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US-Lieferdienst bringt Marihuana frei Haus

Matthias Hohensee Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Matthias Hohensee Korrespondent (Silicon Valley)

Das Start-Up Eaze liefert die Droge Marihuana in San Francisco aus. Wie der Dienst funktioniert und wer ihn in Anspruch nehmen kann.

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Lieferdienst für Marihuana in den USA gestartet Quelle: dpa

Einfach machen, sich durchsetzen und potenzielle Probleme später lösen. Mit diesem für Amerika so typischen Pragmatismus sind im und ums Silicon Valley herum viele erfolgreiche Unternehmen entstanden. Larry Page und Sergey Brin, die Gründer von Google, fragten nicht die Betreiber von Web-Seiten, ob sie deren Inhalte in ihre Suchmaschine aufnehmen durften. YouTube, heute die marktführende Video-Plattform, wäre nicht vom Fleck gekommen, hätten sich ihre Chefs zunächst Sorgen um das Urheberrecht gemacht.

Auch die Macher hinter der Bettenbörse Airbnb klopften vor deren Start nicht aufwendig ab, ob das Vermitteln von Zimmern gegen städtische Vorschriften verstoßen könnte. Genau wie der Fahrdienst-Vermittler Uber. Wer hätte gedacht, dass jemand ohne den Erwerb einer Taxi-Lizenz Fahrgäste chauffieren kann?

Die Probleme, so lehren diese Geschichten, verschwinden in der Regel mit dem Erfolg. Googles Suchmaschine wurde so populär, dass sich kein Web-Seitenbetreiber leisten konnte, auf sie zu verzichten. Um YouTubes rechtliche Auseinandersetzungen kümmerte sich Google, als es die Video-Plattform für 1,6 Milliarden Dollar erwarb. Airbnb und Uber sind – zumindest in Amerika – mittlerweile so populär, dass sie sich nicht mehr verbieten lassen.

Marihuana-Bestellung per Smartphone

Derzeit testet Keith McCarthy die rechtlichen Grenzen bei einem politisch besonders heiklen Thema aus: Marihuana. Der Unternehmer hat in San Francisco das Start-Up Eaze aus der Taufe gehoben. Es soll eine Art Uber für Marihuana werden. Eaze vermittelt Fahrer, welche die Droge frei Haus liefern. Derzeit täglich von acht Uhr morgens bis Mitternacht. Natürlich nur an Konsumenten, die Marihuana zur Linderung von Leiden von ihrem Arzt verschrieben bekommen haben.

Schließlich ist McCarthy zwar kühn, aber nicht verrückt. In Kalifornien ist Marihuana zwar sehr populär, der Genuss ist aber nur auf Rezept legal. Im Gegensatz etwa zu den US-Bundesstaaten Washington und Colorado, wo der Konsum nach dem Willen der Wähler jüngst freigegeben wurde.

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Geordert werden soll wie bei Uber via Smartphone-App, die den Besteller auf dem Laufenden hält, wo sich die Sendung gerade befindet. Innerhalb von zehn Minuten will Eaze liefern.

Ein wachsender Markt

Wie bei Uber koordiniert das Start-Up die Fahrer, die pro Lieferung zehn Dollar erhalten. Die Kosten für die Kuriere übernehmen die miteinander konkurrierenden Marihuana-Apotheken. Im Gegensatz zu Uber kann der Empfänger die ausgelieferte Ware nicht per Kreditkarte bezahlen, sondern nur in bar, denn Kreditkartenanbietern ist es verboten, Drogengeschäfte abzuwickeln. Zwar sind Lieferdienste für medizinisch verordnetes Marihuana nicht neu, aber McCarthy plant, einen besonders einfach zu nutzenden Service aufzubauen und ihn als nationale Marke zu etablieren.

Erfahrung damit hat der Eaze-Gründer bereits. McCarthy war einst Vertriebschef bei Yammer, das Software für soziale Netzwerke in Firmen anbot und für 1,2 Milliarden Dollar an Microsoft verkauft wurde. Er sieht sich als Vermittler zwischen den staatlich regulierten Apotheken für medizinisches Marihuana und deren Kunden. In 20 US-Staaten gibt es sie bereits. Allerdings toleriert die Bundesregierung sie nur.

McCarthy setzt auf einen weiter wachsenden Markt. Laut einer Umfrage der Marktforscher vom Pew Research Center heißen 54 Prozent der Amerikaner die Legalisierung von Marihuana gut. Zwar scheiterte die Freigabe in Kalifornien 2010 knapp am Votum der Wähler, Befürworter wollen es nach den Erfolgen in Washington und Colorado 2016 noch einmal versuchen. Eaze will bis dahin etabliert sein.

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