Gründer Innovation statt Imbissbude

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Kompliziertes Bleiberecht

Chao Zhang und Anup Chathoth Quelle: Martin Hangen für WirtschaftsWoche

Gründer wie Can profitieren davon, dass es in Deutschland zahlreiche Förderangebote für Jungunternehmer gibt, bei denen Migrationshintergrund und Nationalität keine Rolle spielen. Der High-Tech-Gründerfonds etwa finanziert innovative Startups aus Deutschland, ganz gleich welcher Nationalität die Gründer sind. Und Cans Serviettenfaltmaschine gibt es auch deshalb, weil das staatliche Exist-Programm die Entwicklung förderte.

Ein Exist-Stipendium haben auch der Chinese Chao Zhang und der Inder Anup Chathoth bekommen. Beide sind studierte Ingenieure – jene Fachkräfte also, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebraucht werden. Vermutlich werden die beiden bald selbst zum Arbeitgeber: Seit sie sich in München im Elite-Studiengang Technology Management über den Weg gelaufen sind, tüfteln sie gemeinsam an Übi.

Übi ist mit Kameras und Software ausgestattet und verwandelt jede Fläche, auf die etwas projiziert wird, in einen interaktiven Bildschirm. Leinwände und Arbeitstische sollen so zum Touchscreen werden. Wenn das funktioniert, wäre es eine Innovation, die weltweit gebraucht wird.

Hürde Aufenthaltserlaubnis

Und dennoch verlief der Start des asiatischen Gründer-Duos in der bayrischen Hauptstadt alles andere als reibungslos. Um den beiden eine Aufenthaltserlaubnis auszustellen, habe die Ausländerbehörde finanzielle Sicherheiten verlangt, erzählt Zhang. Interessierte Investoren wiederum wollten nur dann Kapital bereitstellen, wenn die beiden Gründer ein dauerhaftes Bleiberecht vorweisen können. Ein Teufelskreis.

„Ich bin schon seit einigen Jahren in Deutschland“, sagt Zhang, „warum muss es trotzdem so kompliziert sein?“

Dass solche Hürden gut ausgebildete Fachkräfte und damit potenzielle Gründer abschrecken, zeigt eine aktuelle Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Danach würden etwa 60 Prozent der Master- und Promotionsstudenten aus dem Ausland gerne in Deutschland bleiben, doch nur 25 Prozent verwirklichen diesen Wunsch. Jeder Zweite fühlt sich nicht gut informiert, jeder Dritte sogar nicht erwünscht.

Wer dennoch bleibt und ein Unternehmen gründen will, muss den Start in die Selbstständigkeit oft aus eigenen Ersparnissen oder mit Krediten von Verwandten und Freunden stemmen. Von Banken gibt es häufig kein Geld. Jeder dritte Selbstständige beklagt in der Startphase außerdem den holprigen Umgang mit Behörden; Unterstützer und Berater sind Mangelware. Auch Chao Zhang und Anup Chathoth konnten nur in Deutschland bleiben, weil sich der Leiter der Gründungsberatung ihrer Universität für sie einsetzte.

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