Arielle die Meerjungfrau wartet schon. Bis zum ersten Arbeitstag der neuen Kollegin dauert es zwar noch ein paar Wochen, Katharina Gruner hat trotzdem schon eine Spielkarte mit dem Konterfei der Disney-Figur an den freien Laborplatz geklebt – als Willkommensgruß für die neue Kollegin mit den roten Haaren.
An Gruners eigenem Arbeitsplatz in der Darmstädter Zentrale des Pharmahersteller Merck hängt Anna, die Eiskönigin aus dem gleichnamigen Disney-Film – genau wie Gruner hat sie lange braune Haare. Einen Tisch weiter tanzt Meshua, die Freundin von Mogli aus dem Dschungelbuch – dieser Laborplatz gehört einer Kollegin aus Indien. „Es ist mir wichtig, ein nettes Team um mich zu haben“, sagt Gruner, „Mein Arbeitgeber muss mich auch auf der menschlichen Ebene überzeugen.“
Methode
Wo möchten Sie nach Ihrem Studienabschluss am liebsten arbeiten? Was ist Ihnen bei der Wahl Ihres Arbeitgebers am wichtigsten? Mehr als 30.000 Studenten aller Semester und Fachrichtungen von 140 deutschen Hochschulen beantworteten die Fragen des Marktforschungsunternehmens Universum – so viel wie nie seit Beginn der Rankings vor zwölf Jahren. Mit 37 Prozent studieren die meisten Teilnehmer der diesjährigen Umfrage Wirtschaftswissenschaften, gefolgt von den angehenden Ingenieuren mit 20 Prozent. Zwölf Prozent belegen ein naturwissenschaftliches Fach und acht Prozent gehören der Gruppe der Informatiker an. Der restliche Teil setzt sich aus angehenden Geisteswissenschaftlern, Juristen und Medizinern zusammen. Die Befragten konnten aus einer Liste von 130 Unternehmen bis zu fünf der beliebtesten Arbeitgeber auswählen, aber auch eigene Vorschläge nennen. Die jeweiligen Platzierungen ergeben sich aus dem relativen Stimmanteil.
Dass sie die gewünschte Atmosphäre bei Merck gefunden hat, merkte Gruner schon an ihren ersten Arbeitstagen vor etwa einem Jahr. Die Biologin war damals auf die Hilfe ihrer Kollegen angewiesen, als sie ihre neue Stelle in der Immun-Onkologie des Pharmaherstellers antrat, wo Krebs mithilfe körpereigener Abwehrmechanismen bekämpft werden soll.
Für die promovierte Biologin war die Beschäftigung mit dem menschlichen Abwehrsystem etwas völlig Neues: So musste sie erst lernen, wie man Immunzellen aus dem Spenderblut isoliert. Im Gegenzug hilft Gruner ihren Kollegen bei Fragen zu Tumorzellen weiter – damit hatte sich die 31-Jährige in ihrer Promotion beschäftigt.
Doch nicht nur das gute Arbeitsklima und ein interessantes Forschungsgebiet überzeugten Gruner, auch das Gehalt stimmt. Die gebürtige Hamburgerin hatte nach ihrer Doktorarbeit, die sie mit magna cum laude bestand, auch ein Angebot als Redakteurin bei einem großen Verlag. Doch dort hätte sie gerade mal die Hälfte ihres damaligen Doktoranden-Gehalts bekommen. „Ich studiere doch nicht jahrelang“, sagt sie, „um dann so wenig zu verdienen.“
Damit spricht Gruner vielen Studenten und Berufseinsteigern aus der Seele – das zeigt das große Arbeitgeber-Ranking des Beratungsunternehmens Universum Communications, das der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt.
Gutes Gehalt und angenehmes Arbeitsklima sind die beiden wichtigsten Faktoren, die ein Unternehmen für junge Talente attraktiv machen. Doch damit nicht genug: Der perfekte Arbeitgeber sollte zudem abwechslungsreiche Aufgaben, Sicherheit und die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit bieten.
„Die Ansprüche der Studenten an ihren Job sind höher denn je“, fasst Stefan Lake, Deutschland-Chef von Universum, die Ergebnisse des diesjährigen Arbeitgeber-Rankings zusammen.
Doch wer kann es ihnen verdenken? Vergeht doch kaum ein Tag ohne neue Meldungen zum Fachkräftemangel oder zur alternden Gesellschaft, die den Führungskräften von morgen signalisieren: Du bist begehrt!
Das belegt auch ein Blick auf die Zahlen: Schon heute kommen laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf 100 Stellenangebote für Elektrotechniker lediglich 55 Arbeitslose, bei Luft- und Raumfahrttechnikern waren es 57 und bei den Informatikern 61. Hinzu kommt die sinkende Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Liegt die Anzahl der Personen zwischen 15 und 65 Jahren heute noch bei 50 Millionen, werden es 2030 nur noch 42 Millionen sein.
Das alles ist den Berufseinsteigern bewusst, so schätzen laut einer aktuellen Umfrage von Continental 72 Prozent der deutschen Studenten ihre Karriereaussichten als sehr gut ein, lediglich vier Prozent haben keine große Hoffnung auf beruflichen Aufstieg.