Start-up-Ökosysteme Der beste Ort zum Gründen ist immer noch England

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Was die Briten gut und die Deutschen besser machen müssen

Wirft man einen Blick auf die Studie, sind die Bedingungen in Großbritannien in allen Punkten förderlich bis sehr förderlich für Gründer. Auf Platz zwei und drei folgen Kalifornien und Israel. Deutschland bildet das Schlusslicht. Gerade was die Gründerfreundlichkeit und die Anzahl von Unternehmensgründungen sowie die Besteuerung von Unternehmen angeht, haben die Briten die Nase vorn. Auch ist es dort für Investoren attraktiver, ihr Geld in Start-ups zu stecken. "Wenn Start-ups aus Deutschland abwandern, dann liegt das oft daran, weil sie an anderen Standorten bessere Finanzierungsmöglichkeiten vorfinden", bestätigt Eric Leupold, Leiter Pre-IPO und Capital Markets bei der Deutschen Börse.

DeutschlandIsraelGroßbritannienKalifornien
Finanzierung******
Infrastruktur**O*
Arbeitskräfte*O***
UnternehmertumO****
Umgang mit Verlusten****O
SteuersätzeO***O
Besteuerung von InvestorenO***
UnternehmensgründungO****
ArbeitsumgebungO****
DatenschutzOO**

** = sehr förderlich * = förderlich O= weniger förderlich

Die Studienautoren raten außerdem dazu, auf kommunaler Ebene Co-Working-Büroräume einzurichten, um Gründern eine günstige Alternative zum eigenen Büro zu bieten. "Möglicherweise ungenütztes Regierungseigentum könnte umgewandelt werden und zu moderaten Preisen als Start-up-Hotspot dienen" heißt es in der Studie.

Auch die Einrichtung von staatlichen Existenzgründerzentren, die Finanzierung, Büroräume, Coaching und Workshops anbieten, könne helfen, um Deutschland als Standort für Gründer attraktiver zu machen.

Mehr Fonds, mehr Förderung

Auch branchenspezifische Existenzgründerprogramme seien denkbar, um beispielsweise gezielt Gründungen im Medizintechnik-Bereich zu fördern. Die Studienmacher raten außerdem zur Einführung eines „Angel Co-Fonds“: Einem staatlichen Fonds, der in der Frühphase der Gründung Investitionen zusagt, um Geschäftsideen mit hohem Potenzial zu unterstützen. Das Geld solle es jedoch nur dann geben, wenn der Gründer mit erfahrenen Unternehmern, sogenannten Business Angels, zusammenarbeitet.

"Zum Treffen von Investitionsentscheidungen sollte es einen unabhängigen Investitionsausschuss mit fundiertem Wissen und reichhaltiger Erfahrung geben", heißt es in der Studie. So ließe sich sicherstellen, dass keine staatlichen Fördermittel für Schnapsideen verpulvert werden.

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Auch sollten Investoren einen besseren Zugang zum Start-up-Markt bekommen, so die Macher der Studie. Das gelte sowohl für Risikokapitalgeber, als auch für multinationale Unternehmen und kleine und mittelständische Firmen. Für alle Akteure soll es möglichst attraktiv sein, Start-ups finanziell zu unterstützen. "Die Anreize könnten unter anderem darin bestehen, zusätzliche Finanzmittel oder Steueranreize bereitzustellen", heißt es in der Studie. Die Politik könnte das Gründen und Investieren durch steuerliche Anreize reizvoller gestalten.

Wichtig sei jedoch, dass nicht nur ein Betrieb einen Gründerfonds auflegt, eine Hochschule Seminare für potenzielle Gründer gibt und ein Landrat sein altes Büro als Coworking-Space zur Verfügung stellt. Wenn Start-ups die deutsche Wirtschaft beflügeln sollen, müssen alle an einem Strang ziehen. Oder, wie Leupold sagt: "Unternehmen, Politik und Universitäten müssen Hand in Hand agieren, wenn wir Deutschland für Start-ups attraktiver machen wollen. Einzelne Initiativen durch die Privatwirtschaft oder durch Bildungseinrichtungen genügen nicht, um international ganz vorne mitzuspielen."

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