Comeback Auf Wiedersehen

Scheitern ist keine Schande. Erst recht, wenn bald darauf die perfekte Wiederauferstehung folgt. Wie Sie ein erfolgreiches Comeback inszenieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Wolfgang Bernhard Quelle: dpa

Auf seine alten Tage wählte Phönix ein drastisches Mittel zur Auffrischung. Der bunte Vogel verbrannte sich selbst – nur um aus seiner eigenen Asche jedes Mal rundum erneuert wieder aufzuerstehen, strahlender als je zuvor. Für die antiken Griechen wie für die alten Ägypter war der mythische Feuervogel damit das Sinnbild für Unsterblichkeit, weil er sich jederzeit regenerieren konnte, selbst wenn Feinde ihn zuvor verwundet hatten.

Der flammende Vogel taugt zum Vorbild. Nur die Toten kehren nicht zurück, lautet die Weisheit des französischen Moralisten Bertrand Barère de Vieuzac. Für alle anderen ist ein Comeback – die gelungene Auferstehung nach dem Absturz – eine fabelhafte Chance, an Macht und Ansehen zu gewinnen und späte Genugtuung für einen schmachvollen Abgang zu finden. Ein gekonnt inszeniertes Wiedersehen schmückt den Lebenslauf und kann Reputation wie Marktwert des glorreichen Rückkehrers enorm steigern – vorausgesetzt, das Manöver gelingt.

Wie etwa bei Klaus Kleinfeld. Nur wenige Wochen waren seit seinem Abgang als Siemens-Chef vergangen, da tauchte Kleinfeld in den USA wieder auf – in der Siegerpose eines Präsidenten des weltweit zweitgrößten Aluminiumherstellers Alcoa. Der Posten mit Sitz in New York war sogar eigens für ihn geschaffen worden. Das klingt so richtig nach Globalprestige, Überstatus, Begehrlichkeit, Bedeutsamkeit und jeder Menge Lametta.

Oder Wolfgang Bernhard. Dem forschen Automanager gelangen schon zwei Comebacks: Ende Juli 2004 hatte er DaimlerChrysler verlassen, weil er dem damaligen Konzernchef Jürgen Schrempp öffentlich widersprochen und bei Mercedes Sanierungsbedarf angemeldet hatte. Ein halbes Jahr später erschien Bernhard zurück auf der Bildfläche – als vielgepriesener Sanierer und neuer Markenchef bei VW. Allerdings machte er auch dort wieder den Fehler, die viel zu teure Autoproduktion öffentlich anzuprangern und im Umgang mit Mitarbeitern einen zu forschen Ton anzuschlagen. So verscherzte er es sich mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder. Nach dem Rausschmiss im Mai dieses Jahres kam dann die Wiederkehr 2.0 – diesmal als Berater des amerikanischen Finanzinvestors Cerberus, für den Bernhard als Ex-Insider die Übernahme von Chrysler eintütete. Die Botschaft ist klar: Dieser Mann lässt sich nicht unterkriegen.

Oder Michael Träm. Der ehemalige Europachef von A. T. Kearney verließ das Beratungsunternehmen 2004 vorzeitig, nachdem aufgeflogen war, dass er seinen Doktortitel zu Unrecht führte. Das war zwar enorm peinlich, lähmte den umtriebigen Träm aber keineswegs. Leise, still und eilig holte der 44-Jährige die Promotion an der Universität Saarbrücken nach und meldete sich Ende September als Welt-Chef der Unternehmensberatung Arthur D. Little (ADL) zurück – immerhin der Mutter aller Beratungsunternehmen. Hausaufgaben gemacht. Setzen. Eins.

Einmal vom Olymp in den Hades und wieder zurück – solche Retouren sind keine Seltenheit. Einer Studie der Technologieberatung Booz Allen Hamilton zufolge stieg die Fluktuation in Europas Vorstandsetagen auf Rekordniveau: So nahmen im vergangenen Jahr 15,4 Prozent der europäischen CEOs – mehr oder weniger freiwillig – ihren Hut. Im deutschsprachigen Raum kletterte die Wechselquote sogar von 9,7 (2005) auf 10,7 Prozent. Die durchschnittliche Verweildauer sank damit von 8,3 auf 4,7 Jahre.

Vorrangig ist die steigende Zahl der Firmenfusionen an dieser Entwicklung schuld, aber auch der wachsende Leistungsdruck auf die Führungsriege. Laut der Berater-Studie hat die Zahl leistungsabhängiger Vorstandswechsel seit 1995 um 318 Prozent zugenommen. Von den CEOs mit überdurchschnittlichen Ergebnissen blieb dennoch nur rund jeder Zweite über sieben Jahre im Job. Nur knapp jeder vierte Vorständler konnte sich ähnlich lange halten, wenn seine Ergebnisse nur unterdurchschnittlich ausfielen.

Der Rauswurf muss zudem kein Handicap sein – auch deshalb nicht, weil sich der Nimbus des Scheiterns in den vergangenen Jahren gewandelt hat. Früher stürzte ein Manager, der etwas riskierte und dabei versagte, deutlich tiefer als sein Kollege, der nichts wagte, aber auch nichts gewann. Tempi passati. Risikoscheu gilt neuerdings wieder als Führungsschwäche, der Fehlschlag hingegen als hinnehmbarer Betriebsunfall – solange jedenfalls, wie der Verantwortliche daraus lernt und den Fehler nicht wiederholt.

Wichtig sei es dann allerdings, der Figur des Fehlbaren ein „hübsches Label“ zu verpassen, sagt Marcus Schmidt, Chef der Personalberatung Hanover Matrix in München. Etwa das des mutigen Machers, dessen kühne Vision wahlweise der Markt oder die kleingeistigen Kollegen im Vorstand nicht erkannten.

Jede Karriere braucht – nicht anders als Produkte und Marken – eine Story, die Herkunft und Ziel verbindet und überhöht, Sinn stiftet und Mängel verklärt. Ein beeindruckender Lebenslauf ist, so gesehen, nichts weiter als eine gelungene Erzählung von sich selbst auf hohem dramaturgischem Niveau – zumal dann, wenn der anvisierte Aufstieg von einer Phase des Taumelns, Strauchelns und Stürzens unterbrochen wird. Egal, wie tief der Sturz ausfällt und gleichgültig, ob eigen- oder fremdverschuldet – das perfekte Comeback gelingt vor allem in vier Schritten:

Demission

Wer wiederkommen will, muss erst einmal weg sein. Und zwar so richtig. Wer einigermaßen prominent ist, verabschiedet sich idealerweise mit lautem Getöse aus dem Establishment. So wie Franz Müntefering. Überraschend für Parteifreunde und Kabinett trat er Mitte November von seinen Posten als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister zurück – aus Liebe zu seiner schwer kranken Frau. Große Geschichte, große Gefühle, unangreifbare Moral – Müntefering sorgte für einen glanzvollen Höhepunkt in einem zuletzt nicht mehr ganz so glanzvollen Parteienstreit. Doch die Aktion brachte den gewünschten Effekt: Das Gros der Beobachter und Gefährten zollte dem Aussteiger dafür Respekt und Verständnis.

Wer weniger im Rampenlicht steht und sein Privatleben weniger öffentlich präsentieren will, wählt die Variante 2: hörbar abdanken. „Ravin Mehta schmeißt bei Pixelpark hin“, lautete Mitte November die Überschrift im Online-Branchendienst „Horizont.net“ zur Demission des damaligen Agenturchefs. Es war zwar eine Trennung im üblichen Jargon des gemeinsamen Einverständnisses trotz „unterschiedlicher Auffassungen“, doch bei den Lesern bleibt hängen: Da hat einer bis zur letzten Konsequenz für seine Überzeugung gekämpft und ist – Chapeau! – nicht eingeknickt. Headhunter verbinden mit solcher Haltung Führungs- und Durchsetzungsstärke – auch wenn sich Mehta offensichtlich nicht durchsetzen konnte. Auf Anrufe und Angebote muss so einer trotzdem nicht lange warten.

Allerdings: „Ein Big-Bang verpflichtet stets zum Gegenknall bei der Wiederkehr“, sagt Headhunter Schmidt. Andernfalls bleibt die Erinnerung an den Abschied länger und intensiver haften als das anschließende Hallo.

Beide Alternativen bleiben in der Regel jedoch den ersten beiden Führungsebenen vorbehalten. Für alle anderen ist ein solcher medialer Paukenschlag entweder schlicht unmöglich, weil sich die Medien dafür nicht interessieren, oder er wirkt unverhältnismäßig eitel und deshalb schädlich. Fach- und Führungskräfte der mittleren Ebene können aber ihre Bekannten, Geschäftspartner und relevanten Kollegen per E-Mail oder Brief über den Abschied informieren. Motto: „Das war’s, ich bin raus!“

Zur Strategie „Pipette statt Gießkanne“ rät Heike Cohausz-Voss, Geschäftsführende Gesellschafterin bei der Outplacement-Beratung v. Rundstedt & Partner: Viele Jobwechsler verbrennen sich vorzeitig ihre besten Kontakte, weil sie Mails mit dem Tenor „Suche neuen Job – helft mir!“ versenden. Das lässt nicht gerade auf Souveränität schließen. Klüger sei es, so die Outplacement-Beraterin, die Kontakte zu strukturieren: „Besonders nah stehende Bekannte oder diejenigen Kontakte, von denen man glaubt, dass sie bei der Neuorientierung wichtig werden, sollte man persönlich ansprechen, mindestens aber per Telefon.“

Über den Ausstieg und Abschied sollte stets glaubwürdig und nachprüfbar erzählt werden. Tenor: Nach zehn Jahren erfolgreichen Engagements suche ich nun eine neue Herausforderung – eine Plattitüde, gewiss, aber immer noch besser als gar keine Begründung. Ihr Fehlen riecht stets verdächtig nach Rauswurf. So eine Selbstauskunft muss optimistisch in die Zukunft weisen. Falsch wäre ein larmoyantes „Ich habe von der ewigen Pendelei die Nase voll und ziehe wieder zu meiner Familie nach Rheda-Wiedenbrück.“

Eine kurze Rundmail mit den neuen Verbindungsdaten gibt Ihnen zudem die Chance, Ihre bisher erzielten beruflichen Erfolge subtil in Erinnerung zu bringen. Damit festigen Sie Ihre Reputation und sorgen für positiven Gesprächsstoff – und das ist das Ziel.

Intern wiederum muss die Demission zügig geschehen, sonst verpufft ihre Wirkung. Gestalten, die zwischen den Zuständen „immer noch hier“ und „immer noch nicht weg“ oszillieren, erinnern gefährlich an sieche Untote, die allenfalls Mitleid provozieren.

Bevor Sie von der Bildfläche verschwinden, sollten Sie aber noch ein Büfett und ein paar lobende Abschiedsworte spendieren: Bedanken Sie sich für die Unterstützung im Team, für gewachsene Freundschaften, für die vielen Dinge, die Sie lernen und bewegen durften. Übergeben Sie Ihrem Nachfolger einen bestellten Acker: Geben Sie ihm gute Ratschläge und wichtige Kontakte mit auf den Weg. Denn das Klischee stimmt: Man begegnet sich immer zweimal im Leben.

Und holen Sie Referenzen ein! Das Zeugnis ist oft nur eine rein formale Angelegenheit. Wichtiger sind Empfehlungen, weil sie die Suche nach einem neuen Job erleichtern und als Türöffner dienen. Pflegen Sie deshalb auch Ihr Netzwerk – und zwar bevor Sie gehen! Eine Studie der EU-Kommission zeigt: Rund ein Drittel aller europäischen Arbeitnehmer zwischen 16 und 29 Jahren finden ihre Jobs über persönliche Kontakte. Bei Managern rangiert das Vitamin B gar auf Platz eins der Karrierebeschleuniger: Rund 70 Prozent aller Führungspositionen in Deutschland werden Untersuchungen zufolge über Beziehungen besetzt.

Diskretion

Und tschüss! Ab jetzt tauchen Sie richtig und entschlossen ab – nicht nur für ein paar Wochen in den Malediven-Urlaub. Vorbild Helmut Lang. Der Mann, der wie kein anderer den Stil der Neunzigerjahre prägte, ist der wohl berühmteste Aussteiger und Ex-Modemacher der Welt. Sein Rücktritt fiel, wie seine Mode, eher minimalistisch aus: Lang war einfach weg. Seitdem macht er ein paar Projekte und genießt das Leben auf Long Island.

Oder Ulrich Schumacher. Der ehemalige Infineon-Chef schied im März 2004 nach Auseinandersetzungen mit dem restlichen Vorstand aus dem Amt. Danach ermittelte gegen ihn zwar noch die Staatsanwaltschaft im Zuge einer Schmiergeldaffäre, es kam jedoch nicht zur Anklage und Schumacher blieb knapp drei Jahre lang weitgehend im Hintergrund. Dann tauchte er wieder auf – als Präsident und Vorstandsvorsitzender des chinesischen Halbleiter-Herstellers Grace Semiconductor. Im Grunde macht Schumacher jetzt – wie vorher – denselben Job in derselben Branche, nur eine Nummer größer.

Drei Jahre sind allerdings eine lange Zeit – eine zu lange Zeit für die meisten: „Je nach Position und Branche sollte man mindestens ein halbes Jahr abtauchen, aber auch nicht länger als ein Jahr“, rät Stefan Koop, Partner bei der internationalen Personalberatung Delta Management Consultants. Nach einem Jahr sei über die meisten Pannen genug Gras gewachsen, allerdings wirken dann auch die bisherigen Leistungen zunehmend mickriger. „Und die Leute fangen an, einen zu vergessen“, warnt Koop.

Wichtig sei es, die Zeit sinnvoll zu nutzen – etwas Neues zu lernen, einen MBA zu absolvieren, zu promovieren, ein Buch zu schreiben, ein Startup zu gründen oder ein Unternehmen zu beraten – kurz: Erlaubt ist alles, was dieser Zeit beruflichen Sinn gibt, an den bisherigen Lebenslauf nahtlos anknüpft und zu den Kernkompetenzen passt.

Das Paradebeispiel dafür gibt Steve Jobs ab. Nach einem heftigen Streit im Vorstand flog der Apple-Gründer Mitte der Acht-zi-gerjahre aus seinem eigenen Unternehmen. Der damals 30-Jährige stand in der Öffentlichkeit plötzlich da wie ein Versager. Um Jobs wurde es still. Doch er blieb nicht untätig, sondern gründete in kurzer Zeit gleich zwei Unternehmen: NeXT und Pixar. Pixar schuf den weltweit ersten computeranimierten Spielfilm, Toy Story. NeXT wiederum wurde später von Apple übernommen, sodass Jobs 1996 in sein erstes Unternehmen als Held und 1997 als neuer alter CEO zurückkehrte. Die von NeXT entwickelte Technologie bildete sogar die Basis für die spätere Renaissance von Apple.

Andere schreiben in der Diskretions-Phase sofort diverse Personalberater an und verschicken ihre Lebensgeschichte wie Flugblätter – eine Art Kurzschlusshandlung, die enorm destruktiv wirkt. Wer den Kontakt zu den Headhuntern vorher schon nicht gepflegt hat und sie nur in Notlagen anzapft, offenbart nur eines: einen berechnenden Charakter. Und für den Fall, dass der Rausschmiss selbst verschuldet oder skandalbelastet war, winken die Berater sowieso ab – nicht vermittelbar. In einer solchen Lage hilft nur Geduld oder der Besuch beim Outplacement-Berater.

Der nutzt die Zeit in der Versenkung zur Standortbestimmung und Selbstanalyse. Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Was ist bisher schief gelaufen? Was hat vielleicht sogar zum Rauswurf geführt? Ist es sinnvoll, den bisherigen Karrierekurs beizubehalten? Oder wäre es besser, etwas völlig Neues zu machen? Der nächste Schritt sollte systematisch und umsichtig geplant werden, statt den Fehler zu machen, übereilt einen Job zu suchen, um wieder ein Einkommen zu haben.

Oft geht es in dieser Phase auch darum, die eigene Scham zu überwinden, fremde Hilfe anzunehmen und Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Gerade Manager halten sich oft für unangreifbar und stürzen umso tiefer, wenn sie von der Kündigung eiskalt erwischt wurden

So wie Harald Prenz, der seinen wahren Namen aus verständlichen Gründen nicht gedruckt sehen möchte. Vor rund einem Jahr wurde der ehemalige Personalvorstand unter einem Vorwand zu seinem damaligen Chef bestellt, der ihm nur ein Dokument hinhielt und schmallippig sagte: „Unterschreiben Sie hier unten. Sie sind gefeuert. Danach verlassen Sie umgehend das Haus!“ Unter Aufsicht eines Juristen musste Prenz sein Büro innerhalb einer halben Stunde räumen. An seinen Rechner durfte er nicht mehr, telefonieren auch nicht. Als er schließlich in die Lobby begleitet wurde, erteilte ihm der Anwalt Hausverbot. Prenz setzte sich in sein Auto, fuhr einige Häuserblöcke weit, dann stellte den Wagen ab und atmete tief durch: „Ich musste erst einmal zu mir kommen. Ich hatte überhaupt nicht realisiert, was da gerade abgelaufen ist.“ Noch im Auto rief er ein paar befreundete Headhunter und Outplacement-Berater an, erzählte ihnen, was passiert war und bat um Rat und einen Termin. Mit Erfolg: Einer der Berater half ihm schließlich wieder zurück in einen neuen Job.

Für Privatzahler ist der Service allerdings nicht billig: Sie zahlen bei namhaften Outplacement-Beratungen zwischen 12 und 22 Prozent ihres letzten Jahresbruttogehalts. Das nutzen einige: Bei den Consultants liegt der Privatkundenanteil im Schnitt bei 15 Prozent.

Doch egal, was Sie in dieser Phase unternehmen: Meiden Sie die Öffentlichkeit! Nur wer sich rar macht, kann eine spürbare Lücke hinterlassen.

Präparation

An dieser Stelle beginnt das eigentliche Comeback – allerdings unter allen Umständen noch im Verborgenen. Nur so gelingt der später wichtige Überraschungseffekt. Konzentrieren Sie sich jetzt vor allem auf die eigenen Ziele: Was will ich noch erreichen? Was passt zu mir? Welche Trümpfe kann ich ausspielen?

Stefan Eishold wählte für seine Kursbestimmung das inspirierende Klima Südafrikas und zog mit seiner Familie für einige Monate nach Kapstadt. Zuvor hatte der ehemalige Vorstand und Aufsichtsratsvorsitzende der TV-Produktionsfirma MME in Köln sich selbst um den Job gebracht. Eine größere Akquisition veränderte die Anteilsstruktur der Produktion, Eishold musste seinen Posten zugunsten des neuen Mehrheitseigners räumen.

Während der Auszeit überlegte er genau, ob er in seiner Branche bleiben wollte und wo jemand mit seinen Fähigkeiten gebraucht würde. Realistisch analysierte er seine Chancen, aber auch seine Bereitschaft, Einschränkungen gegenüber dem bisherigen Jobstatus hinzunehmen. Die Wahl fiel schließlich auf Private-Equity-Gesellschaften, weil er schon während seiner operativen Tätigkeit „Erfahrungen mit vergleichbaren Akquisitionen“ sammeln konnte. Allerdings wollte er unbedingt als Partner einsteigen – ohne hinreichende Branchenerfahrung sei das bei einer der großen Gesellschaften aber „nicht möglich gewesen“.

Also suchte Eishold gezielt Kontakte in die Szene, traf und beriet sich mit Headhuntern, die in der Finanzbranche Leute vermittelten, kontaktierte Manager. Neun Monate nach seinem Ausstieg wurde er » schließlich fündig und Partner bei Arcus Capital in München.

Eisholds Karrierewechsel zeigt, dass es für ein fulminantes Comeback entscheidend sein kann, an alte Erfolge nicht anzuknüpfen. Erstens gelingt das nur selten und ruiniert zweitens meist das alte Image. Eine gelungene Wiederkehr ist mehrheitlich ein Neustart, eine Repositionierung, eine Verbesserung – keine Wiederholung.

Zur Vorbereitung für den Neustart gehört es selbstverständlich, ein ebenso akkurates wie aktuelles Curriculum Vitae (CV) zu verfassen – eigentlich eine Binsenweisheit, aber: „Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich freigestellte Manager anrufe und die haben nicht einmal einen sendefertigen CV auf der Festplatte“, wundert sich etwa Personalberater Schmidt.

Solche Fehler rächen sich schnell, manövrieren Kandidaten ins Aus und werfen unschöne Fragen auf: Kann jemand ein Unternehmen gut lenken, der nicht einmal die wichtigste Sache in seinem Berufsleben – die eigene Karriere – plant und für alle Eventualitäten gerüstet ist, einschließlich des unfreiwilligen Abgangs?

Zur Vorbereitung gehört aber auch rechtzeitige Markenpflege in eigener Sache. Wer seinen bisherigen Posten verlässt – ob freiwillig oder unfreiwillig –, sollte bereits eine Art Nachruf im Geiste verfasst haben: Wofür stehe ich? Was waren meine größten Erfolge? Womit habe ich das Unternehmen geprägt? Welche Spuren habe ich dort hinterlassen? Solche Fragen stellt spätestens der Headhunter. Aber auch für einen selbst sind die Fragen eine nützliche Orientierung, deren Antworten ein überzeugendes Entree bilden, falls Sie sich jemandem vorstellen.

Falls in dieser Zeit jedoch das Gerücht aufkommt, Sie könnten bereits an Ihrer Rückkehr arbeiten, bleibt Ihnen nur, entweder zu dementieren und das Comeback zu vertagen – oder sofort Phase vier zu starten:

Sensation

Da sind Sie wieder! Wenn es geht, sogar mit lautem Knall. Je weiter oben Sie in der Hierarchie stehen, desto häufiger sollte Sie sich nun sehen lassen – auf gesellschaftlichen Anlässen, in Presseberichten, auf Partys. Arbeiten Sie hierzu unbedingt mit der Pressestelle des neuen Arbeitgebers zusammen: Was wird wann wie kommuniziert? Wem geben Sie Ihr erstes Interview? Worüber? Auch jetzt geht es darum, Ihren Neustart mit einer perfekten Geschichte über sich selbst und das neue Unternehmen zu verbinden. Eventuell können auch Profis helfen, Ihr Wiedererscheinen an die große Glocke zu hängen, indem Sie diskret über die Bande spielen. Das wirkt noch souveräner und sorgt dafür, dass man Sie und Ihre blendende Wiederkehr bestaunt.

Eine Nummer kleiner, aber nicht weniger wichtig ist, gegenüber Freunden, Bekannten, Kollegen und Wettbewerbern die gute Nachricht zu verbreiten, dass und wo Sie wieder aufgetaucht sind. Geben Sie per Mail, Brief oder Telefon die neuen Kontaktdaten durch, vielleicht auch mit einem kleinen Ausblick auf den neuen Job. Bedanken Sie sich großzügig bei den entscheidenden Wiedergeburtshelfern – und vergessen Sie nie, sich bei Gelegenheit zu revanchieren!

Wer den Effekt steigern will, kann indes vernebeln, wie er die Zeit in der Versenkung verbracht hat. Je mehr Spekulationen sich darum ranken, wie Sie diesen fantastischen neuen Job bekommen konnten und je weniger darüber bekannt ist, welche Mühen Sie dafür auf sich nehmen mussten, desto interessanter werden Sie – und Ihre ganz persönliche Story vom Phönixgleichen, der aus der Asche kam.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%