Gründer-Brüder Heilemann und Samwer Warum die Start-up-Stars in Logistik investieren

Der Groupon-Klon DailyDeal hat die Heilemann-Brüder reich gemacht. Jetzt setzen sie mit dem Dienst "FreightHub" auf digitale Logistik. Gründer-Konkurrent Oliver Samwer ist schon da – zumindest in Frankreich.

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Fabian und Ferry Heilemann gegen Oliver Samwer Quelle: Presse

In der deutschen Start-up-Szene sind Fabian, 33, und Ferry, 29, Heilemann seit ein paar Jahren feste Größen. Ähnlich wie die rund zehn Jahre älteren Samwer-Brüder hat das Geschwisterpaar aus dem niedersächsischen Hameln vor allem mit dem Aufbau (Holding Sky and Sand) und der Finanzierung (Heilemann Ventures) junger Unternehmen von sich reden gemacht. Ihr bisheriges Meisterstück lieferten die beiden 2011 ab. Da verkauften sie DailyDeal, einen von ihnen 2009 gegründeten Klon des US-Rabattportals Groupon, für 114 Millionen Dollar an Google.

Seit Monaten war es um beide auffällig still. Nun sind sie wieder da: Im August startet FreightHub, eine Frachtspedition im Internet.

„Die Digitalisierung der Logistikindustrie ist global eines der heißesten Themen für die nächsten 10 bis 20 Jahre“, glaubt Ferry Heilemann, der wie Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer an der WHU in Vallendar BWL studiert hat. Ganz bewusst habe man ein Modell für Geschäftskunden gesucht, in einem Segment, das noch wenig digitalisiert sei „und über ein Marktvolumen von mehr als 100 Milliarden Euro verfügt“.

Dass sich die beiden Brüder auf das Geschäft zwischen Unternehmen (Business-to-Business) stürzen, ist kein Zufall. Das Geschäft mit Privatkunden scheint abgegrast, wirklich neue Ideen gibt es nur wenige. Selbst ein großer Digitalversender wie Zalando steuert in Richtung Business-to-Business.

Viele Hoffnungen im Geschäft mit Privatkunden haben sich nicht erfüllt. Das gilt besonders für die einst gehypten Rabattportale. Deren Erdung haben die Heilemanns aus nächster Nähe erfahren. 2013 kauften sie DailyDeal von Google zurück, schon 2015 verkauften sie das Schnäppchenportal wieder an MenschDanke. Das Berliner Unternehmen, das unter anderem die Plattform GutscheinPony.de betreibt, soll bloß einen einstelligen Millionenbetrag gezahlt haben. Ob die Gründerbrüder noch mal Geld verdient haben, ist fraglich, von dem Google-Deal zehren sie aber noch heute.

Bekannte Kopien erfolgreicher Firmen

„Wir haben unsere sonstigen Aktivitäten veräußert, um uns ganz auf ein Thema zu konzentrieren“, sagt Ferry Heilemann. Mitte 2016 verkauften die Brüder den iPad-Kassenbetreiber Pepperbill aus Erfurt an den Berliner Konkurrenten Orderbird.

Zudem legten sie ihren eigenen Fonds Ende April mit dem Portfolio des Risikokapitalgebers Earlybird zusammen. Fabian arbeitet dort als Partner, Ferry kümmert sich als Co-Geschäftsführer um FreightHub.

Viele Geschäfte werden noch auf Papier abgewickelt

Die Idee haben die Brüder mit den Mitgründern Erik Muttersbach und Michael Wax Ende 2015 entwickelt. Das Volumen des globalen Speditionsmarkts beziffert Heilemann auf rund 150 Milliarden Euro – bei rund 6,5 Prozent jährlichem Wachstum. Viele Geschäfte werden noch auf Papier abgewickelt.

15 Leute haben seit Jahresanfang an der Plattform gearbeitet. Im ersten Schritt konzentriert sich FreightHub auf die Lieferung von Containern von Asien nach Europa – und vermittelt dabei laut eigenen Angaben Fracht über alle gängigen Häfen. „Kunden müssen sich nur ein Mal bei FreightHub anmelden, dann können sie jederzeit auf Knopfdruck aus diversen Verbindungen auswählen, die in einer Datenbank auf unserem Portal hinterlegt sind“, sagt Heilemann.

Warum die Deutschen gründen

Für den sogenannten Nachlauf – den Transport vom Ankunftshafen zum Zielort – ist FreightHub Partnerschaften mit diversen Speditionen eingegangen.

Weil FreightHub zudem mit rund 14 Frachtriesen kooperiert, darunter Hamburg Süd und Maersk, erhalten Kunden in Echtzeit Preise für 80 bis 100 Möglichkeiten angezeigt, um einen Container von A nach B zu transportieren. „Das gibt es in der Form bis heute nicht; sondern das Geschäft läuft in der Regel noch über Telefon, E-Mail und Fax – und der Kunde wartet bis zu 72 Stunden auf sein Angebot“, sagt Heilemann.

Allein sind die Brüder auf dem Markt nicht. In Frankreich will das Start-up Convargo Schiffsbetreiber und Lkw-Speditionen vernetzen. Mitgründer ist Maxime Legardez, der im Imperium der Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet vor einigen Jahren den Beauty-Marktplatz Vaniday gegründet hat. Mehr noch: Einer der Investoren der im Juni vollzogenen Convargo-Finanzierungsrunde von 1,5 Millionen Euro ist Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer persönlich.

Ob Convargo auch in Deutschland an den Start gehen will, wollte Legardez auf Anfrage nicht beantworten. Manche Beobachter der Berliner Szene erwarten bereits den nächsten Showdown zwischen den Heilemann- und den Samwer-Brüdern: 2009 hatten beide zeitgleich Rabattportale an den Start gebracht. Beim Ausstieg waren die Samwers damals schneller. Ihr Portal CityDeal ging nach nur einem halben Jahr an das US-Vorbild Groupon.

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