Blackberry-Ausfälle „Warum zahlen wir überhaupt?“

Bereits den dritten Tag in Folge haben Blackberry-Kunden Probleme, das Internet zu nutzen und E-Mails zu senden. Die Kunden sind sauer – für den ohnehin angeschlagenen Hersteller Research in Motion wird es eng.

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Eine Frau mit einem Blackberry-Smartphone von RIM. Quelle: handelsblatt.com

Viele Blackberry-Nutzer in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika wunderten sich in den vergangenen Tagen: Statt wie gewöhnlich im Minutentakt E-Mails auf ihrem Blackberry zu empfangen, ging über Stunden keine einzige Nachricht auf dem Gerät ein. Auch das Internet hakte immer wieder über längere Zeiträume. Erst am späten Montagnachmittag, dem ersten Tag der Ausfälle, sickerte eine Meldung des Herstellers Research in Motion (RIM) über den Kurznachrichtendienst Twitter durch: Ja, es gebe Probleme und das Unternehmen kümmere sich darum. 

Es dauerte fast zwei weitere Tage, bis das Problem zumindest weitgehend behoben war – im Vereinigten Königreich und Indien funktioniert die Internetfunktion der Blackberrys zum jetzigen Zeitpunkt immer noch nicht vollständig.

Laut RIM war die Ursache für die Ausfälle eine missglückte technische Umstellung. Die Folge daraus war, dass ein enormer Rückstand an Daten aufgelaufen sei. 

Die Kunden sind verärgert. Über Twitter macht etwa Nutzer George Scott seinem Ärger mit den Worten „Zwei Tage! Warum zahlen wir überhaupt?“ Luft. „Sendet mit ein kostenloses Blackberry! Sofort!“ forderte der Nutzer Moataz. Und auf der Seite des Unternehmens beim sozialen Netzwerk Facebook ätzte der Nutzer Syed M. Raza: „Arbeitet ihr wirklich (an dem Problem) oder sollen wir zum iPhone wechseln?“

Damit spricht er einen wunden Punkt des Blackberry-Herstellers an: Dem einstigen Pionier laufen tatsächlich die Kunden davon - obwohl der Smartphone-Markt rasant wächst. Von Juni bis August lieferte RIM nur noch 10,6 Millionen Geräte aus - 1,5 Millionen weniger als im Vorjahreszeitraum. Konkurrent Apple kam im gleichen Zeitraum mit 20,3 Millionen iPhones fast auf die doppelte Absatzzahl.

Fehlende Kunden drücken auf die Gewinne

Der Kundenschwund zeigt sich auch längst schon in den Zahlen: RIM meldete für das zweite Quartal, das im August endete, einen Umsatzrückgang um 15 Prozent - von 4,9 auf 4,2 Milliarden Dollar. Auch der Gewinn krachte ein: von 695 Millionen im ersten Quartal auf 329 Millionen Dollar im zweiten Quartal. Dass das die Analysten nicht gerade begeistert, liegt auf der Hand. Und so empfehlen derzeit mehr als ein Drittel von ihnen, Aktien des Unternehmens zu verkaufen. Fast die Hälfte rät immerhin zu Halten.

Auch das Geschäft mit den populären Tablet-PCs scheint keine Besserung zu versprechen: Während Pionier Apple zwischen April und Juli mehr als neun Millionen i-Rechner abgesetzt hat, lieferte Blackberry gerade einmal rund 500 000 Stück seines Playbooks in den ersten zwei Monaten aus.

Der Konzern versucht dem Kundenschwund bei den Smartphones mit zahlreichen neuen Modellen zu entkommen. Allein von Juni bis August brachte das kanadische Unternehmen in 30 Ländern sieben neue Smartphone-Varianten auf den Markt. Das Unternehmen erhofft sich unter anderem davon, dass die Zahl der ausgelieferten Geräte in den letzten Monaten des Jahres deutlich steigen wird - und zwar um 27 bis 37 Prozent.

Die schwere Panne dürfte dieses Ziel nun zumindest gefährden.

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