Deutsche Telekom Obermanns Damenwahl endet im Eklat

Mit Marion Schick wird eine einstige Ministerin und Managerin neue Personalchefin bei der Deutschen Telekom. Doch trotz ihrer Qualifikationen stößt Schicks Wahl bei Arbeitnehmervertretern auf wenig Gegenliebe.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die einstige baden-württembergische Kultusministerin Marion Schick. Quelle: handelsblatt.com

René Obermann will die Deutsche Telekom weiblicher machen und hat gleich zwei Frauen für den Vorstand des Telekommunikationsriesen durchgesetzt - und sich prompt einen Eklat mit den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat eingehandelt. Stein des Anstoßes ist die Neubesetzung des wichtigen Personalvorstandes. Hier hat der Aufsichtsrat des Bonner Unternehmens die ehemalige baden-württembergische Bildungsministerin Marion Schick berufen, die vom kommenden Jahr an Personalchefin werden soll. Schick war vor ihrer Ministerzeit Professorin für Personalmanagement.

Doch noch vor ihrem Start weht Schick der Wind eiskalt ins Gesicht. Die Wunschkandidatin für das von Thomas Sattelberger geführte Personalressort hat vor allem die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium nicht überzeugt. Sie stimmten im Aufsichtsrat gegen die ehemalige baden-württembergische Bildungsministerin, weil sie befürchteten, dass sie nicht ausreichend die Interessen der Mitarbeiter vertreten könnte.

In einer dem "Handelsblatt" vorliegenden Erklärung heißt es, dass bei den Anteilseignervertretern im Aufsichtsrat eine ausreichende Dialogbereitschaft und ein Verständigungswille bei dieser Personalie gefehlt hätten. Der praktizierte Bestellungsprozess verletze auf eklatante Weise den Grundgedanken der deutschen Mitbestimmung, der sich besonders bei der Bestellung des Arbeitsdirektors ausdrücken müsse. Unschön für die Telekom: Die Arbeitnehmervertreter haben letztlich aus Protest die Sitzung verlassen und sich nicht der Bestellung von Schick zum neuen Personalvorstand beteiligt.

Neben Schick wurde Claudia Nemat, bisher Direktorin der Unternehmensberatung McKinsey, in den Vorstand gewählt. Damit setzt die Telekom beim Thema Frauenquote neue Maßstäbe. Nemat übernimmt im Oktober den Vorstandsbereich Europa. Nemat gilt als Branchenkennerin. Sie habe bereits eine Reihe von Projekten für die Telekom betreut und unter anderem an der neuen Unternehmensstrategie mitgewirkt, erläuterte das Unternehmen.

Claudia Nemat erbt ein schwieriges Amt

Nemats neues Zuständigkeitsfeld ist wegen der Wirtschaftskrise in vielen Ländern Osteuropas sowie der Probleme bei der griechischen Tochter OTE eine der größten Baustellen im Konzern. Der bisherige Europa-Vorstand Guido Kerkhoff hatte sein Amt im Februar entnervt niedergelegt.

Noch nicht bekannt ist, wer das ebenfalls frei werdende Vorstandsressort für Recht und Datenschutz übernimmt. Auch hierfür will Konzernchef René Obermann eine Frau gewinnen. Gute Chancen hat Justiz-Staatssekretärin Birgit Grundmann als Kandidatin für diesen Posten. Die FDP-Politikerin arbeitet seit 1993 im Justizministerium. Bislang gibt es noch keine Frau im Führungsgremium des Telekommunikationskonzerns.

Die Telekom hatte bereits im März 2010 als erstes Dax-Unternehmen eine Frauenquote eingeführt. Bis Ende 2015 sollten demnach 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Unternehmenmit Frauen besetzt sein. „Mit Frauen an der Spitze werden wir einfach besser“, begründete Obermann damals den ungewöhnlichen Vorstoß. Personalvorstand Thomas Sattelberger hatte hinzugefügt, diebisherigen Maßnahmen zur Frauenförderung seien zwar „gut gemeint“ gewesen, hätten aber nicht ausgereicht. Eine „gläserne Decke“ hindere nach wie vor zu viele weibliche Talente an ihrem Weg nachoben.

Sollte die Telekom nun auch noch wie geplant eine dritte Frau in sein oberstes Führungsgremium wählen, würde der Konzern in Deutschland eine Schrittmacherrolle übernehmen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Telekom bei der Förderung von Frauen in Führungsjobs vorprescht. Im März 2010 hatte der ehemalige Telefonmonopolist versprochen, bis 2015 jede dritte Management-Position weltweit mit einer Frau zu besetzen. Seit dem wurden nach Aussagen eines Telekom-Sprechers 200 Managerinnen eingestellt - der Frauenanteil in den Führungsetagen stieg damit auf 23 von 19 Prozent. Die erste Berufung einer Frau ins obere Management nach Verkündung der Quote ging allerdings gründlich schief. Die mit vielen Vorschuss-Lorbeeren bedachte Produktions- und Innovationschefin Anastassia Lauterbach warf bereits im Februar dieses Jahres nach nicht einmal einem Jahr das Handtuch.

Bisher haben Frauen in den Vorständen der DAX-Konzerne Seltenheitswert. In 25 der 30 Dax-Vorstände gibt es nach wie vor überhaupt keine weiblichen Mitglieder. Die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Margret Mönig-Raane, forderte am Montag angesichts der geringen Fortschritte bei der Chancengleichheit für Frauen in der Privatwirtschaft,endlich gesetzliche Frauenquoten einzuführen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%