Die Erfinder von True Fruits haben das Prinzip geradezu perfektioniert. Dennoch wurde das Wachstum für Inga Koster, Marco Knauf und Nicolas Lecloux eine Herausforderung. Als Ketten wie Rewe und Edeka anfingen, die Smoothies zu ordern, ging das junge Unternehmen auf wie frischer Hefeteig – und stand damit vor Problemen, die sie zuvor nur vom Hörensagen kannten.
Komplexe Herausforderung
Anfangs hatten die Gründer vieles per Handschlag geregelt, nun mussten sie die Prozesse effizienter organisieren. Als die Arbeit wuchs, mussten sie lernen, Aufgaben zu delegieren. Als die Umsätze anstiegen, mussten sie darauf achten, das Geld nicht zu verplempern. Erst nach einer Weile kamen die Gründer zum Beispiel auf die Idee, mit ihren Geschäftspartnern bessere Konditionen auszuhandeln. Und schließlich mussten sie die richtigen Mitarbeiter finden.
Vor allem der Aufbau des Teams ist für viele Gründer nicht leicht. Wen sollen sie einstellen, wenn das Wachstum beginnt?
Klaas Kersting hat in diesem Punkt viel gelernt. 2003 hat er die Spieleschmiede Gameforge gegründet. Zusammen mit einem Partner beschäftigte er anfangs nur einen Mitarbeiter. Als er Gameforge sieben Jahre später verließ, waren es 500. Doch das Unternehmen war nicht einfach nur gewachsen, es war gewuchert. „Gerade die ersten 20, 30 Mitarbeiter prägen das Unternehmen sehr nachhaltig“, sagt Kersting heute. „Wenn sie nicht passen, kann ein Unternehmen zusammenklappen, egal, wie gut das Produkt ist.“
Zurzeit baut Kersting das nächste Unternehmen auf: Es heißt Flaregames und entwickelt Spiele für Mobilgeräte, die die reale und die virtuelle Welt verschmelzen sollen. Rund 40 Mitarbeiter hat es schon. Dieses Mal achtet Kersting von Beginn an darauf, nicht überstürzt zu wachsen.
Wer sich bei dem Startup bewirbt, lernt die Gründer zunächst bei einem Kaffee kennen. Es folgt ein Vorstellungsgespräch, dann bittet Kersting den Bewerber zur Probearbeit, deren Ergebnisse er später vor dem Rest des Teams präsentieren muss. Sobald ein Kollege sein Veto einlegt, wird der Bewerber nicht genommen. Ein aufwendiges Verfahren. Doch auf diese Weise will Kersting sicherstellen, gleich zu Beginn nur fachlich gute Mitarbeiter einzustellen, die auch ins Team passen. So soll entstehen, was er eine „arschlochfreie Firma“ nennt.
Vorsichtiger und mit mehr System
Felix Haas, Gründer des erfolgreichen Ticketingdienstes Amiando, spricht von der DNA eines Unternehmens, die für den Rest seines Lebens die Unternehmenskultur prägt und darüber entscheidet, ob ein Unternehmen nachhaltig wachsen kann. „Die DNA wird im Kleinen geprägt, im Großen kannst du sie kaum noch ändern.“
Weil auch sie auf die DNA Wert legten, holten die True-Fruits-Gründer zunächst vor allem Bekannte in ihr junges Unternehmen. Allerdings stellten sie nach einer Weile fest, dass Freundschaft und Geschäft sich nicht automatisch gut vertragen. Also mussten sie sich von einigen Mitarbeitern wieder trennen.
Seitdem gehen sie beim Aufbau ihres Teams vorsichtiger und systematischer vor und wachsen entspannt in kleinen Schritten. „Es hat eine Weile gedauert“, sagt Gründerin Koster, „aber heute müssen nicht mehr tagein, tagaus irgendwo im Unternehmen Feuerwehr spielen.“