Startup-Verkauf So versilbern Gründer ihre Unternehmen

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Paradebeispiel Trivago

Die besten Standorte für Startups
Platz 17: Berlin Quelle: dpa
Platz 10: Moskau Quelle: dpa
Platz 9: Bangalore Quelle: Reuters
Platz 8: Sao Paulo Quelle: Reuters
Platz 7: Singapur
Platz 6: Los Angeles Quelle: AP
Platz 5: Tel Aviv Quelle: Reuters

Auch deshalb sprechen sich der Beirat des Ministeriums sowie der Bundesverband Deutsche Startups für ein neues Börsensegment aus, in dem junge Technologieunternehmen Kapital einsammeln könnten. "Wichtig ist, dass dieses Segment besser funktioniert als der Neue Markt zur Jahrtausendwende", sagt Kollmann. Dann könnte es, so die Hoffnung, für Risikokapitalgeber einen neuen Exit-Kanal darstellen und damit ein Anreiz sein, schon in der Früh- und Wachstumsphase von Startups mehr zu investieren.

Dass so ein Ausstieg aus dem Unternehmen bei richtigem Timing auch ohne Börsengang gelingen kann, lässt sich am Bennigsen-Platz in Düsseldorf besichtigen. Im elften Stock des Bürogebäudes B1 thront Trivago. Von der Dachterrasse können die rund 400 Mitarbeiter über den Rhein blicken. Ihre Besprechungen halten sie in Strandkörben ab, in den Pausen spielen sie schon mal eine Partie Billard. Es gibt Obst, Müsli, Getränke, sogar kühles Bier – kostenlos. Alles sieht genauso hip aus, wie man sich ein erfolgreiches Internet-Startup von innen vorstellt.

Erfolg ist anfangs nicht absehbar

Malte Siewert trägt Poloshirt und Kapuzenpulli und macht erst mal Kaffee, vom Kickertisch nebenan dröhnt Jubel herüber. Siewert ist einer der drei Gründer, die Trivago 2005 aus der Taufe gehoben haben – damals noch im Keller unter einer Garage. Die Geschäftsidee: eine Suchmaschine für Hotels. Wer Trivago heute im Netz ansteuert, kann mit ein paar Klicks Domizile in aller Welt finden und vergleichen, die Angebote werden permanent aktualisiert. Trivago verdient nicht über Zimmer-Buchungen, sondern indem es seine Nutzer an Buchungsplattformen wie Booking.com weiterleitet. Allein im Jahr 2012 spielten diese Provisionen einen Umsatz von schätzungsweise 100 Millionen Euro ein.

Schnell Schluss. Wie Startups drei Jahre nach der Gründung dastehen

Dieser Erfolg war anfangs nicht absehbar. Zunächst mussten Siewert und seine Mitgründer Peter Vinnemeier und Rolf Schrömgens nach Investoren suchen, bevor sie 2006 eine erste Finanzierungsrunde abschlossen. Als sich das Unternehmen immer besser entwickelte, kehrten sich die Kräfteverhältnisse um: Die Investoren standen Schlange, und Unternehmen bekundeten reihenweise Interesse, Trivago zu kaufen. Aber die Gründer lehnten ab: "Wir wollten das Unternehmen nicht an einem Käufer ausrichten und haben das auch nicht getan", sagt Siewert, "alle sollten wissen: Wir suchen keinen Käufer."

Wie auf einem türkischen Basar

Die Gründer pokerten hoch – und knackten so den Jackpot. Im Jahr 2010 verkauften sie ein Viertel des Unternehmens an einen US-Finanzinvestor – "um etwas Risiko vom Tisch zu nehmen", wie Siewert sagt. Ende 2012 trennten sich die Gründer dann von weiteren Anteilen: Der US-Konzern Expedia sicherte sich rund 60 Prozent an Trivago und die Option, in den nächsten Jahren den Rest zu übernehmen. Die Verhandlungen seien abgelaufen wie auf einem türkischen Basar, sagt Siewert. Anfangs habe man etwa 100 Prozent auseinandergelegen und sich am Ende etwa in der Mitte getroffen – bei 434 Millionen Euro in bar und 43 Millionen Euro in Aktien.

Die Gründer machte das zu Millionären – sie führen zwar weiterhin die Geschäfte, investieren ihr Geld aber auch in andere vielversprechende Startups. Und für die Investoren war der Deal das, was in der Gründerszene als sogenannter "Tenbagger" bezeichnet wird: Sie erhielten mehr als das Zehnfache ihres Einsatzes.

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