Deutsche Unternehmen trödeln bei der Personalauswahl. Von der Ausschreibung einer vakanten Stelle bis zum ersten Arbeitstag des neuen Mitarbeiters vergeht immer mehr Zeit. Bei 54 Prozent der Betriebe hat sich der Einstellungsprozess in den letzten drei Jahren verlängert, bei zehn Prozent dauere es sogar erheblich länger als noch 2013, bis der oder die Richtige gefunden und eingestellt sind. Das zeigt eine Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half, für die Personaler aus 200 Unternehmen befragt worden sind. Verkürzt hat sich der ganze Prozess demnach nur bei zehn Prozent der deutschen Unternehmen.
Personaler wollen Fehlbesetzungen vermeiden
Schuld an der Entwicklung ist das Geld. Eine falsche Personalentscheidung ist nämlich richtig teuer. Einer entsprechenden Studie der Unternehmensberatung Hay Group zufolge wird mehr als jede dritte Stelle (37 Prozent) mit einer Person besetzt, die nicht optimal für ihre künftige Aufgabe geeignet ist, was die jeweiligen Unternehmen mehr als 6000 Euro pro falschbesetzter Stelle kostet. Rechnet man nicht nur die Recruitingkosten, Einarbeitung, Mitarbeiterausweise & Co. zusammen, die nun zweimal bezahlt werden müssen, sondern auch noch das quasi verschwendete Jahresgehalt, komme man auf einen wirtschaftlichen Schaden von 30.000 bis 700.000 Euro - je nach Position.
So verkürzen Unternehmen die Dauer der Mitarbeitersuche
Ist die Position eine Vollzeitstelle oder benötigen Sie vorübergehende Unterstützung, zum Beispiel durch Zeitarbeitskräfte? Was hindert Sie daran, den passenden Kandidaten jetzt zu rekrutieren?
Quelle: Robert Half
Legen Sie einen Zeitplan für den Einstellungsprozess fest. Holen Sie sich die Zustimmung aller Entscheider ein, dass die Stellenbesetzung höchste Priorität hat. Blocken Sie Termine für Vorstellungsgespräche. Prüfen Sie die Stellenbeschreibung und das Gehaltsangebot. Definieren Sie, an welchen Punkten Sie kompromissbereit sind. Setzen Sie einen Notfallplan auf, um mögliche Terminverschiebungen abzufangen und bestimmen Sie, wer die finale Entscheidung fällen soll.
Führen Sie ein erstes Kennenlernen mit den Bewerbern online, etwa über Skype oder FaceTime. Organisieren Sie das Vorstellungsgespräch vor Ort mit allen Entscheidern idealerweise an einem Tag. Holen Sie sich unmittelbar danach die Rückmeldung vom Bewerber und den involvierten Entscheidungsträgern ein, um das gegenseitige Interesse früh zu bestimmen.
Informieren Sie die Kandidaten, wann Sie voraussichtlich die finale Entscheidung treffen werden. Sollte sich der Termin verzögern, rufen Sie die Bewerber an und teilen Sie das neue Entscheidungsdatum mit. Achten Sie in dem Fall genau auf die Reaktion seitens des Bewerbers: Ist diese verhalten, kann das ein Indiz für einen abgesprungenen Kandidaten sein.
Prüfen Sie vor der Endauswahl Referenzen ehemaliger Arbeitgeber. Sobald Sie sich dann für einen Bewerber entschieden haben, teilen Sie ihm das telefonisch mit. Unterbreiten Sie Ihr Angebot inklusive Gehaltspaket, aber bereiten Sie sich darauf vor, das Gehalt und mögliche Zusatzleistungen mit dem Bewerber nachzuverhandeln. Vereinbaren Sie gemeinsam das Eintrittsdatum.
Um das zu verhindern, werden Bewerber endlos auf Herz und Nieren geprüft – beispielsweise durch zusätzliche Vorstellungsrunden. Etwa jedes vierte Unternehmen nennt eine höhere Anzahl an Bewerbungen und zusätzliche Gesprächsrunden (je 24 Prozent) als Grund dafür, dass der Einstellungsprozess immer länger wird.
In diesen Berufen dauert es überdurchschnittlich lange, Stellen neu zu besetzen
81 Tage.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
120 Tage
120 Tage
124 Tage
129 Tage
167 Tage
Das Problem ist: Die Dauer des Einstellungsprozesses entscheidet nicht nur darüber, ob man wirklich den Top-Bewerber findet, sondern auch darüber, ob die Kandidaten überhaupt am Ball bleiben. Mehr als jeder zweite Arbeitgeber in Deutschland (52 Prozent) hat bereits einen präferierten Bewerber aufgrund der langen Wartezeit bis zur Personalentscheidung verloren. Kein Wunder, sagt Sven Hennige, Senior Managing Director bei Robert Half in Deutschland.
"Der Einstellungsprozess spielt eine maßgebliche Rolle. Entsteht beim Bewerber das Gefühl, die eigene Karriere würde durch lange Entscheidungsprozesse ausgebremst, kann das zum entscheidenden Nachteil für das einstellende Unternehmen werden."