Jobsuche So sieht eine sinnvolle Stellenanzeige aus

Die meisten Stellenanzeigen sind öde und gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Auch die meisten Online-Anzeigen könnten viel besser gestaltet sein. Aber worauf kommt es wirklich an?

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Die schlimmsten Stellenausschreibungen
Stellenanzeige von BRAAS - Alles Quelle: Screenshot
Das Deutsche Rote Kreuz sucht Menschen, die zupacken können. Dieser Herr macht auch vor Baumstämmen nicht halt. Quelle: Screenshot
Bevor der Kopf zu rauchen beginnt, spendiert "hansgrohe" eine kalte Dusche. Quelle: Screenshot
Bei der Parfümerie-Kette Douglas liebt man "jedes einzelne" Gesicht der Schönheit. Quelle: Screenshot
Die TriFinance GmbH scheint ein einziges brennendes Inferno zu sein. Sieht eher nach Höllentrip als Selbstverwirklichung aus. Quelle: Screenshot
Bei Fressnapf erwartet den künftigen Manager offenbar eine hautnahe Zusammenarbeit mit Tieren. Quelle: Screenshot
Der Ausbildungsplatz bei der Kreissparkasse Birkenfeld scheint eher für Anstreicher gedacht zu sein. Quelle: Screenshot

Wie eine missratene Personalkommunikation aussieht, verrät am 4. Dezember die Verleihung der "Goldenen Runkelrübe". Das Projekt des Forums für innovative Personalarbeit e.V. kürt erstmals die größten Scheußlichkeiten unter den Recruiting-Maßnahmen: unverständliche Stellenanzeigen, unattraktive Karrierewebsites, peinliche Unternehmensvideos und Imagefilme oder auch missglückte Social Media-Auftritte. Highlights unter den Nominierungen: Gangnam-Style im Karrierevideo, Kitesurfen im Supermarkt bei der Anzeige eines Discounters oder auch völlig unverständliche Stellenbezeichnungen.

Wie anspruchsvoll Bewerber geworden sind, was die Erwartungen an Stellenanzeigen angeht, belegt eine umfangreiche Studie der Jobbörse Stepstone unter 13.000 Bewerbern. Zentrales Ergebnis der Studie: „Zwei Drittel der Kandidaten finden, dass sich gängige Stellenanzeigen zu wenig voneinander abheben“.

Der Jobturbo durchsucht Jobangebote der führenden Zeitungen und Online-Stellenbörsen.

Einer der häufigsten Kritikpunkte der Bewerber bei der Jobsuche: Textwüsten, bestehend aus den gängigen Bausteinen Unternehmensbeschreibung, Anforderungs- und Bewerberprofil. Viele Stellenanzeigen, auf die die Bewerber in Online Jobbörsen, Metasuchmaschinen wie dem Wiwo-Jobturbo oder auch auf Unternehmenswebsites treffen, sind extrem textlastig und Layouts meist zu einheitlich – im Grunde sehen sie nicht anders aus als ihre Print-Pendants. Dabei bietet die Online-Welt als primäre Anlaufstelle bei der Jobsuche viele Möglichkeiten, den Informationsgehalt und die Arbeitgebermarke, das Employer Branding, zu optimieren.

In Zeiten enger werdender Märkte wird es für Unternehmen ohnehin immer wichtiger, Aufmerksamkeit zu wecken und sich vielmehr selbst bei der potentiellen Fachkraft zu  bewerben, als umgekehrt. „Die Stellenanzeige ist in der Regel der erste Berührungspunkt der Kandidaten mit dem Unternehmen. Erweiterte Gestaltungsformen helfen dabei, das Potenzial des ersten Eindrucks optimal auszuschöpfen“, erklärt Sacha Knorr, Marketingleiter bei Stepstone.

Dass eine Maßnahme langweilig oder peinlich ist, merkt man meist sofort. Aber was macht eine gute Stellenanzeige aus?

So sieht die perfekte Bewerbung 2013 aus
Online-BewerbungDie elektronische Bewerbung ist ja schon fast ein alter Hut und wird auch 2013 nicht verschwinden. Erstmals favorisiert eine Mehrheit von Personalchefs Online-Bewerbung vor den traditionellen Bewerbungen auf Papier. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands Bitkom bei 1.500 Personalverantwortlichen verschiedener Branchen. 41 Prozent der Unternehmen in Deutschland verlangen demnach Bewerbungen per Internet. Falls das Unternehmen für die Online-Bewerbung ein spezielles Formular auf dessen Homepage anbietet, sollten Sie das auch nutzen – und zwar alle Felder und möglichst ausführlich. Um Tippfehler zu vermeiden und besser zu wirken, sollten Sie die entsprechenden Textbausteine bereits in Ruhe offline vorformulieren. Es schadet auch nicht, diese noch einmal gegenlesen zu lassen. Achtung übrigens bei Sonderzeichen! Das Euro-Symbol kann etwa bei Gehaltsvorstellungen zu unfreiwilliger Verwirrung führen, wenn die Programmversion des Empfängers ein anderes Zeichen daraus macht. Ebenso sollten Sie formatierte Dateien, wie Ihren Lebenslauf oder eingescannte Zeugnisse bereithalten. Quelle: dapd
Bewerbungen per E-MailBei der ebenfalls weit verbreiteten Form der E-Mail-Bewerbung sollten Sie, sofern nicht in der Stellenanzeige angegeben, beim Unternehmen nach dem richtigen Ansprechpartner für die E-Mail-Bewerbung und dessen Adresse fragen. Wie auch bei der Bewerbung auf Papier gilt: Verschicken Sie jede Bewerbung einzeln und individuell. Serienmails sind ein No-Go. Besonders wichtig bei der E-Mail-Bewerbung ist die Betreffzeile: Falls Sie sich auf eine konkrete Stellenanzeige bewerben, sollte der Betreff das Wort Bewerbung, den Job, auf den Sie sich bewerben sowie (falls vorhanden) die Kennziffer der Stellenanzeige enthalten. Bei einer Kaltbewerbungen sollte ebenfalls der Begriff Bewerbung fallen, gefolgt von einer persönlichen Anrede und einem Slogan. Reizwörter erhöhen die Chance, Interesse zu wecken und gelesen zu werden. Also nicht: "Bewerbung für einen Job", sondern konkret: "Meine Bewerbung als Vertriebsleiter / Ihre Anzeige". Und überfrachten Sie die E-Mail nicht: weder mit übergroßen Dateianhängen noch mit epischen Texten. Die Mail soll Ihrem Gegenüber Lust machen, die Anhänge, also Anschreiben und Lebenslauf, zu lesen. Dass Ihre eigene E-Mail-Adresse nicht HotGirl69@hotmail.com, sondern Vorname.Nachname@Provider.de. lauten sollte, ist wohl selbstverständlich. Quelle: dpa
Bewerbung per SmartphoneEin Trend, der sich 2013 verstärken dürfte, ist die Bewerbung mit dem Smartphone. Laut einer Studie der Universitäten Bamberg und Frankfurt findet es mehr als die Hälfte der Befragten gut, wenn Internet-Stellenbörsen und Online-Karriereportale Apps anbieten, über die nach offenen Stellen gesucht werden kann. 58 Prozent haben bereits mindestens einmal Stellenanzeigen oder Arbeitgeberinformationen per Smartphone oder Tablet aufgerufen. 46,5 Prozent begrüßen zudem ein entsprechendes Angebot von Unternehmen. "Die private Verbreitung von Smartphones ändert auch das Suchverhalten von Bewerbern", sagt Tim Weitzel, Autor der Studie. Und was liegt da näher, als sich auch per Smartphone zu bewerben? Firmen machen zumindest keinen Unterschied, mit welchem Gerät die Bewerbung abgeschickt wird. So gab jedes zweite der insgesamt knapp 60 Partnerunternehmen des Online-Jobportals JobStairs an, dass sie die mobile Bewerbung als gleichwertige Alternative zur Online-Bewerbung sehen. Unter diesen Unternehmen sind beispielsweise auch Siemens, die Hypovereinsbank und die Deutsche Bahn. Die Marketing und Software-Entwickler von Milch & Zucker aus dem hessischen Bad Nauheim haben allerdings festgestellt, dass sich bisher nur sieben Prozent der Jobsuchenden über ein mobiles Endgerät beworben haben. Nach oben ist also noch Luft für diese neue Bewerbungsform. Quelle: dpa
Bewerbung per Skype/VideoMittlerweile nutzen auch immer mehr Unternehmen die Möglichkeit, sich mittels Skype oder sonstiger Video-Tools ein erstes Bild vom Bewerber zu machen. "Wir skypen täglich mit unseren Bewerbern", erzählt auch Jela Götting von Adidas. "Das erspart uns die Reisekosten für die Anwärter, falls die sich beispielsweise aus den USA bei uns bewerben." Beim Video-Interview zeigt sich meistens, ob die wichtigsten Anforderungen vom Kandidaten erfüllt werden - wie beispielsweise Sprachkenntnisse oder die notwendige Ausbildungen. Das bedeutet natürlich für den Jobsuchenden, dass auch eine Bewerbung per Skype nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Vorbereiten sollte man sich darauf genauso wie auf ein Vorstellungsgespräch im Unternehmen. Quelle: dpa
Anonyme BewerbungAuch die anonyme Bewerbung - also die ohne Foto und vollständigen Namen - dürfte sich in diesem Jahr weiter durchsetzen. So konnte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bereits im April 2012 Erfolge mit der anonymisierten Bewerbung präsentieren: Chancengleichheit für alle, lautete das Fazit des Experiments. Dafür wurden über einen Zeitraum von zwölf Monaten insgesamt 8550 Bewerbungen ohne Name und Foto versandt. Knapp 1300 Personen wurden innerhalb des Projekts zu einem Eignungstest oder einem Vorstellungsgespräch eingeladen, 246 Personen erhielten daraufhin ein Jobangebot oder einen Ausbildungsplatz. Allerdings kann niemand sagen, ob die Bewerber nicht auch dann zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen worden wären, wenn sie das Anschreiben mit vollem Namen und Foto abgeschickt hätten. Quelle: Fotolia
Die richtige VorbereitungUnerheblich davon, wie Sie sich 2013 bei einem Unternehmen bewerben; einige Standards gelten immer und dazu gehört auch eine gründliche Vorbereitung. "Ich erlebe so oft, dass Bewerber nicht mal die Vorstände fehlerlos aufzählen können", erzählt Götting von Adidas. Dieses Wissen ist zwar erst im tatsächlichen Gespräch von Nöten, aber auch aus der Bewerbung sollte hervor gehen, dass sich der Bewerber mit dem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle befasst hat und nicht nur anklopft, weil er Geld braucht. Ein Personalchef möchte wissen, was ein Bewerber kann und ob seine Fähigkeiten mit den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle übereinstimmen. Wer im Bewerbungsschreiben darauf eingeht und 08-15 Formulierungen vermeidet, kann sich positiv von der Masse abheben. Quelle: Fotolia
Fehler vermeidenMan kann es nicht oft genug wiederholen: Achten Sie auf Fehler im Anschreiben und im Lebenslauf! Wer sich im Anschreiben an Puma wendet und die Bewerbung an Nike adressiert, hat schon verloren. "Bei solchen Anschreiben haben Sie gleich keine Lust mehr, weiter zu lesen", sagt Götting. "Wer solche Bewerbungen einsendet, der zeigt ganz unverhohlen, dass er für die saubere und präzise Arbeit nicht geeignet ist." Auch Tippfehler werfen kein gutes Licht auf den Bewerber und wer den Namen des Unternehmens falsch schreibt, disqualifiziert sich sofort. Deshalb einfach das getippte Dokument jemandem zum Gegenlesen geben. Quelle: Fotolia

Mehr Employer Brandig

Die Lösung sehen viele Recruiter vor allem in den dynamischen Elementen, die das Erscheinungsbild der Stellenanzeige künftig prägen sollen. Davon sind acht von zehn Personaler der 1.000 Top-Unternehmen Deutschlands laut der Umfrage „Recruiting Trends 2013“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt überzeugt. Die Integration von Unternehmensvideos, Links zur Facebook-Page oder Twitter-Wall oder auch die Weiterempfehlen-Funktion soll die Aufmerksamkeit potenzieller Fachkräfte auf das Unternehmen lenken. Der Vorteil: (Bewegt-) Bilder sorgen für Emotionalität und können die spezifische Unternehmenskultur und die Arbeitgebermarke besonders gut transportieren. Das Unternehmen kann den Informationsgehalt der Stellenanzeige deutlich steigern und begehrte Kandidaten gezielter von sich überzeugen.

Dynamische Elemente in Stellenanzeigen nutzen

Laut den Recruiting Trends nutzt derzeit lediglich jedes zehnte Unternehmen dynamische Elemente in seinen Stellenanzeigen, wenngleich die großen Jobbörsen Monster oder Stepstone zum Beispiel Video-Funktionen bereits seit rund zwei Jahren zur Verfügung stellen. Stepstone bietet so bereits seit vergangenem Jahr mit der „Stellenanzeige Plus“ ein interaktives Rekrutierungstool. Die Stellenanzeige wird damit quasi zu einer eigenen kleinen Micro-Recruiting-Webseite mit verschiedenen ansteuerbaren Menüpunkten. „Über Navigations-Tabs können neben der Positionsbeschreibung weitere Informationen zu Unternehmenskultur und zusätzlichen Leistungen für Mitarbeiter transportiert oder Unternehmensvideos integriert werden. Dies bietet Unternehmen die Möglichkeit bei den sogenannten „weichen“ Faktoren zu punkten und sich als Arbeitgeber interessant zu machen“, sagt Knorr.

Fakten sind nach wie vor das A und O

Wie kommen diese neuen und besonders die interaktiven Anzeigen eigentlich bei den besten Kräften, den High Potentials des Arbeitsmarkes an? Die Probe aufs Exempel zur Akzeptanz und der Bedeutung von Kreativität in Stellenanzeigen machte das Marktforschungsinstitut forum! unter anderem im Auftrag der Personalagentur mediaintown und der Jobbörse Monster.

Für die Studie wurden sowohl Unternehmen auch Bewerber aus den Bereichen Marketing und Ingenieurwesen mit vier unterschiedlich gestalteten Stellenanzeigen konfrontiert. Die Bandbreite reichte dabei von reinen Textanzeigen über kreativ auf das Unternehmen zugeschnittene bis hin zu experimentellen, animierten Stellenanzeigen. Im Hinblick auf Originalität tendieren zwar deutlich mehr Bewerber, besonders solche aus dem Marketing, zu kreativen Anzeigen. Die wenigsten Bewerber würden sich dennoch auf die animierte Anzeige bewerben. Vor allem in punkto Seriosität konnten die anderen drei Anzeigenformen deutlich besser abschneiden.

Entscheidend für den Erfolg und die Glaubwürdigkeit einer Stellenanzeige sind so stattdessen nach wie vor die – knackig und prägnant formulierten -  inhaltlichen Aspekte. Dazu gehört für Bewerber in erster Linie eine eindeutige Tätigkeitsbeschreibung und ein klares Anforderungs- als auch Unternehmensprofil. Diese Infos sind weitaus elementarer als etwa das Unternehmensimage oder die Branchendarstellung. Nur etwa vier Prozent der Befragten hielten Animationen in Stellenanzeigen für besonders wichtig.

Balance zwischen Kreativität und Inhalt

Auch wenn auffällig designte Anzeigen oder Unternehmensvideos immer wieder Thema sind, als Eyecatcher durchaus ankommen und im besten Fall sogar einen positiven viralen Effekt auslösen können: Am Ende ist das Angebot des Unternehmens, der Inhalt, entscheidend. Wie präzise ist die Jobbeschreibung? Wie konkret die Anforderungen an den Bewerber? Welche Extras wie Weiterbildungsperspektiven bietet das Unternehmen? Kann dies alles nicht überzeugend, rettet auch das Firmenvideo die Anzeige nicht.

Gestalterische Elemente dürfen so den Informationsgehalt und die schnelle Erfassbarkeit der Inhalte nicht überlagern oder gar davon ablenken: „Eine kniffelige Aufgabe für Unternehmen“,  belegt resümierend die Studie und auch der Blick in die nominierten Personalmarketing-Sünden der Goldenen Runkelrübe.

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