Gründerinnen Wie Frauen erfolgreich gründen

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Angst vor der gläsernen Decke

Die besten Standorte für Startups
Platz 17: Berlin Quelle: dpa
Platz 10: Moskau Quelle: dpa
Platz 9: Bangalore Quelle: Reuters
Platz 8: Sao Paulo Quelle: Reuters
Platz 7: Singapur
Platz 6: Los Angeles Quelle: AP
Platz 5: Tel Aviv Quelle: Reuters

Meist läuft es so wie bei Stella Peters und Kaja Ringert. Die beiden haben in Hamburg Schnuppkrom gegründet – was auf Plattdeutsch so viel bedeutet wie Naschkram. Peters und Ringert stellen Frozen Yogurt her und verkaufen ihn – eine Spezialität aus Joghurt und Milch, die in Deutschland noch vergleichsweise unbekannt ist. Peters kam während ihres Studiums in den USA auf den Geschmack. Und als Ringert Peters in New York besuchte, beschlossen die beiden, das leckere Milchprodukt auch in Deutschland anzubieten – schon allein deshalb, weil sie selbst Frozen Yogurt nicht mehr missen wollten.

Nach Peters’ Rückkehr suchten sie Privatinvestoren als Geldgeber und eröffneten im Mai 2012 ein erstes Geschäft, in dem Kunden Frozen Yogurt zapfen und mit einer Auswahl aus 30 Garnierungen versehen können – von der Erdbeersoße über Honig und Früchte bis zu Streuseln. Zwölf Monate nach dem Start beliefern die beiden außerdem rund 50 Supermärkte in Norddeutschland, Tendenz steigend. Als nächsten Schritt planen sie ein Franchisesystem. „Es ist ein tolles Gefühl, selbst entscheiden zu können, was wir als Nächstes machen“, sagt Stella Peters. „Uns kann niemand zwingen, irgendetwas zu tun oder zu lassen.“

Der eigene Chef sein: Das ist für jede siebte Gründerin der wichtigste Anreiz, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, wie die HVB-Studie belegt. Jede vierte Gründerin gibt als Hauptmotiv an, eine erfüllende Tätigkeit ausüben zu wollen, die in einem festen Job womöglich nicht zu haben ist. Und immerhin eine von 25 Unternehmerinnen gründet ganz explizit, weil sie nicht an einen Durchbruch in „männlich dominierten Organisationen“ glaubt. Sie fürchten das, was Experten eine „gläserne Decke“ nennen.

Die war zum Beispiel für Christiane Strasse ausschlaggebend, sich selbstständig zu machen. „Ich wollte in meiner Karriere nicht an einen Punkt kommen, an dem es nicht mehr weiter geht, nur weil ich eine Frau bin“, sagt Strasse. Nachdem sie lange an der Hamburger Bundeswehr-Universität über die Flexibilisierung der Arbeitswelt geforscht hatte, gründete sie 1999 das Unternehmen Projektwerk, eine Job- und Projektbörse für Freiberufler – „weil ich nicht an der Zahl meiner Kinder, sondern an meiner Leistung gemessen werden wollte“, sagt Strasse, die selbst Mutter geworden war kurz vor dem Start in die Selbstständigkeit.

Der allerdings zog sich hin, Strasse zögerte monatelang. Schließlich aber lernte sie, mit männlichen Investoren zu verhandeln, legte ihre Bescheidenheit ab und sich ein dickes Fell zu. Heute lacht sie nur noch darüber, wenn ein Kunde am Telefon ruppig den „Herrn Geschäftsführer“ verlangt. Denn Strasse hatte Erfolg: Zwölf Mitarbeiter beschäftigt Strasse inzwischen, mehr als 90.000 Mitglieder zählt die Plattform mittlerweile, über die jeden Monat rund 2000 Aufträge vermittelt werden.

Dass Christiane Strasse vor dem Start ihres Unternehmens zögerte, ist nicht ungewöhnlich. Frauen brauchen im Schnitt elf Monate, um durchzustarten, wie der KfW-Gründungsmonitor belegt – Männer nur acht. Die HVB-Studie stellt sogar fest, dass der Gründung oft „ein Entwicklungsprozess von mehreren Jahren vorausgeht“, bis Gründerinnen den Zeitpunkt für gekommen halten. Die Tausendkind-Gründerinnen von Gagern und Weiß etwa dachten knapp eineinhalb Jahre über ihre Geschäftsidee nach, bis sie sie in Angriff nahmen.

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