Deutschland sucht den Supergründer Die ungewöhnlichsten Start-up-Veranstaltungen

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Piraten lassen Hüllen fallen

European Pirate Summit

Die Wände sind bunt besprüht, neben Metallzäunen stehen rostige Autogerippe. Doch die Besucher haben sich keinesfalls auf einen Schrottplatz verlaufen. Wer genauer hinsieht, entdeckt Funken sprühende Roboter und Wasser speiende Saurier aus Eisen. Das Kölner Veranstaltungsgelände Odonien, selbst erklärter „Freistaat für Kunst und Kultur“, ist wie gemacht für eins der angesagtesten Gründerevents der Republik: den European Pirate Summit.

Alle Mann an Bord. Der Piratengipfel lockt Gründer im September nach Köln Quelle: PR

Seit 2011 lockt der Gipfel Jahr für Jahr Hunderte Jungunternehmer an, für die Gründen so abenteuerlich ist wie für Piraten eine Kaperfahrt. Die Analogie stammt von Michael Arrington, dem Gründer des Internet-Portals TechCrunch, der Entrepreneure mit Seeräubern des 17. Jahrhunderts vergleicht: Beide setzen fast alles aufs Spiel, aber haben nur geringe Chancen, einen Schatz zu heben.

Arringtons Vergleich inspirierte Organisator Till Ohrmann, den Piratengipfel ins Leben zu rufen. Er war damals noch Student an der Business and Information Technology School in Iserlohn und wollte eine Veranstaltung aufbauen, um selbst mit Investoren ins Gespräch zu kommen.

Zusammen mit dem Unternehmer Manuel Koelman entwickelte der damalige Student die Idee zum Pirate Summit.

Auf einer Holzplanke, die den Charme eines Schiffdecks versprüht und als Bühne dient, pitchen nicht nur Start-ups um Investoren, sondern auch umgekehrt. An Bord geht es um Erfolg genauso wie ums Scheitern. „Wir wollen, dass die Leute die Hüllen fallen lassen und darüber reden, was beim Gründen weh tut“, sagt Ohrmann, „damit andere daraus lernen.“

Der Zuspruch für die Veranstaltung ist gewaltig. Die Organisatoren verlängern den diesjährigen Gipfel von zwei auf fünf Tage. Ohrmann erwartet mehr als 2000 Teilnehmer und peilt zum ersten Mal einen kleinen Profit an. Gewinne liefert inzwischen auch eine zweite Veranstaltungsreihe, die Ohrmann mit Koelman gestartet hat: die sogenannten Exec I/O-Konferenzen, die mehrmals im Jahr überall in Deutschland stattfinden. Dabei treffen Jungunternehmer mit etablierten Konzernlenkern zusammen. Beide Seiten tauschen sich zu Themen wie Finanzen, Handel oder Mobilität aus. „Nach jedem Pirate Summit sind Konzerne auf uns zugekommen, weil sie mit Technologie-Start-ups in Dialog treten wollen“, erzählt Ohrmann, „das wurde irgendwann so laut, dass uns klar war: Wir müssen etwas tun.“

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