Würde der Fischer dies an günstigen Tagen wiederholen, könne er sich spätestens in einem Jahr einen Motor kaufen, in zwei Jahren ein zweites Boot, dann vielleicht einen Fischkutter mit Mannschaft. Er könne ein Kühlhaus bauen, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und der Fangflotte Anweisung geben. Er könne die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren und dann ... „Was dann?“, fragt der Fischer. „Dann können Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer blicken.“ Darauf der Fischer: „Aber das tu ich ja jetzt schon.“
Wer ist nun der wahre Entrepreneur? Bölls glücklicher Fischer oder der vor Tatendrang sprühende Tourist? Die Entrepreneurship-Forschung trifft hier eine klare Unterscheidung: Der Fischer ist selbstständig, da er in keinem Angestelltenverhältnis steht und sein eigener Herr ist.
Grichniks unternehmerische Roadmap zum Entrepreneurial Living
Beginne, unternehmerisch zu leben: Handle, statt zu planen! Verlasse die Komfortzone! Analysiere deine Ausreden, es nicht zu versuchen!
Entwickle mit dem Kunden eine Lösung vom Rohdiamanten zum Edelstein der Problemlösung!
Wer bin ich, was weiß ich, wen kenne ich?
Was kann ich und möchte ich jetzt tun? Starte mit einer Problemlösung als dominantem Ziel, und speichere weitere wertvolle Ziele!
Was kann schlimmstenfalls passieren? Welchen Verlust bin ich bereit zu ertragen und vor anderen zu vertreten? Setze deine Mittel in kleinen Schritten ein!
Gehe in den Dialog mit anderen und handle die Zukunft mit ihnen aus!
Definiere deine Unternehmerrolle in der Gesellschaft und deine Rolle im Unternehmerteam!
Wie reagiere ich auf Unerwartetes und Zufälle? Teste die Hypothesen in deinem Geschäftsmodell!
Worauf warte ich noch? Folge in der verbleibenden Lebenszeit deiner unternehmerischen Leidenschaft – es ist nie zu spät!
Erzähle deine Geschichte als Entrepreneur und gestalte mit anderen die unternehmerische Gesellschaft der Zukunft! Finde dein unternehmerisches Glück.
Zum Entrepreneur wird er aber erst, wenn er wie der Tourist denkt und auch handelt. Entrepreneurship impliziert die Schaffung von etwas Neuem, das mit Unsicherheit behaftet ist und einen Wert schafft – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Ob als darwinistischer Entrepreneur, der seinen Erfolg im Konkurrenzkampf mit anderen misst, als kommunitaristischer Unternehmer, der mit seinen Produkten nach Anerkennung in seiner Community strebt, oder als missionarische Unternehmerin, die die Welt verbessert, Wert entsteht so oder so für die Wirtschaft und die Gesellschaft.
Wie viel Einsatz soll es sein?
Aber der Fischer scheint doch zufriedener als der Tourist? Das ist die Message von Heinrich Böll, der im Wirtschaftswunderland für das Lebensmotto „Arbeite, um zu leben!“ statt „Lebe, um zu arbeiten!“ sensibilisierte. In heutiger Zeit knapper Zeitressourcen aktueller denn je, aber die vielen glücklichen Entrepreneure erzählen uns eine andere Geschichte. Auch wenn das „Walk the extra mile!“ für viele Entrepreneure Arbeitsalltag ist, treibt sie die persönliche Gestaltungsfreiheit zu Höchstleistungen an.
So ist es weltweit um den Gründergeist bestellt
Für den Amway Entrepreneurial Spirit Index (AESI) 2015 haben das Konsumgüterunternehmen Amway und die Technische Universität München 49.775 Menschen aus 44 Ländern dazu befragt, wie erwünscht es in ihrem Heimatland ist, Unternehmen zu gründen, wie leicht es ist, sich selbstständig zu machen und wie es um die Stabilität gegen sozialen Druck bestellt ist. 100 Punkte sind zu erreichen.
Im weltweiten Durchschnitt wird ein Wert von 51 erreicht, in Schulnoten entspräche das einer vier, was die Gründerfreundlichkeit auf unserem Planeten angeht.
Nur in wenigen Ländern ist der Gründergeist noch schwächer ausgeprägt als in Deutschland. Mit einem Indexwert von 31 (von 100 möglichen Punkten) liegt Deutschland nur noch vor Polen, Kroatien und Japan.
In Deutschland ist eine Unternehmensgründung für nur 26 Prozent der Befragten eine erwünschte Karriereoption. Lediglich 29 Prozent halten eine Gründung mit ihren eigenen Fähigkeiten für durchführbar. Immerhin 38 Prozent würden sich von ihrem sozialen Umfeld nicht von der Idee eines eigenen Unternehmens abbringen lassen. Auch die Generation Y in Deutschland steht kaum besser da. Zwar halten 37 Prozent der 14- bis 34-Jährigen eine Gründung für erstrebenswert, allerdings vertraut nur ein Viertel auf seine eigenen Fähigkeiten (26 Prozent).
Türkei
Die Türkei rutscht mit 62 Punkten noch in die Top 10 der AESI 2015 und ist damit eines der freundlichsten Länder für Gründer weltweit.
Brasilien
Knapp hinter der Türkei befindet sich Brasilien mit 69 Punkten. Die persönlichen und sozialen Faktoren, welche die Absichten einer Person beeinflussen, ein Unternehmen zu gründen scheinen hier deutlich über dem weltweiten Durchschnitt zu liegen.
Slowenien
Slowenien ist mit 70 Punkten auf Platz 8 der 44 befragten Länder - ein befriedigendes Ergebnis.
Malaysia
Der Staat in Südostasien belegt mit 73 Punkten Platz 7 des weltweiten Gründergeist-Rankings.
Mexiko
Der Gründergeist Mexikos hat sich mit 74 erreichten Punkten bis auf Platz 6 gekämpft.
Südafrika
74 Punkte erhielt Südafrika als Indexwert, der aus dem Durchschnitt der drei gleich gewichteten Dimensionen "Erwünschtheit", "Durchführbarkeit" und "Stabilität gegen sozialen Druck" gebildet wird.
Vietnam
Mit mehr als drei Viertel (77 Punkte) der erreichbaren Punkte landet Vietnam auf Rang 4 von 44.
Thailand
Ein nahezu ähnlicher Gründergeist besteht in Thailand. Der Staat in Südostasien bekam bei der Umfrage durchschnittlich 79 Punkte.
China
Kurz hinter Indien auf Platz 2 befindet sich China mit ebenfalls 79 Punkten.
Bei Gleichheit des Wertes entscheidet die ungerundete Zahl über den Rang.
Indien
Mit 79 Punkten ist Indien der Spitzenreiter des AESI 2015 und hat somit den weltweit besten Gründergeist.
Ohne den Zeitaufwand für ein unternehmerisches Leben bagatellisieren zu wollen, muss jeder selber entscheiden, welchen Einsatz er zu leisten bereit ist. Beim Entrepreneurial Living ist der Unternehmerlohn nicht das Geld, sondern geschenkte Zeit, die sinnvoll gelebt wird. Aber das Teufelchen in deinem Ohr flüstert dir zu: Bedenke, was alles schiefgehen kann! Florian Langenscheidt, Verleger und Start-up-Investor, sagt dazu in seiner Rede anlässlich der Preisverleihung zum Entrepreneur des Jahres 2013: „Es gibt eine wahnsinnig interessante Statistik, an die ich fünfmal pro Tag denke: 92 Prozent aller Sorgen, die wir uns vor einem mutigen Schritt machen – ob ich mich von jemandem trennen oder meine Liebe gestehen möchte, ob ich meinen Job wechseln oder eben ein Unternehmen gründen will –, erweisen sich im Nachhinein als unbegründet. Es kommen andere Dinge hinzu, lauter Probleme und Herausforderungen, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Aber 92 Prozent treten nicht ein!“
Denke an die 92 Prozent und die Opportunitätskosten der Sinnhaftigkeit in deiner aktuellen Tätigkeit. Unternimm dein Leben, und fange gleich mit deiner eigenen unternehmerischen Roadmap an.