Gründer Innovation statt Imbissbude

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„Warum verlieren die Türken immer beim Fußball?“

Gründer Kartal Can Quelle: Pressebild

Er arbeitet erst für RWE und gründet 2006 das Videoportal Sevenload, mit dem er und sein Mitgründer Thomas Bachem so viel Erfolg haben, dass sie es später verkaufen.

Seit 2009 bauen sie mit ihrem neuen Startup United Prototype die Online-Simulation Fliplife auf, bei der sich bereits Hunderttausende Menschen angemeldet haben. Das Spiel, das man online mit seinen Freunden spielen kann, erinnert an eine Blaupause von Evsans Biografie: Die Mitspieler können gemeinsam Aufträge übernehmen. Wer sich aktiv in die Gemeinschaft integriert, hat besonders gute Chancen.

Und kann aufsteigen – vom Bettpfannen-Entleerer zum Chefarzt, vom Polierer zum Entwicklungsleiter.

Diesen Weg will Evsan jetzt auch anderen aufzeigen: Der 36-Jährige sitzt im Vorstand der Deutschlandstiftung Integration, die sich für Chancengerechtigkeit für Menschen mit Migrationshintergrund stark macht. Sie will die Chancen von Migranten auf dem Arbeitsmarkt verbessern und ihnen helfen, Sprachschulen zu finden. Motto: „Raus mit der Sprache – rein ins Leben.“

Kartal Can merkt man seinen Akzent sofort an: Der Sohn türkischer Einwanderer schwäbelt. Und er erzählt gerne einen Witz: „Warum verlieren die Türken immer beim Fußball“, fragt er, macht eine kurze Pause, und sagt dann: „Weil sie bei jeder Ecke einen Döner aufmachen.“

Nicht nur Imbissbuden und Gemüseläden

Es ist ein Witz, der ein weiteres gängiges Klischee berührt: Wenn Einwanderer gründen, dann bestenfalls eine Imbissbude oder einen Gemüseladen.

Can kann auch deswegen darüber lachen, weil er längst das Gegenteil bewiesen hat: Seine Eltern eröffneten in den Achtzigerjahren einen Gastronomie-Service, in dem er Tage damit zubrachte, Tausende Stoffservietten zu falten. Eine mühselige, eine langweilige Arbeit.

Can wollte mehr erreichen, studierte Internationale BWL, arbeitete als Manager in Sterne-Restaurants, bevor er sich 2008 selbstständig machte – mit einer Weltneuheit: Rofobox, eine High-Tech-Maschine, die mit Kameras und Roboterarmen ausgestattet ist und perfekt Servietten faltet.

In acht verschiedenen Formen: Klassisch im Drei- oder Rechteck. Kunstvoll in Kerzenform – in 35 Sekunden. Oder, innerhalb von 100 Sekunden, zur komplizierten Bischofsmütze.

Monatelang klapperte Can Maschinenbauer ab, bevor er ein Unternehmen fand, mit dem er den Prototyp entwickeln konnte. Kürzlich stellte er das Modell in Berlin vor, jetzt arbeiten acht Mitarbeiter an der Serienreife.

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