Nachhaltige Geschäftsideen Womit soziale Gründer Geld verdienen

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Vom Problem zur Idee

Die besten Standorte für Startups
Platz 17: Berlin Quelle: dpa
Platz 10: Moskau Quelle: dpa
Platz 9: Bangalore Quelle: Reuters
Platz 8: Sao Paulo Quelle: Reuters
Platz 7: Singapur
Platz 6: Los Angeles Quelle: AP
Platz 5: Tel Aviv Quelle: Reuters

Der 46-Jährige hatte lange nichts mit Sozialunternehmen am Hut. Während des ersten Dotcom-Booms Ende der Neunzigerjahre baute er für Risikokapitalgeber Fonds auf, die in IT- und Softwarefirmen investierten – mit dem Ziel, das eingesetzte Geld zu vervielfachen. Das änderte sich, nachdem die Internet-Blase geplatzt war: Seit dem Jahr 2003 baut Stahl BonVenture auf - einen der ersten Risikokapitalgeber für Sozialunternehmer in Deutschland.

Anja Kersten, Johannes Bittner und Ansgar Jonietz des Startups

Idee und Kapital stammen von vermögenden Privatinvestoren, die "der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen", sagt Stahl. Sie haben in den vergangenen zehn Jahren über BonVenture einen zweistelligen Millionenbetrag in rund 25 Sozialunternehmen investiert - zu den bekanntesten gehören etwa Chancenwerk, das benachteiligten Schülern Mentoren vermittelt, oder Bettermarks, das ein Online-Lernsystem für Mathematik entwickelt hat.

Anfangs musste BonVenture gute Projekte noch suchen - inzwischen klopfen jedes Jahr rund 400 Social Entrepreneurs an. Bei einer Handvoll beteiligt sich BonVenture dann mit einem Betrag von 250.000 Euro oder mehr. Mit seinem Einsatz strebt BonVenture eine Rendite von sechs bis zehn Prozent an, damit die Kosten gedeckt sind. "Uns geht es nicht um den maximalen Profit", sagt Stahl, "sondern um die größtmögliche Wirkung."

Womöglich wäre auch Pflegeschule.de aus Oldenburg ein lohnendes Projekt für BonVenture. Die Plattform für Pflegekurse haben vier Gründer ins Leben gerufen, die Mitte 20 sind, aber sich um ein Problem kümmern, das in den meisten Fällen erst mit Ende 70 auftritt: Pflegebedürftigkeit.

Der Auslöser: die Großmütter von Mitgründer Clemens Meyer-Holz, die fast zeitgleich zu Pflegefällen wurden. Eine Situation, die viele Deutsche erleben: Aktuell gibt es hierzulande knapp 2,5 Millionen Pflegebedürftige, 2030 sollen es rund 3,4 Millionen sein. Meyer-Holz und seine Familie wussten damals weder, wie sie den beiden helfen konnten, noch war ihnen klar, dass sie Anspruch auf einen Pflegekurs hatten. Aus der Not machte Meyer-Holz eine Tugend und gründete Pflegeschule.de. Auf der Internet-Plattform wollen die Gründer virtuelle Kurse anbieten, die Angehörige bei rechtlichen Fragen unterstützen und sie im Umgang mit Pflegebedürftigen schulen. Per Online-Community sollen sich die Nutzer untereinander und mit Experten austauschen.

Den Start finanzierten die vier Gründer über ein Exist-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und mit eigenen Mitteln. Auch wenn das Angebot für die Betroffenen kostenlos bleiben soll, sind Meyer-Holz und seine Mitgründer überzeugt, auf eine rentable Geschäftsidee gestoßen zu sein: Aktuell verhandeln sie mit Krankenkassen darüber, die ihren Versicherten für ein paar Cent Zugang zu der Plattform verschaffen wollen.

"Wir wollen von unserem Unternehmen natürlich leben können", sagt Meyer-Holz, "aber vor allem wollen wir etwas Sinnvolles tun."

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