Start-up-Inkubatoren Bei den Konzernen grassiert das Gründerfieber

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Erfolg versprechende Gründer meiden die Programme

Oelke hat da so seine Zweifel: „Das können die Modelle nicht leisten.“ Denn vor allem Erfolg versprechende Gründer meiden die Programme und suchen sich lieber eine Finanzierung bei bekannten Wagniskapitalgebern.
Die investieren nämlich deutlich höhere Summen – und schießen im Gegensatz zu vielen Unternehmen bei Bedarf später Geld nach. Zudem fürchten manche Start-ups und auch Investoren, die frühe Beteiligung von Unternehmen mit eigenen strategischen Interessen könne später hinderlich sein – beispielsweise bei einem möglichen Verkauf an Wettbewerber.

Zusammenarbeit fördert Kulturwandel

Um neue Ideen und Partner zu entdecken, Talente zu binden oder von Start-ups zu lernen, eignen sie sich jedoch durchaus. Daher fördert Bayer seit 2014 Start-ups mit dem Programm Grants4Apps: Die Unternehmer können Labore in Berlin nutzen und bekommen bis zu 50.000 Euro Unterstützung. „Uns ist klar, dass dort nicht das nächste Blockbuster-Medikament entsteht“, sagt Johannes Schubmehl, der das Programm bei Bayer koordiniert, „doch das erwarten wir auch gar nicht.“ Dafür trage die Zusammenarbeit zu einem kulturellen Wandel im Großkonzern bei.

Schubmehl beeindruckt besonders die Schnelligkeit, mit der Gründer Ideen im Zweifelsfall wieder aufgeben. Um diese Mentalität auch im Konzern zu fördern, wurde ein Fail-Forward-Award eingeführt, mit dem gescheiterte Projekte ausgezeichnet werden.

So ist es weltweit um den Gründergeist bestellt

Ein weiteres Problem der Acceleratorprogramme besteht darin, dass sie sich meist an Gründer richten, die erst am Anfang stehen. Damit fallen jedoch ältere Start-ups heraus, die bereits ordentliche Umsätze erzielen. Dabei sind genau sie für Konzerne eigentlich besonders interessant, haben sie doch bereits gezeigt, dass ihre Idee funktioniert. Wenn sich ihre Produkte noch dazu an Geschäftskunden richten, würden Unternehmen von der Zusammenarbeit erst recht profitieren. Doch oft kommt der Kontakt gar nicht erst zustande.

Treffpunkte für Industrie und Start-ups

Genau hier setzt Torsten Oelke an. Deshalb organisiert er im Mai nächsten Jahres mit der Messe Berlin eine neue Veranstaltung namens Cube Tech Fair. Dort sollen sich gezielt Industrie und Start-ups aus verschiedenen Bereichen treffen. Um gute Gründer zu ködern, gibt es einen Start-up-Wettbewerb – der Sieger erhält eine Million Euro.

Doch Cube soll auch darüber hinaus als Netzwerk funktionieren. „Konzerne und Start-ups kommen immer noch aus zwei Welten“, sagt Oelke, „wir wollen zwischen beiden vermitteln.“ So helfe man beispielsweise dabei, die richtigen Ansprechpartner in Großunternehmen zu finden oder vermittle Kontakt zu Start-ups.

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