Bewerbung So frustrieren Unternehmen ihre Bewerber mit inhaltsleeren Absagen

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Schwammige Formulierungen aus Angst vor Klagen

Dieses Schema F ist für die Bewerber zwar sehr unbefriedigend, für die Unternehmen aber am sichersten. Denn die müssen sich rechtlich gegen Klagen absichern, wie auch die parallel von Soundgarden befragten Personaler aus 123 Unternehmen zugaben. Nur drei Umfrageteilnehmer sagten, dass sie versuchen, persönlich auf den abgelehnten Bewerber einzugehen.

Wahlweise, indem sie ihm die schlechte Nachricht telefonisch mitteilen oder sich zumindest um persönliche Formulierungen bemühen: "Wir schreiben einem Menschen, den wir zurückgewiesen und verletzt haben. Das Schreiben hat also menschliche Züge zu tragen", gab einer der befragten Personaler an.

Der Rest ist dazu angehalten, nichts in die Absage hinein zu schreiben, dass in irgendeiner Weise gegen das Unternehmen verwendet werden könnte. Entsprechend sind zwar 92 Prozent der Absagen sehr freundlich formuliert, inhaltlich steht allerdings nichts drin. Das finden im Übrigen auch die Personaler nicht gut, wie die - zugebenermaßen nicht repräsentative Umfrage - unter HR-Kräften zeigt.

So gaben viele an, manchmal das Gefühl zu haben, einen Steuerbescheid oder eine Absage auf die Reklamation eines kaputten Artikels zu verschicken. Dabei ist es auch möglich, fair abzusagen, ohne eine Klage heraufzubeschwören. Zumindest dann, wenn es wirklich nicht an Hautfarbe, Alter, Geschlecht oder Gewicht gelegen hat, dass der Bewerber keine Chance bekommt.

Auch wenn das ehrliche und individuelle Antworten auf eine Bewerbung mehr aufwand bedeutet, es lohnt sich. Denn 91 Prozent der Bewerber sprechen mit Freunden und Bekannten über ihre Erfahrung mit einem Unternehmen, bei dem sie sich beworben haben. Schließlich fragen die ja nach: "Und, wie steht es um deine Bewerbung bei xyz?"

46 Prozent antworten auf solche Fragen online oder berichten ohne entsprechenden Auslöser bei Facebook, Twitter und Konsorten von ihrer Bewerbungsodyssee. Wenn es dort heißt "die haben es nicht mal nötig, mir zu antworten", kann das einen gewaltigen Multiplikationseffekt haben. Auch unpersönliche Absagen bewerten Bewerber als sehr negativ, was entsprechend auf die Arbeitgebermarke abfärben kann. Und das Image, kein Interesse an potenziellen Mitarbeitern zu haben, will bestimmt niemand haben.

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