Startup der Woche: Viasto

Mit Videointerviews zum Traumjob

Kerstin Dämon
Kerstin Dämon Redakteurin Erfolg WirtschaftsWoche Online

Die viasto interview suite bringt Unternehmen und Bewerber zusammen – auch über Ozeane hinweg. Um die Personalauswahl effizienter zu machen, hat die viasto GmbH aus Berlin eine Interviewsoftware entwickelt.

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Die Interview Suite: Jeder Bewerber beantwortet die gleichen Fragen mit einer kurzen Videosequenz. Personaler erhalten so einen ersten Eindruck. Quelle: Presse

Als Martin Becker im Jahr 2008 Mitarbeiter für seinen damaligen Arbeitgeber rekrutieren sollte, hat er sich geärgert: Besonders internationale Personalauswahlprozesse waren wegen der Zeitverschiebung und der Distanz schwierig und zeitraubend. Die beim Telefonat noch vielversprechenden Kandidaten erwiesen sich im direkten Kontakt als ungeeignet. Es fehlte ein persönlicher Eindruck von den wirklichen Fähigkeiten der Bewerber.

Becker hätte sich zu dieser Zeit eine Möglichkeit gewünscht, Interviews zeitversetzt durchzuführen und die Antworten der verschiedenen Bewerber in einem direkten Vergleich auszuwerten. Die Idee zur interview suite war damit geboren und ließ Becker nicht mehr los. Gemeinsam mit Christian Graf machte er sich an die Umsetzung, sie investierten ca. rund 50.000 Euro und gründeten die viasto GmbH.

Ein Unternehmen, das Kunden genau das bietet, was Becker damals gebraucht hätte: ein einfaches und sicheres Recruiting Tool. Die Personalabteilung formuliert eigene Fragen und hinterlegt diese in der interview suite. Nachdem die Kandidaten per Email eingeladen wurden und das Videointerview selbstständig absolviert haben, stehen dem Personaler die Videosequenzen zur Auswertung zur Verfügung. Auf Basis dieser Eindrücke wird entschieden, wer zu einem persönlichen Gespräch eingeladen wird. Die Vorauswahl ist dadurch schneller, Reisekosten werden eingespart und die wirklich guten Bewerber können besser identifiziert werden.

Kunden wie die Telekom AG, Fujitsu oder Haniel zählen mittlerweile zum Kundenstamm des Start-ups.

Fakten zum Unternehmen

In der Startphase wurde viasto durch die EXIST-Gründerförderung und das Gründerstipendium der Beuth Hochschule unterstützt. Eine Herausforderung war zu Beginn besonders die geringe Innovationsfreude deutscher Unternehmen und die Dauer der Entscheidungsprozesse. Besonders in Deutschland seien Unternehmen vorsichtig, wenn eine Firma noch keine lange Kundenliste vorlegen kann, erzählt Johanna Bäumer, Marketingleiterin des Berliner Start-ups. "Anders als in den USA will in Deutschland keiner der Pilotpartner in der Betaphase sein, die Frage lautet immer: 'Wer macht das denn bereits?'", sagt sie. Den Anstoß für die Kunden gab das Unternehmen Haniel. Die Konzernholding setzte die Interviewsoftware als eines der ersten Unternehmen in Deutschland ein.

Durch Empfehlungen, Kaltakquise und Messebesuche hat sich der Kundenstamm mittlerweile deutlich vergrößert: von Großunternehmen wie der Deutschen Telekom über Internetfirmen wie Trivago bis hin zu Mittelständlern wie Berlitz nutzen viele Kunden das Recruiting Tool von viasto. Mit dem Kundenstamm stiegen auch Umsatz und Mitarbeiterzahl: Mittlerweile arbeiten zwölf feste Mitarbeiter sowie einige Freelancer. Derzeit entstehen hierzulande erste Copycats, wie Bäumer sagt. Sorgen macht sich das Unternehmen deshalb aber keine: Kunden und Kooperationspartner  versicherten immer wieder, dass die viasto interview suite derzeit das beste Produkt auf dem Markt ist.

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