Startup-Verkauf So versilbern Gründer ihre Unternehmen

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Es muss Bilanz gezogen werden

Fabian Heilemann gründete mit seinem Bruder Ferry 2009 das Gutscheinprotal Dailydeal. Im September 2011 verkauften sie an Google. 2011 machte Dailydeal 10 Millionen Euro Umsatz. Preis des Unternehmens: 80 Millionen Euro Quelle: PR

Egal, welche Form des Ausstiegs Gründer wählen: Vor dem Verkauf müssen sie Bilanz ziehen – und das beschränkt sich nicht darauf, den Wert des Unternehmens festzustellen. Sie müssen sich auch fragen: Hat sich die Arbeit gelohnt? Haben wir unsere Ziele erreicht?

Nicolas Boldt und Peter Haag beantworten die Frage mit Ja – auch wenn ihr Startup schneller den Besitzer wechselte als gedacht. Mit ihrem 2011 gegründeten Unternehmen Purmeo vertrieben sie individualisierte Vitaminpräparate und Mineralstoffe übers Netz – von Anfang an mit dem Ziel, das Unternehmen eines Tages zu verkaufen. Im vergangenen Juli war es so weit: Ein Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln übernahm das junge Unternehmen – für den Käufer stellte Purmeo eine sinnvolle Ergänzung des eigenen Geschäftsmodells dar. Reich wurden Boldt und Haag damit zwar nicht, aber der Erlös reichte immerhin, um die Investoren auszuzahlen. "Wenn man merkt, dass man Schweiß und Blut reinsteckt, ohne dass das Ding nennenswert wächst", sagt Nicolas Boldt, "dann ist ein Verkauf der bessere Schritt."

Wer Kapital und Kontakte mitbringt, kann leichter verkaufen

Unerfahrenen Gründern fällt dieser Schritt schwerer als Seriengründern, wie eine aktuelle Studie der London School of Economics belegt. Aber auch die Expertise der Investoren ist entscheidend: Wer Geldgeber findet, die neben Kapital auch Kontakte zu potenziellen Käufern mitbringen, dem gelingt der Exit besser.

So wie im Fall von Massivkonzept. Daniel Kollmann und Christoph Jung konnten Florian Schweitzer vom Investorennetzwerk b-to-v Partners überzeugen, einen Partner des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs. Das Unternehmen investierte einen nicht genannten Betrag. Außerdem brachte Schweitzer einen Bekannten zu einem der ersten Treffen mit: Lars Hinrichs.

Hinrichs hat einst das Business-Netzwerk Xing aufgebaut hat und an die Börse gebracht. Aktuell sorgt er für Schlagzeilen, weil er HackFwd schließt – mit dem Inkubator hat er rund acht Millionen Euro in 16 Internet-Startups gesteckt. "Wir wissen, dass wir nur an einer Größe gemessen werden: dem Exit", erklärt er, "und bisher ist uns mit HackFwd noch keiner gelungen."

"Gute Investoren denken einen Schritt weiter"

Allerdings hält Hinrichs zahlreiche weitere Beteiligungen – so auch an Fab, dessen Gründer Jason Goldberg er seit Jahren kennt. Als Hinrichs mit Kollmann und Jung am Tisch saß, fiel ihm prompt Goldberg ein. Er rief ihn an, und ein paar Tage später stand Goldberg bei den Massivkonzept-Gründern vor der Tür. Die studierten andere Verkäufe, um ihr Unternehmen bewerten zu können, sprachen mit Steuerberatern und Anwälten – und nahmen die Kaufofferte schließlich an.

"Gute Investoren geben nicht einfach nur dummes Geld wie Banken, sie denken einen Schritt weiter", sagt Investor Lars Hinrichs. "Wenn ich einen guten Exit sehe, beschleunige ich den Prozess wie ein Katalysator."

Mitunter beschleunigen Gründer aber auch zu schnell und entscheiden sich zu früh für den Verkauf. Das sagt zumindest Tobias Kollmann. Der 43-Jährige, nicht verwandt mit dem Massivkonzept-Gründer, ist BWL-Professor an der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzender des Beirats Junge Digitale Wirtschaft beim Bundeswirtschaftsministerium. "Weil vielen Gründern das Geld fürs Wachstum fehlt, geben sie oft zu schnell ihre Eigenständigkeit auf", sagt Kollmann, "Deswegen können in Deutschland aus Neugründungen nur schwer große internationale Unternehmen entstehen."

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