Startup der Woche Mit dem Volocopter ins Büro schweben

Ein elektrischer Hubschrauber soll das Fliegen revolutionieren. Bei der Finanzierung hat das Karlsruher Startup schon einen Rekord erzielt.

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Die Gründer von E-Volo (V.l.n.R.) Alexander Zosel, Stepahn Wolf und Thomas Senkel Quelle: Presse

30 Kilogramm hat Alexander Zosel schon abgenommen, denn seine Erfindung hat eine Gewichtsbegrenzung. 450 Kilogramm darf der Volocopter beladen maximal wiegen. Der Elektrohubschrauber hat ein Eigengewicht von 330 Kilo, der 1,89 Meter große Hüne bringt es inzwischen auf 100 Kilo. So kann er seine Erfindung jetzt auch selbst nutzen: Einen Elektrohubschrauber mit 18 Propellern, den er gemeinsam mit seinen Mitstreitern Thomas Senkel und Stephan Wolf entwickelt hat.

Gegenüber herkömmlichen Hubschraubern weist der neue Ultraleichtflieger des Karlsruher Startups E-Volo einige Vorteile auf: Es fehlt die komplizierte Mechanik. Ohne Taumelscheiben oder neigbaren Rotoren ist das Fliegen einfacher und sicherer. Auch Verschleiß und Wartungsaufwand sind laut den Erfindern geringer und der Rotorenlärm fällt weg. Hauptmanko ist die begrenzte Reichweite. Für 20 bis 30 Minuten reicht der Akku, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 bis 100 km/h.

Der "Volocopter"

Erste Testflüge schon 2011

Im November fand der erste Testflug statt, allerdings unbemannt und in einer Halle. Mit dem ersten Prototyp war Zosel dagegen schon 2011 in der Luft. Es war ein wildes Provisorium: Ein zum Sitzen oder für Gymnastik verwendeter Gummiball auf den sie einen Sitz und 16 Propeller montiert hatten. Eigentlich sollten sie den Flieger mit einem Seil am Boden fixieren damit er nicht höher als 30 Meter steigt, das nämlich ist die Grenze ohne die man solche Fluggeräte ohne Genehmigung starten darf. Doch dann haben die Flugpioniere ihr Gerät doch nicht angebunden. „Im Regierungspräsidium waren sie ziemlich sauer“, erinnert sich Wolf.

Der Ärger ist inzwischen verflogen und so hoffen die Karlsruher auf die vorläufige Verkehrszulassung für den aktuellen Volocopter, um endlich auch damit draußen zu fliegen.

Fakten zum Start

Zur Weiterentwicklung sammelte das Startup gerade neues Geld auf der Crowdfundingplattform Seedmatch. Nach zweieinhalb Stunden kam bereits eine halbe Million Euro zusammen. Am Ende waren es 1,2 Millionen Euro – so viel wurde durch Crowdfunding in Deutschland noch nie eingesammelt. Der bisherige Rekord von AoTerra lag bei einer Million.

Große Nachfrage in Brasilien

2016 sollen dann die ersten Volocopter an Käufer ausgeliefert werden, die dafür voraussichtlich 250 000 Euro bezahlen müssen. Mit ihrem Partner, dem Segelflugzeugspezialisten DG Flugzeugbau, könnten derzeit etwa zehn Stück pro Jahr gefertigt werden.

Langfristig träumen die E-Volo-Macher von Privatflügen ins Büro oder zur Oma. Doch erforderlich ist nicht nur eine Lizenz für Sportpiloten. „In Deutschland herrscht Flughafenzwang“, erklärt Wolf. Im Gegensatz zu Frankreich darf man nicht von seinem Grundstück starten.

Dafür ist die Nachfrage aus Brasilien riesig. „Wir bekommen fast jede Woche eine Anfrage“, sagt Wolf. Schließlich gehören Helikopter in Städten wie Sao Paolo schon heute zu den normalen Transportmitteln.  

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