Das Internet verändert alle wirtschaftlichen Strukturen und steigert die Bedeutung von Venture Capital enorm. Alle Länder und Regionen sind darauf angewiesen, sich im Standort-Wettbewerb für Startups zu behaupten. Berlin hat dabei eine hervorragende Ausgangsposition.
Viele namhafte Jungunternehmen der Informationstechnologie haben dort ihren Sitz. Das liegt auch an den vielen Fachkräfte in der Region. Mehr als 30.000 Studenten werden in den Universitäten der Hauptstadt in Fächern der Kreativwirtschaft ausgebildet. Diese bilden das Potential für die Gründung von zukünftigen Startups in Berlin.
Die deutsche Hauptstadt sollte deswegen optimale Rahmenbedingungen für junge Unternehmen in Berlin schaffen - und dabei aus der Geschichte lernen. Im frühen 20. Jahrhundert stiegen hier Unternehmen wie Siemens, AEG und Borsig aus dem Nichts zu Weltkonzernen auf.
Würde man den Sektor der Informations- und Telekommunikationstechnologie aus der Arbeitsmarktbilanz Berlins seit 1990 herausrechnen, wäre diese stark negativ. Durch die Entwicklung der digitalen Wirtschaft fällt sie hingegen leicht positiv aus. Die Frage sollte also nicht lauten, ob die Stadt das nächste Silicon Valley wird - sondern wie sie von der digitalen Wirtschaft profitiert. Abseits von jedem Hype ist die Bilanz nüchtern betrachtet klar positiv.
Deshalb verdient die Entrepreneurship-Bewegung auch politische Unterstützung. Sie ist erwachsen geworden. Die „Party“ und der „Hype“ sind professionellem und unternehmerischem Handeln gewichen.
Zur Anerkennung gehört auch, eine „Kultur des Scheiterns“ zu entwickeln. Kluge Investoren wissen das und diversifizieren deswegen entsprechend. Volkswirtschaftlich wird durch das Scheitern auch kein Geld verbrannt - sondern es werden wichtige Erfahrungen gemacht.
Die Startup-Szene in Berlin sollte ihren Kurs beibehalten. Denn der schafft nachweislich Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Vermögen und Wohlstand.
Hierbei könnte auch eine neue deutsche Hochtechnologiebörse hilfreich sein. Einige etablierte Startups planen angeblich Börsengänge. Sie müssen entscheiden, ob sie eine deutsche oder eine ausländische Börse wählen. Gäbe es neben dem Verkauf an Investoren einen zweiten Exit-Kanal über die Börse, würde das Investments in Startups attraktiver und sich positiv auf ihre Finanzierung auswirken. Die Wachstumsunternehmen bekämen mit einem eigenen Börsensegment mehr Aufmerksamkeit von Anlegern und Presse. Das wiederum könnte zu höheren Bewertungen führen.
So würde es attraktiver, in Deutschland an die Börse zu gehen - ohne die Fehler des Neuen Markts vom Ende des vergangenen Jahrtausends zu wiederholen.