Wagnisfinanzierung Wie Konzerne neue Ideen kaufen

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Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut IWES in Kassel am Teststand für kabelloses Laden von Elektrofahrzeugen: Die Organisation für angewandte Forschung ist Teil von dem weltweiten Netzwerk, auf das 3M bei seiner Aussuche von CVC-Kandidaten zurückgreift. Quelle: dpa

Ob der Auserwählte zur DNA des US-Multis passt und ob die Technologie Zukunft hat, entscheidet ein externes Gremium. Bis zum unterschriftsreifen Beteiligungsvertrag sind es dann nur noch zehn bis zwölf Wochen, der Branchendurchschnitt liege bei sechs Monaten, so Gabriel.

Warum dieser schnelle Entscheidungsprozess?

"Wirklich gute Startups oder Mittelständler können sich ihren Investor aussuchen", sagt Gabriel.

Geld und Kontakte sind das Futter, das die Großen im CVC-Genre ihren Frischlinge anbieten. Auch 3M GTG schmeckte diese Mischung. Zwar kontaktierten die Münchner anfangs auch reine VC-Fonds; doch aus Angst, dass diese nur ein Augenmerk auf die Rendite werfen und nicht auf Forschungsergebnisse, bevorzugten sie einen Deal mit 3M.

Zweifel kamen dennoch auf, als New-Venture-Chef Gabriel vor drei Jahren bei ihnen anklopfte. "Um Gottes willen, so ein Riesenkonzern", dachte 3M GTG-Geschäftsführer Steinbichler. Er befürchtete "Bevormundung und Strammstehen zum Rapport".

Zwar waren diese Sorgen unnötig, aber ganz ohne Kontrollmechanismen läuft auch beim US-Konzern nichts.

Heimliche Renaissance in der CVC-Szene

Dafür sorgt der 3M-Sitz im Beirat des Unternehmens. Vor allem die Patente wurden eigens von einem 3M-Experten in Brüssel geprüft. Die vierteljährlichen Meetings empfindet Steinbichler aber "eher als Orientierungshilfe" denn als "Rechenschaftsbericht". "Dort werden Benchmarks gesetzt und Strategien besprochen", sagt Steinbichler, "liegen wir mal daneben, reißt uns keiner den Kopf ab."

"Wir wollen, dass herausragende Geschäftsführer oder Gründer an Bord bleiben und die Unternehmenskultur weiterlebt", erklärt New-Ventures-Chef Gabriel die vornehme Zurückhaltung von 3M, unter dessen Dach jährlich rund zwölf Newcomer schlüpfen.

Mit rund einem Viertel haben sich die Amerikaner an dem aufstrebenden Outdoor-Werber beteiligt, zu deren Kunden mittlerweile neben dem Burj al Arab renommierte Unternehmen wie Aigner, Audi, BMW, Bogner, Cartier, Sony und das Wynn-Casino in Las Vegas gehören.

Wie der US-Multi, der erst seit gut drei Jahren mit seiner Sondereinheit auf Talentsuche geht, hat auch der Darmstädter Chemie- und Pharmariese Merck für eine heimliche Renaissance in der CVC-Szene gesorgt und eine Taskforce gegründet.

Merck Serono Ventures heißt der Fonds der Pharmasparte, der ausgerechnet im weltweiten Krisenjahr 2009 aufgelegt wurde. Insgesamt 40 Millionen Euro stehen bis 2014 für Beteiligungen zu Verfügung.

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