Gründer Vom Glück, Unternehmer zu sein

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Entrepreneure schaffen Neues

Würde der Fischer dies an günstigen Tagen wiederholen, könne er sich spätestens in einem Jahr einen Motor kaufen, in zwei Jahren ein zweites Boot, dann vielleicht einen Fischkutter mit Mannschaft. Er könne ein Kühlhaus bauen, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und der Fangflotte Anweisung geben. Er könne die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren und dann ... „Was dann?“, fragt der Fischer. „Dann können Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer blicken.“ Darauf der Fischer: „Aber das tu ich ja jetzt schon.“

Wer ist nun der wahre Entrepreneur? Bölls glücklicher Fischer oder der vor Tatendrang sprühende Tourist? Die Entrepreneurship-Forschung trifft hier eine klare Unterscheidung: Der Fischer ist selbstständig, da er in keinem Angestelltenverhältnis steht und sein eigener Herr ist.

Grichniks unternehmerische Roadmap zum Entrepreneurial Living

Zum Entrepreneur wird er aber erst, wenn er wie der Tourist denkt und auch handelt. Entrepreneurship impliziert die Schaffung von etwas Neuem, das mit Unsicherheit behaftet ist und einen Wert schafft – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Ob als darwinistischer Entrepreneur, der seinen Erfolg im Konkurrenzkampf mit anderen misst, als kommunitaristischer Unternehmer, der mit seinen Produkten nach Anerkennung in seiner Community strebt, oder als missionarische Unternehmerin, die die Welt verbessert, Wert entsteht so oder so für die Wirtschaft und die Gesellschaft.

Wie viel Einsatz soll es sein?

Aber der Fischer scheint doch zufriedener als der Tourist? Das ist die Message von Heinrich Böll, der im Wirtschaftswunderland für das Lebensmotto „Arbeite, um zu leben!“ statt „Lebe, um zu arbeiten!“ sensibilisierte. In heutiger Zeit knapper Zeitressourcen aktueller denn je, aber die vielen glücklichen Entrepreneure erzählen uns eine andere Geschichte. Auch wenn das „Walk the extra mile!“ für viele Entrepreneure Arbeitsalltag ist, treibt sie die persönliche Gestaltungsfreiheit zu Höchstleistungen an.

So ist es weltweit um den Gründergeist bestellt

Ohne den Zeitaufwand für ein unternehmerisches Leben bagatellisieren zu wollen, muss jeder selber entscheiden, welchen Einsatz er zu leisten bereit ist. Beim Entrepreneurial Living ist der Unternehmerlohn nicht das Geld, sondern geschenkte Zeit, die sinnvoll gelebt wird. Aber das Teufelchen in deinem Ohr flüstert dir zu: Bedenke, was alles schiefgehen kann! Florian Langenscheidt, Verleger und Start-up-Investor, sagt dazu in seiner Rede anlässlich der Preisverleihung zum Entrepreneur des Jahres 2013: „Es gibt eine wahnsinnig interessante Statistik, an die ich fünfmal pro Tag denke: 92 Prozent aller Sorgen, die wir uns vor einem mutigen Schritt machen – ob ich mich von jemandem trennen oder meine Liebe gestehen möchte, ob ich meinen Job wechseln oder eben ein Unternehmen gründen will –, erweisen sich im Nachhinein als unbegründet. Es kommen andere Dinge hinzu, lauter Probleme und Herausforderungen, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Aber 92 Prozent treten nicht ein!“

Denke an die 92 Prozent und die Opportunitätskosten der Sinnhaftigkeit in deiner aktuellen Tätigkeit. Unternimm dein Leben, und fange gleich mit deiner eigenen unternehmerischen Roadmap an.

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