Deutsche Gründerszene Was wird das nächste große Ding?

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Gesunde Welt

Francesco Laddomada und Thomas Heinrich Quelle: Presse

Die Deutschen geben immer mehr Geld für ihre Gesundheit aus: Rund 40 Milliarden Euro waren es allein im Jahr 2011 – die Ausgaben der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen nicht eingerechnet. Auch Startups hoffen, davon zu profitieren.

Viele Wirkstoffe werden in Tierversuchen getestet, bevor sie als Arzneimittel auf den Markt kommen. Felix Spöler und Stefan Kray wollen einen Teil dieser Experimente überflüssig machen: Sie kultivieren Hornhäute aus Schlachtabfällen und halten die Organe in einem speziellen Brutschrank über mehrere Wochen lebendig, um daran Wirkstoffe auf ihre Augenverträglichkeit hin zu testen. Das Verfahren soll so aussagekräftig sein wie Tierversuche – nur dass Keratas keine Lebewesen leiden lässt. Das ist nicht nur für Pharmahersteller interessant, sondern auch für Produzenten von Kosmetika und Chemikalien. Die Gründer haben den Start 2012 mithilfe eines Exist-Forschungsstipendiums finanziert und erzielen bereits die ersten Umsätze.

Jeder Mensch hat einen individuellen Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, dem standardisierte Präparate aus der Apotheke oft nicht gerecht werden. Das Berliner Startup Purmeo will dieses Problem lösen: Wer auf der Homepage des Unternehmens Geschlecht, Größe, Gewicht, Sport- und Ernährungsgewohnheiten angibt, kann eine Box mit dem individuellen Mix aus Kapseln und Tabletten bestellen. Kostenpunkt: zwischen 40 und 50 Euro pro Lieferung. Nicolàs Boldt und Peter Haag haben Purmeo 2012 gegründet, Investoren wie Team Europe haben einen hohen sechsstelligen Betrag investiert. „Das wird zwar kein Multimillionen-Business, aber es ist eine lukrative Nische“, sagt Gründer Boldt, der sich das Ziel gesetzt hat, das Unternehmen an einen großen Vitaminhersteller zu verkaufen.

Jeder zweite Deutsche verspürt am Arbeitsplatz oft Stress. Folge: Depressionen und Burn-out, die allein in 2012 für bis zu 53 Millionen Fehltage sorgten. Johann Huber, Peter Schneider, Fabian Alt und Christopher Lorenz wollen Arbeitgebern helfen, das zu ändern: Ihr Unternehmen Soma Analytics entwickelt eine Smartphone-App, die anhand des Tippverhaltens, der Schlafgewohnheiten und der Stimmlage beim Telefonieren den Stresspegel misst. Nutzer der App erhalten personalisierte Empfehlungen, wie sie Stress vorbeugen können; Arbeitgeber erfahren anonymisiert, wie hoch der Stresspegel in ihrem Team ist, und können gegenlenken. Das Unternehmen, das ursprünglich in München gestartet ist, hat inzwischen in London Wurzeln geschlagen und testet seine Anwendung in Pilotprojekten mit mehreren Unternehmen, darunter große Konzerne.

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