Keine Lust mehr auf den alten Job? Neues Jahr, neues Glück? Manchmal muss einfach ein Tapetenwechsel her, also warum nicht mit einer neuen beruflichen Herausforderung? Ist erstmal eine interessante Stellenausschreibung gefunden, geht es an das Anschreiben und Verfassen des Lebenslaufs. Sind die Bewerbungsunterlagen erstellt und abgesendet, heißt es, Geduld zu bewahren, bis der potenzielle Arbeitgeber sich zur persönlichen Bewerbung äußert. In der Regel dauert es drei bis sechs Wochen, bis der jeweilige Personaler die eingegangenen Unterlagen gesichtet, sondiert und beurteilt hat. Doch was, wenn er sich dann trotzdem nie meldet?
Nicht selten kommt es vor, dass ein Unternehmen sich gar nicht erst die Mühe macht, den Empfang der Bewerbung zu quittieren oder dem Bewerber abzusagen. Das frustriert, wie eine Umfrage der Jobsuchmaschine Monster zeigt. Nur sieben Prozent derer, die keinerlei Antwort auf ihre Bewerbung bekommen, nehmen das einfach achselzuckend hin: 93 Prozent der Befragten sagten, sie seien durch diese Ignoranz frustriert. 61 Prozent sagten sogar, sie seien sehr beziehungsweise völlig frustriert.
"Es wird immer Unternehmen geben, die Bewerber in ihren Auswahlverfahren im Regen stehen lassen", sagt Thomas Zahay von Monster. Denn vielen scheint nicht klar zu sein, dass sich dieses Verhalten rumspricht - auf Twitter, Facebook & Co. in Sekundenschnelle. Ein positives Arbeitgeberimage lässt sich so nicht aufbauen.
Manchmal liegt es an der Bewerbung selbst
"Aber Achtung: Grund für eine fehlende Rückmeldung können auch unvollständige Bewerbungsunterlagen sein. Deshalb empfehlen wir besonders auf nachfolgende Punkte zu achten: Qualifikation für ausgeschriebene Stelle überprüfen, vollständigen Lebenslauf und Zeugnisse anfügen, Bewerbungsfrist unbedingt einhalten, Rechtschreibung prüfen, realistisches Foto beifügen, aussagekräftigen Betreff formulieren", so Zahay.
Bewerbungsstrategien für den Traumjob
Analysieren Sie, was Ihrem Traumarbeitgeber fehlt. „Das kann alles Mögliche sein, vom Youtube-Werbevideo über neue Vertriebsmethoden bis hinzu Beziehungen in einen interessanten Auslandsmarkt“, schreibt Karriereexpertin Svenja Hofert in Ihrem Buch „Die Guerilla Bewerbung“, das im Campus Verlag erschienen ist. Die Kunst ist, das Defizit vor dem Arbeitgeber zu erkennen und ihn davon zu überzeugen, dass er es mit Ihrer Hilfe beheben kann.
Schlagen Sie Ihr Adressbuch auf und suchen Sie zehn Kontakte heraus, die Ihnen bei der Suche nach Ihrem neuen Job behilflich sein könnten. Wichtig sind nicht nur Menschen, die direkt einen Arbeitsplatz für Sie haben könnten, sondern auch Personen, die viele interessante Kontakte haben. Schreiben Sie ein prägnantes Kurzprofil, schicken Sie es an Ihre Kontakte mit der Bitte es wiederum an zehn Kontakte weiterzuleiten.
Persönlich miteinander in Kontakt kommen, das ist die Idee hinter dieser Strategie. Suchen Sie sich Ihren Wunscharbeitgeber und überlegen Sie, wer vor Ort der beste Ansprechpartner sein könnte. Rufen Sie einfach an, erklären Sie Ihr großes Interesse an dem Unternehmen und bitten Sie um einen kurzen Termin zum Kaffeetrinken. So ist der erste Kontakt hergestellt.
Suchen Sie sich eine Aufgabe, die Ihrem Alter entspricht. Das hört sich erstmal hart an, ist aber ganz plausibel. Bewerben Sie sich nicht auf Inserate, die mindestens zwei bis drei Jahre Berufserfahrung voraussetzen, denn hier liegen nicht Ihre Stärken. Für viele ältere Führungskräfte, die es am Ende der beruflichen Laufbahn nochmal wissen wollen, ist die Position des Interimsmanager eine geeignete Aufgabe. Die Arbeitsagentur oder private Vermittler helfen gerne weiter.
Oftmals ist Projektarbeit der Einstieg in die Festanstellung. Deshalb überlegen Sie sich genau, erstens welches Projekt Sie realisieren könnten und zweitens für welche Institutionen oder Firmen es interessant sein könnte. Treten Sie an die potentiellen Interessenten heran und überzeugen Sie sie von Ihrer Idee. Die Bereitschaft in ein Projekt einzuwilligen ist höher, als eine neue Stelle zu schaffen. So können beide Seiten herausfinden, ob es passt.
Schaffen Sie sich Ihren Traumjob einfach selbst. Entdecken Sie den Bedarf an einer bestimmten Dienstleistung oder einem Produkt und schlagen Sie einem Träger vor, sich darum zu kümmern. Das funktioniert besonders gut im öffentlichen Bereich. Sind Sie von der Idee restlos überzeugt, können Sie es sogar wagen, einen eigenen Verein oder eine Stiftung zu gründen.
Schreiben Sie eine E-Mail, die der Leser nicht ignorieren kann. Finden Sie heraus, an welchen Stellen Ihr Lieblingsunternehmen Nachholbedarf hat und präsentieren Sie sich als Lösung. Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie in der Branche schon Erfahrungen und Kontakte haben. Für diese Variante muss „Ihr Können und Ihr Hintergrund“ sehr interessant sein.
Sie kennen sich mit einer speziellen Aufgabe oder einem Themengebiet gut aus und haben mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich? Dann könnte die Expertenstrategie die richtige sein. Wichtig ist, ihr Spezialgebiet so umfassend zu definieren, dass sie auf viele Angebote passen, aber gleichzeitig so viel Expertise zu besitzen, dass nicht viele mit Ihnen konkurrieren können. Die Autorin nennt sich zum Beispiel Expertin für neue Karrieren und nicht Spezialistin für MBA-Programme.
Die Vorgehensweise bei der Bewerbung um einen neuen Job erinnert nicht selten an die „ungeschriebenen Gesetze“ des ersten Dates: Der erste Eindruck ist entscheidend und der Grat zwischen angemessenem Interesse und Aufdringlichkeit schmal. Zu wissen, wie und wann man richtig kommuniziert, verlangt viel Fingerspitzengefühl. Im besten Fall demonstrieren Bewerber dem künftigen Arbeitgeber ihr Engagement und ihre Ausdauer, ohne dabei aufdringlich oder gar verzweifelt zu wirken.
Bloß nicht verzweifelt und aufdringlich sein
Achten Sie auf Details. Auch vor dem ersten Date wird alles geprüft: Frisur, Outfit, mögliche Gesprächsthemen. Diese Gründlichkeit ist auch bei der Bewerbung ein Muss. Bitten Sie jemanden aus Ihrem Umfeld, Ihre Unterlagen auf Fehler zu untersuchen. Denn mehr als ein Rechtschreibfehler im Bewerbungsschreiben bedeutet meist schon das Ende für einen Kandidaten.
Und fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. So wie das potenzielle Date perplex reagiert, wenn Sie plötzlich vor der Haustür stehen und nach einer Verabredung fragen, so ablehnend reagieren auch Personalchefs auf zu direkte Methoden. Die einzigen Jobs, auf die Sie sich noch am ehesten persönlich bewerben können, liegen im Einzelhandel und in der Gastronomie.
Tipps für den ersten Satz im Bewerbungsschreiben
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(Quelle der Beispiele: Kienbaum)
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(eigenes Beispiel)
Sehr geehrter Herr XX,
von mir zu Hause bis zu Ihnen sind es zu Fuß genau 15 Minuten. Das bedeutet: Während meine Kollegen noch im Stau stehen, könnte ich morgens schon der erste Mitarbeiter in der Firma sein.
(eigenes Beispiel)
In allen anderen Bereichen ist es angebracht, auf eine Einladung zum Gespräch zu warten.
Schon lange auf der Suche? Für Ihr Date und für Ihren möglichen neuen Arbeitgeber wirkt es eher abschreckend als anziehend, wenn Ihnen die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben steht. Bewerben Sie sich also nicht aus lauter Not auf jede Stelle, die Sie finden können, sondern wirklich nur bei Firmen, die Stellen haben, die zu Ihnen passen. Sonst geht die Beziehung in die Brüche, noch bevor sie richtig begonnen hat.
Und auch wenn es schwer fällt, haben Sie etwas Geduld: Während manche Firmen den Bewerbungsprozess innerhalb weniger Wochen abwickeln, brauchen andere Monate, um ihre Stellen zu besetzen. Auch wenn das frustrierend ist, bleiben Sie ruhig. Lassen Sie sich nach dem Absenden der Bewerbung für eine Nachfrage mindestens drei bis fünf Werktage Zeit und nennen Sie dann im Gespräch klar Ihren Namen sowie die Stelle, auf die Sie sich beworben haben.
Die SMS beziehungsweise WhatsApp-Nachricht ist ein großartiger Kommunikationsweg, auf professioneller Ebene sollten Sie jedoch den traditionellen Weg wählen. Schicken Sie nach einem Bewerbungsgespräch eine höfliche, gut formulierte E-Mail – Kurznachrichten oder Anfragen auf den gängigen Social Media-Kanälen sind ein No-Go.
Vermutlich wird der Ansprechpartner Ihre Unterlagen noch nicht studiert haben, aber wenn er es tut, wird er sie besonders sorgfältig lesen, nachdem er von Ihnen gehört hat.