Ist das neue Verfahren ein Patentrezept, das dem besten Kandidaten zur Stelle verhilft und Diskriminierung ausschließt? Bei der Stadt Hannover, die testweise seit Januar im Tiefbauamt und Gebäudemanagement mit anonymisierten Bewerbungen arbeitet, gibt es da auch Zweifel. „Wir sind nicht zu 100 Prozent überzeugt von dem Ansatz in Celle“, sagte Stadtsprecher Andreas Möser. Die Stadt habe sich vorher bereits zum Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen und Migranten zu erhöhen, bei gleicher Qualifikation seien sie bevorzugt worden.
Mittelständler tun sich schwerer
Skeptisch äußert sich auch die Wirtschaft. „Bei großen Firmen gibt es eher die Bereitschaft, das zu machen, als bei Mittelständlern“, meint der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Volker Müller. Inhabergeführte Firmen setzten lieber auf Gefühl und Menschenkenntnis und wollten von Anfang an sehen, ob der potenzielle künftige Mitarbeiter ins Team passe. „Gerade vor dem Hintergrund der Globalisierung gehe ich davon aus, dass die Firmen ohnehin ein Interesse haben, Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einzustellen.“
Lob für Celles Pionierarbeit hat Christine Lüders, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die 2011/12 das Pilotprojekt initiierte. Gerade im kommunalen Bereich könnten anonymisierte Bewerbungen Kungeleien und eine Stellenvergabe unter der Hand verhindern, sagt sie. Thomas Edathy kam das vielleicht zugute - sein Bruder nämlich ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy. Dem schwarz-gelben Stadtrat von Celle wäre dies möglicherweise ein Dorn im Auge gewesen. Nach seiner Auswahl gab es für ihn aber Zustimmung aller Parteien - Thomas Edathy selber hat kein Parteibuch.