.
Ab gewissen Summen – und über die reden wir in der Chefklasse – sind mechanische Uhren auch Wertanlage. Diesen Aspekt sollte man bei der Wahl nicht ganz außer Acht lassen. Wertstabil sind nur sehr wenige Marken – welche das sind, das verrät oft der Blick in die Auktionsergebnisse von Sotheby’s oder dem Spezialisten Antiquorum.
Wenn es um Versteigerungsrekorde geht, dann wird einem immer wieder ein Name begegnen: Patek Philippe. Die Manufaktur aus Genf ist in Familienbesitz hat in der Unternehmenshistorie zahlreiche wichtige Entwicklungen vorgestellt: Wer sich eine kauft, kann davon ausgehen, sie auch Jahre später noch mindestens für das gleiche Geld veräußern zu können – gute Pflege und Besitz von Papieren und Verpackung vorausgesetzt.
Wer mit einer Patek Philippe für viel Geld vor allem unter Kennern noch ein besonderes Hochziehen der Augenbrauen aus Respekt erzielen will, wählt Modelle aus Platin. Optisch kaum bis gar nicht von Weißgold oder Stahl zu entscheiden, verraten nur Gewicht, aber vor allem ein kleiner Diamant auf dem Gehäuse, dass es sich um das teuerste Gehäusematerial handelt.
Dezenter lassen sich heftige Investitionen in die Armbanduhr kaum tragen. Nur anders. Die Restaurationsarbeit historischer Uhrwerke von Michel Parmigiani für die Familie Sandoz mündete in dem Aufbau einer eigenen Marke. Parmigiani-Uhren sind dezent und die Marke vor allem unter Uhrenkennern bekannt – und teuer.
Für eine einfache Dreizeiger-Uhr, die lediglich Minuten, Stunden und Sekunden anzeigt, werden mehr als 10.000 Euro fällig. Ähnlich dezent und zeitgleich hochwertig sind Patek Philippes Modelle Calatrava oder Nautilus, die selten aus der Ferne als das erkannt werden, was sie sind: Hochwertige Schmuckstücke.
Wer es ästhetisch etwas moderner mag, kann auf eines der spannendsten Modelle im mechanischen Uhrenbau der vergangenen Jahrzehnte zurückgreifen: Die Modelle der sehr jungen Marke Ressence. Die Besonderheit: Die Anzeige unter dem gewölbten Uhrglas ist samt der mechanischen Teile von Öl umgeben. Der obere Teil der Uhr ist deswegen geschlossen, die Uhr wird von unten per mechanischem Uhrwerk angetrieben, die Kraft wird über Magneten übertragen. Von außen ist das alles kaum zu erkennen. Sie wirkt aber als sei es es ein hochauflösendes Display. Was auf die Schnelle keiner vermutet: Sie kostet bis zu 33.000 Euro. Understatement pur.