Um die Berufseinsteiger zu locken, müssen die Unternehmen laut Arbeitgeberranking neben ansprechenden Produkten auch finanzielle Stärke zeigen. In Zeiten unkalkulierbarer Finanzmärkte, Euro-Krise und Stellenabbau vielerorts ist die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens den jungen Berufstätigen wichtiger geworden. 36 Prozent halten dieses Kriterium für zentral (siehe Grafik) – ein Plus von einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr.
Diese Anforderung kann Ikea erfüllen. Der Möbelkonzern setzte im vergangenen Geschäftsjahr knapp vier Milliarden Euro alleine in Deutschland um und damit knapp drei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im nächsten Jahr kommen neue Märkte in Lübeck und Hamburg-Altona dazu. Mit dann 48 Filialen ist der schwedische Möbelgigant nirgends so prägnant vertreten wie in Deutschland.
Doch Ikea-Mitarbeiterin Cornelia Obitz interessiert nicht nur der zahlengetriebene Erfolg ihres Arbeitgebers. Wie etwa ein Fünftel ihrer Altersgenossen legt sie Wert auf umweltfreundliches Wirtschaften. Diesen Wunsch kann sie in ihrem Job ausleben. Die gebürtige Ludwigshafenerin macht Kunden energie- und wassersparende Produkte aus dem Ikea-Sortiment schmackhaft, entwickelt beispielsweise mit der Kommunikationsabteilung Werbeaktionen für Induktionsherde oder LED-Lampen.
Unternehmenskultur
Aber auch die Unternehmenskultur hat sie überzeugt. Schon im Vorstellungsgespräch wurde ihr das Du angeboten, Ikea gewährt ihr eine Vier-Tage-Woche, damit sie nebenbei ihren MBA in Nachhaltigkeit absolvieren kann. Und sie muss sich „nicht in ein Kostümchen zwängen“, wie sie sagt.
Das kommt dieser Generation gelegen. „Sie wollen sich vor allem wohlfühlen“, sagt Professor Quenzler. Dazu brauchen sie Anerkennung von ihren Vorgesetzten, flache Hierarchien und flexible Arbeitszeiten. Für den Großteil ist eine ausgewogene Mischung aus Arbeit und Freizeit immer noch das Karriereziel Nummer eins.
Ranking
Die Beratungsgesellschaft Universum Communications aus Köln hat für das Arbeitgeberranking in diesem Jahr 4734 Ingenieure, Ökonomen, Informatiker und Naturwissenschaftler nach ihren bevorzugten Arbeitgebern gefragt. Die Teilnehmer waren unter 40, hatten zwischen einem und acht Jahren Berufserfahrung und wählten aus 150 Arbeitgebern bis zu fünf Favoriten aus. Auch freie Nennungen waren möglich.
Beratungen stürzen ab
Ein Grund, warum die großen Unternehmensberatungen in diesem Jahr weiter abstürzen – allen voran die Boston Consulting Group, die bei den Wirtschaftswissenschaftlern gleich 18 Plätze verliert und sich auf einem enttäuschenden 30. Rang wiederfindet. Auch McKinsey schafft es nicht unter die ersten zehn. „Die Arbeitskultur der großen Beratungen passt nicht mehr zum Zeitgeist“, sagt Quenzler. Nur wenige wollten noch die gesamte Woche im Hotel übernachten und von einer Großstadt in die nächste reisen, selbst wenn ein überdurchschnittliches Gehalt entschädigt.
Auch Mathias Schülke ist Geld nicht so wichtig. Der Diplom-Maschinenbauer arbeitet am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald, wird nach öffentlichem Tarifvertrag bezahlt. Dass seine ehemaligen Kommilitonen bei den großen Autobauern mehr verdienen, steht für Schülke fest. „Meinen Job finde ich aber spannender.“