Job-Umfrage Diese Unternehmen stellen noch ein

Die größten deutschen Konzerne haben in diesem Jahr noch mehr als 3000 Stellen zu vergeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage von WirtschaftsWoche Online. Welche Absolventen die besten Chancen haben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Malik Hai (26) studiert Politikwissenschaft mit Nebenfach Sportmanagement im Master. Am Ende des Jahres wird er fertig, aber schon seit Monaten sucht er nach einer passenden Anstellung – bislang ohne Erfolg. Neben seinem Master bringt Malik eine abgeschlossene Ausbildung im Verwaltungsbereich mit, außerdem hat er im Wahlkreisbüro eines Bundestagsabgeordneten gearbeitet. Trotzdem klappt es nicht mit dem Traumjob. Bislang zumindest.

Damit ist er nicht allein. Während sich nur fünf Wirtschaftswissenschaftler auf eine freie Stelle bewerben, kommen 64 Bewerber auf eine freie Stelle für Geisteswissenschaftler. So lautet das Ergebnis einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Aber wie sieht es bei den größten deutschen Konzernen wirklich aus? Stellen sie in diesem Jahr noch Absolventen ein? Und wenn ja, wie viele - und welche Fachrichtungen?

Um diese Fragen zu beantworten, schickte WirtschaftsWoche Online einen umfangreichen Fragebogen an alle 160 Dax-, M-Dax, S-Dax- und TecDax-Konzernen.

Das zentrale Ergebnis bestätigt ein Problem: Nur 29 Prozent der befragten Unternehmen schreiben in diesem Jahr überhaupt Stellen für Geisteswissenschaftler aus. Ähnlich schlecht stehen die Chancen für frischgebackene Juristen: Nur 31 Prozent der größten deutschen Konzerne wollen ihre Abteilungen mit Nachwuchs aufstocken.

Immerhin: Nur acht Prozent wollen die Zahl der Beschäftigten senken. Hochtief beispielsweise wird die Beschäftigtenzahl „aufgrund von Verkäufen und internen Umstrukturierungen“ senken. Auch der unter Druck stehende Energieversorger RWE wird zukünftig mit weniger Mitarbeitern auskommen müssen.

Deshalb wird auch nur ein Teil der zu Beginn des Jahres geplanten Stellen wirklich realisiert. Vakanzen sollen zunächst mit Mitarbeitern geschlossen werden, deren Arbeitsplatz sowieso bedroht ist. Deshalb können nur wenige Externe auf einen Job hoffen.

Insgesamt sind die aktuellen Arbeitsmarktzahlen jedoch positiv: Die deutschen Unternehmen setzen weiterhin auf Wachstum und stellen neue Mitarbeiter ein. Im August haben sie mehr Mitarbeiter gesucht als noch im Monat zuvor und auch die Entwicklung zum Vorjahr ist positiv ausgefallen. „Der leichte Aufwärtstrend der vergangenen Monate setzte sich damit fort“, kommentierte die Bundesagentur für Arbeit die Zahlen.

Die befragten Konzerne wollen in diesem Jahr noch knapp 3.150 Stellen mit Hochschulabsolventen besetzen. 18 Prozent der Jobs werden neu geschaffen. Den größten Erfolg dürften Bewerber beim Versicherungsriesen Allianz haben: 500 Absolventen sucht das Unternehmen noch. Bei Daimler, Deutsche Bank und Metro könnten in diesem Jahr noch jeweils 300 Absolventen unterkommen.  

Diese Dax-30-Unternehmen stellen 2014 Mitarbeiter ein

Gesuchte Absolventen

81 Prozent der Unternehmen suchen Wirtschaftswissenschaftler: Sie sind damit die gefragtesten Absolventen. Auch Informatiker und Ingenieure haben sehr gute Chancen, 77 Prozent beziehungsweise 73 Prozent suchen nach Absolventen dieser Fachrichtungen. Ebenfalls freuen können sich die Naturwissenschaftler: 56 Prozent der Konzerne schreiben 2014 Stellen für sie aus.

Diese SDax-Unternehmen stellen 2014 Mitarbeiter ein

Auch Absolventen ohne Berufserfahrung gesucht

Die Absolventen profitieren vom Fachkräftemangel: Bei den befragten Unternehmen ist - abhängig von der Stelle - nicht unbedingt Berufserfahrung notwendig. Nur 19 Prozent der Personaler halten es fürs wichtig, dass die Bewerber mindestens ein einschlägiges Praktikum absolviert haben.

Die höchsten Ansprüche an ihre Fachkräfte stellt das Unternehmen Bayer: Es bietet unter anderem Stellen, für die bis zu zehnjährige Berufserfahrung benötigt wird. Explizit auf Trainee-Stellen für den Berufseinstieg weisen Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Axel Springer, Metro und TUI hin.

Diese TecDax-Unternehmen stellen 2014 Mitarbeiter ein

Entsprechend optimistisch blicken auch die Absolventen in ihre berufliche Zukunft: Laut der Studentenstudie 2014 der Wirtschafts- und Prüfungsgesellschaft Ernst&Young (EY) unter 4300 Studenten sind 83 Prozent überzeugt, nach dem Studium schnell einen adäquaten Job zu finden. Allerdings muss auch hier wieder zwischen den Studienfächern differenziert werden: Während 92 Prozent der Ingenieure und 86 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler optimistisch sind, glauben nur 57 Prozent der Geisteswissenschaftler, dass sie direkt nach dem Studium in einen Beruf starten können.

Grund für den überwiegenden Optimismus der Studenten seien die gute Entwicklung der Wirtschaft und die niedrige Arbeitslosigkeit, sagt Ana-Christina Grohnert, Managing Partner bei EY: "Kein Wunder, dass die Studierenden optimistisch in die Zukunft blicken – zumal sich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt angesichts von Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung sogar noch verbessern dürften.“

Ähnlich sieht das auch Bernd Kraft, Geschäftsführer der Onlinestellenbörse Monster: "Für viele Firmen ist der Fachkräftemangel kein Zukunftsszenario, sondern bittere Realität." Vor allem gut ausgebildete Informatiker und Ingenieure seien gefragt, ebenso wie Personal im Health Care-Bereich. Doch der ist für Hochschul-Absolventen oftmals nicht attraktiv genug.

Diese MDax-Unternehmen stellen 2014 Mitarbeiter ein

"Schauen Sie sich im Mittelstand um. Dieser bietet häufig besonders viel Eigenverantwortung, persönliche Unterstützung und ein breites Aufgabenspektrum", rät Kraft Uni-Abgängern wie Malik, die trotz der aktuell guten Situation am Arbeitsmarkt und dem bereits einsetzenden Fachkräftemangel keinen Job finden.

Viel Sorgfalt sollte dann in die Bewerbung gesteckt werden. Die muss allerdings nicht auf feinstem Büttenpapier gedruckt und in einer Ledermappe verschickt werden. In der jährlich erscheinenden Staufenbiel Jobtrends-Umfrage haben zuletzt 77 Prozent der Personaler angegeben, eine Bewerbung mit den gesamten Unterlagen per E-Mail zu favorisieren. Nur noch 37 Prozent freuen sich über die vollständigen Bewerbungsunterlagen per Post.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%