Grüne Pioniere Die 30 innovativsten grünen Startups

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Solarzellen-Recycling, Sprit und Grünstrom

Saperatec recycelt mit einer neuen Methode Solarzellen - ganz ohne aggressive Chemikalien und hohem Energieverbrauch. Quelle: dpa

Saperatec: Recycelt alte Solarzellen

Nichts währt ewig, schon gar nicht Dünnschichtsolarzellen. Die erste Generation ist 2015 verschlissen. Dann steht Sebastian Kernbaum, 34, mit seiner Bielefelder Saperatec bereit, sie zu recyceln. Glas, Plastik, Halbleiter – alles will Kernbaum zu 95 Prozent zurückgewinnen. Und das erstmals bei Raumtemperatur und mit Tensiden, die auch in Waschmitteln eingesetzt werden. Bisher waren aggressive Chemikalien und viel Energie vonnöten.

Das Verfahren recycelt auch CDs und Akkus von Elektroautos. Mit einer Million Euro aus zwei Gründerfonds baute Kernbaum eine Pilotanlage für 500 Tonnen Material pro Jahr. Dieses Jahr will er auf 3000 Tonnen erweitern und erstmals Gewinn machen.

Verkehrsmittel der Zukunft
In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen… Illustration: Javier Martinez Zarracina

Sunfire: Erzeugt Sprit aus Strom und Co2

Grüner Treibstoff war bisher ein Desaster: Der Rapsanbau für die Biodieselproduktion verschlang Dünger und Pestizide, in Entwicklungsländern brachen Hungersnöte aus, weil aus wertvollen Lebensmitteln wie Mais Treibstoff produziert wird. Nun hat das Bremer Startup Sunfire, 2008 von Bodo Wolf, 71, Carl Berninghausen, 55, Christian von Olshausen, 32, und Nils Aldag, 25, gegründet, eine spektakuläre Alternative: Benzin aus Ökostrom und CO2.

Die Gründer setzen Wasser unter Strom, sodass es sich im Zuge der sogenannten Elektrolyse in seine Einzelteile Sauer- und Wasserstoff trennt. Im zweiten Schritt verkuppeln sie den gewonnenen Wasserstoff mit dem Treibhausgas CO2. Das Produkt, ein erdgasähnliches Synthesegas, lässt sich in einer weiteren chemischen Reaktion zu Benzin, Diesel oder Kerosin verarbeiten, mit denen sich Autos betanken lassen – zu einem geschätzten Preis von einem Euro pro Liter. In einer Testanlage von Sunfire funktioniert das Verfahren schon.

Bis zum Jahr 2016 soll eine große Anlage stehen, die fünf Tonnen Kraftstoff pro Tag herstellt. Gelingt die Produktion im Industriemaßstab, könnte sich Deutschland langfristig von Ölimporten unabhängig machen.

Next Kraftwerke: Macht Grünstrom zuverlässig

So sauber die Energie aus Wind und Sonne auch ist – die Übertragungsnetze bringt der schwankende Grünstrom regelmäßig an den Rand des Zusammenbruchs. Der Bedarf an sogenannter Regelenergie, an kurzfristig bereitgestelltem Strom also, steigt.

Das 2009 gegründete Startup Next Kraftwerke stellt diesen Strom auf innovative Weise bereit: Die Gründer Jochen Schwill und Hendrik Sämisch (beide 30) verbinden Biogasanlagen und Notstromaggregate, etwa in Geschäftsgebäuden, Krankenhäusern, Fußballstadien, zu einem virtuellen Kraftwerk. Dazu montieren sie funkbetriebene Fernsteuer-Einheiten an den Anlagen. Damit können die 15 Mitarbeiter des Startups die Minikraftwerke von der Kölner Zentrale aus in Sekunden herauf- oder herunterregeln und das Stromnetz stabilisieren. Ein profitables Geschäft, denn wer kurzfristig Strom ins Netz speist oder Kraftwerksleistung drosselt, erhält allein für die Bereitschaft, im Notfall einzuspringen, eine Vergütung.

Außerdem betragen die Preise am Regelenergiemarkt oft ein Vielfaches derer für Normalstrom. Schalten Biogasanlagenbetreiber ihre Generatoren auf Zuruf ab und speichern das Gas in Tanks, verdienen sie laut Next Kraftwerke bis zu 2.000 Euro im Monat dazu. Noch einmal so viel erhält Next Kraftwerke pro Anlage von den Stromnetzbetreibern.

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