Die Höhle der Löwen "Mir ist ein erstklassiger Gründer wichtiger als ein erstklassiges Geschäftsmodell"

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Auftrag: Gründergeist fördern

Sind Sie daran nicht auch selbst beteiligt? Immerhin betonen Sie immer wieder, dass mehr Leute gründen sollten.
Maschmeyer: So ist es. Doch das Problem ist nicht der Mangel an Mut, sondern der Mangel an Realitätssinn. Wer für fünf Prozent eines Unternehmens 500.000 Euro haben will und kaum Umsatz verbucht, der lebt im Fantasia-Land.
Thelen: Natürlich verstehe ich es als meinen Auftrag, den Gründergeist zu fördern. Wir wollen den Menschen erklären, wie Gründen funktioniert. Aber dazu gehört eben auch, dass man den Menschen die Wahrheit sagt. Gründer dürfen nicht träumen, sondern müssen hart arbeiten. Potenzielle Investoren prüfen alles, wirklich alles ab. Sie wollen sehen, dass der Gründer buchstäblich Gras frisst; dass er bereit ist, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zu arbeiten; und sie wollen sehen, wie weit er schon gekommen ist. Aber wer sofort von einer hohen Bewertung ausgeht und sich noch nicht mal die Zeit genommen hat, die Wettbewerber zu analysieren, der ist raus.

Haben Sie denn den Eindruck, dass die Qualität der Gründer – sowohl in der Sendung als auch im Allgemeinen – besser wird?
Thelen: Ja, da gibt es durchaus einen Lerneffekt. Was aber nicht heißt, dass es nicht auch schlechte Ideen gibt. Man darf nie vergessen: Ein Investor muss spüren, dass der Gründer die Extrameile geht – sonst ist er raus. Ein Start-up zu gründen ist kein Kindergeburtstag.

Wem geben Sie Ihr Geld?
Thelen: Manchmal höre ich einem Gründer zu, der mir sein Geschäftsmodell erklärt und mein Geld will – und verstehe auch nach mehreren Minuten überhaupt nicht, was er eigentlich macht. Im Grunde läuft es auf drei recht simple Fragen hinaus: Was ist dein Markt? Warum bist du besser? Was ist dein Problem – und wie lautet deine Lösung? Wer mir diese Fragen nicht beantworten kann, bekommt mein Geld nicht.

Was ist wichtiger, das Geschäftsmodell oder der Gründer?
Maschmeyer: In der Immobilienbranche sagt man ja gerne: Lage, Lage, Lage. Ich sage: Team, Team, Team. Im Zweifel ist mir ein erstklassiger Gründer wichtiger als ein erstklassiges Geschäftsmodell. Aber ich muss das Produkt natürlich trotzdem so gut verstehen, dass ich mich frage: Macht es das Leben irgendeiner Zielgruppe – hoffentlich einer möglichst großen – bequemer, schneller, besser, gesünder? Würde man dafür bezahlen? Außerdem läuft in meinem Kopf eine Art Minifilm ab, wenn mir jemand eine Geschäftsidee vorträgt.

Und wovon handelt der?
Maschmeyer: Ich stelle mir gedanklich vor, der Gründer hätte irgendwo eine Filiale. Dann frage ich mich: Wie lang wäre die Schlange davor? Es muss ja nicht gleich wie beim neuen iPhone von Apple sein, dass die Menschen mit Schlafsäcken vor dem Geschäft zelten, um das neue Produkt zu bekommen. Aber bevor ich investiere, überlege ich mir: Wenn die Leute von der Idee wüssten – wie heiß wären sie darauf? Würden sie Schlange stehen, um es zu bekommen?

Weiß man nicht innerhalb weniger Sekunden, ob jemand eine gute Idee hat?
Maschmeyer: Ich höre natürlich sofort auf mein Bauchgefühl, möchte aber auch rational die Marktchancen analysieren. Das gebietet alleine der Respekt gegenüber den Gründern. Und ich will auch ausschließen, dass ich eine gute Chance verpasse.
Thelen: Ich bin da härter. Wenn ich nach ein paar Minuten merke: Das passt nicht zu mir – dann bin ich raus.

Und wann bleiben Sie drin?
Thelen: Wenn es klick macht. Ich muss mir vorstellen können, dass das Produkt jemand nutzt, den ich kenne. Und dass das Unternehmen zumindest das theoretische Potenzial hat, irgendwann 100 Millionen Euro wert zu sein. Aber selbst wenn man eine Absage bekommt: niemals frustriert sein! Selbst für Mark Zuckerberg war es einst schwierig, Kapital zu bekommen.

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