IW-Gutachten Deutschlands Ausbildung hat gravierende Schwächen

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft schlägt in einer neuen Studie Alarm: Die steigende Zahl unzureichend ausgebildeter Jugendlicher gefährde Deutschlands Zukunft. Beklagt wird etwa, dass die Zahl der Berufsschul-Aussteiger viel zu hoch sei.

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Im am Montag vorgestellten Gutachten „Bildungsarmut und Humankapitalschwäche in Deutschland“ des Kölner Instituts im Auftrag des Gemeinschaftsausschusses der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft werden eine ganze Reihe von Fakten und Anzeichen dafür angeführt, „dass der wichtigste Wettbewerbsvorteil, die Bildung, verloren geht“. Zu den bemerkenswertesten Feststellungen gehört, dass ein Hauptschulabschluss alleine noch keine ausreichende Voraussetzung für das erfolgreiche Erlernen eines Berufs ist: 8,3 Prozent der Schüler haben 2004 eine allgemeinbildende Schule ohne Abschluss verlassen - im selben Jahr verließen aber rund 23 Prozent der Berufsschüler die berufliche Schule ohne Abschluss. Weitere bedrohliche Anzeichen nannte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben. So habe sich die Anzahl junger Menschen, die sich wegen fehlender Abschlüsse oder Kompetenzen in berufsvorbereitenden Maßnahmen befänden, binnen zehn Jahren auf rund 160.000 verdoppelt, jene im Berufsvorbereitungs- und Berufsgrundbildungsjahr auf etwa 120.000 verdreifacht. Nachfolgende Generationen seien nicht mehr durchweg besser qualifiziert als die aus dem Arbeitsprozess ausscheidenden. Der Anteil der Ungelernten sinke nicht mehr, sondern stagniere. In absehbarer Zeit werde der Anteil der neu auf den Arbeitsmarkt kommenden Akademiker nicht mehr ausreichen, um auch nur die Zahl der aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Akademiker auszugleichen. Als Ursachen nennt das Gutachten im wesentlichen dieselben Faktoren wie der Pisa-Bildungsvergleich: Bildungsarmut der Eltern sei der Nährboden für Bildungsarmut der Kinder, die Schulen allein seien in ihrer gegenwärtigen Verfassung machtlos. Auch der Migrationshintergrund wirke sich aus, besonders wenn zuhause nicht deutsch gesprochen werde. Als Gegenmaßnahmen empfiehlt das Gutachten, vor allem bei einer besseren Förderung von Kindern mit einem schlechteren sozioökonomischen Hintergrund anzusetzen. Das könne durch einen Ausbau der frühkindlichen Förderung und den Ausbau von Ganztagsschulen erreicht werden. Der Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen müsse gestärkt, Erzieherinnen und Erzieher müssten besser ausgebildet und die Teilnahmequote in Kitas müsse erhöht werden.

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