Noch vor wenigen Jahren - zu „Print-Zeiten“ - war die Stellensuche für Bewerber vergleichsweise einfach. Es gab nur drei Quellen: die Stellenmärkte der klassischen regionalen Tageszeitung, der großen überregionale Zeitungen sowie der branchenspezifischen Fachzeitungen. Wer sich zwei Mal pro Woche den Stellenmarkt vornahm, war up to date.
Seither hat sichdie Menge der Stellenanzeigen selbst logischerweise nicht wesentlich verändert. Aber sie verteilen sich auf 1.600 verschiedene Jobbörsen im Netz. Wie behält man da den Überblick?
Warum überhaupt Online-Jobbörsen?
Für die Personalsuche sind Online-Jobbörsen der beliebteste Weg der Personalabteilungen. Sie wissen, dass über 62 Prozent der Bewerber in Online-Stellenbörsen nach Vakanzen suchen. Dies ergab die Studie „Bewerbungspraxis 2013“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt a. M. in Kooperation mit der Stellenbörse Monster unter 100.000 Stellensuchenden und Karriereinteressierten. Nach der Studie „Recruiting Trends 2013“, ebenfalls durchgeführt vom Forschungsverbund CHRIS, gingen mit 36,9 Prozent die meisten Einstellungen auf Stellenanzeigen in einer Online-Jobbörse zurück. Befragt wurden dafür die 1.000 Top-Unternehmen Deutschlands. Im Vergleich zu 2003 haben Unternehmen die Schaltung ihrer Vakanzen in einschlägigen Portalen im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent gesteigert, so ein zentrales Ergebnis der Studie.
Dimensionen und Tücken des Stellenanzeigenmarktes
„Es gibt derzeit rund 800.000 verfügbare Jobs“, sagt Thomas Lemke, Betreiber der Metasuchmaschine Jobturbo. Angesichts dieser Menge, verteilt auf die Vielzahl an Quellen: Wie soll sich der Bewerber da zurechtfinden? Die Masse an unterschiedlichsten Jobbörsen kann tatsächlich zu Problemen führen und birgt eine Menge Frustrationspotenzial: Wo soll man überhaupt suchen? Stellenangebote können sich in den unterschiedlichen Jobbörsen überschneiden, Anzeigen können veraltet oder sogar unseriös sein.
Im schlimmsten Fall wird man unfreiwillig und unerwünscht von Headhunter-Angeboten oder Zeitarbeit-Jobs belästigt. Wer weiß, wo er suchen muss, kann bereits mit wenigen gezielten Klicks die für ihn relevanten Stellen ausfindig machen.
Mit dem herkömmlichen überregionalen Print-Stellenmarkt lassen sich am ehesten die großen Generalisten unter den Jobbörsen vergleichen. Zu den Platzhirschen dieser Kategorie zählen Stepstone, Monster oder Jobware. Hier veröffentlichen sowohl kleine und mittelständische Unternehmen als auch Konzerne ihre Vakanzen. Der Jobsuchende findet branchen- und funktionsunabhängig Jobs aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die beiden Generalisten Monster und Stepstone machen dabei allein rund 50 Prozent des Stellenanzeigenmarktes aus. Die Anzeigen der Generalisten sind in der Regel kostenpflichtig und konzentrieren sich vornehmlich auf Jobs für Absolventen, Fach- und Führungskräfte.
Aber: Bewerber müssen nicht täglich jede der großen Börsen abklappern. Sogenannte Metasuchmaschinen wie der WiWo-Jobturbo nehmen dem Jobsuchenden diese mühselige Arbeit ab, durchforsten und bündeln die Stellenangebote der großen Bobbörsen und Karriereseiten zentral in einer großen Datenbank. Mit einem Suchvorgang kann so der Großteil der aktuellen Stellenanzeigen abgegrast werden. Das spart Zeit und Arbeit.
Die Typologie der Jobbörsen: Wo findet man was?
Nischen-Jobbörsen für die gezielte Suche
Wenngleich die großen Stellenbörsen die breite Masse der verfügbaren Vakanzen abdecken: Wer ganz konkrete Vorstellungen von der Branche oder dem zukünftigen Berufsfeld hat, der kann abseits der großen Stellenbörsen in kleineren Nischenstellenmärkten fündig werden. Und spezifische Jobbörsen werden immer beliebter auch unter Arbeitgebern. Die Anforderungsprofile sind spezieller, genauso wie die Qualifikation der Bewerber, die hier suchen. Zudem sind für Unternehmen die Streuverluste geringer.
Beispiele für erfolgreiche Spezialisten-Jobbörsen sind Webseiten wie dasauge.de. Das Portal mit Fokus auf der Kreativbranche verfügt über einen stetig wachsenden Stellenmarkt speziell für Designer, Fotografen oder Grafiker. Für IT-Spezialisten hat sich wiederum die Plattform GULP etabliert. Hotelcareer gilt hingegen als gute Anlaufstelle für den Bereich Hotellerie, Gastronomie und Touristik. Auf newsroom.de werden Stellenangebote speziell für Journalisten, Redakteure und PR-Mitarbeiter platziert.
Sven Laumer, Mitautor der Studie „Recruiting Trends 2013“ von der Universität Bamberg beschreibt die Vorteile der Stellenbörsen so: „Zum einen bieten Internet-Stellenbörsen Stellensuchenden einen umfassenden Überblick über ausgeschriebene Stellen, so dass man im Rahmen der Jobsuche sehr einfach aus einer Long-List an potentiellen Arbeitgebern eine Short-List erstellen kann. Zum anderen sind Internet-Stellenbörsen für Unternehmen nach wie vor ein guter Kanal eine Vielzahl von Kandidaten zu erreichen.
Im Vergleich der Methoden ist dies ähnlich wie beim Fischen. Ein Fischer würde bei vielen Fischen im Wasser ein Netz auswerfen, Fische an Land holen und den Besten auswählen. Ähnlich verhält es sich mit Stellenanzeigen in Internet-Stellenbörsen v.a. bei Zielgruppen, die eher am Arbeitsmarkt verfügbar sind. Durch eine Anzeige werfe ich mein Netz aus und wähle aus den eingehenden Bewerbungen den besten Kandidaten aus. Sind aber die Fische im Wasser eher knapp, muss ich gezielter z.B. über Nischen-Jobbörsen vorgehen, um den Kandidaten direkt ansprechen zu können. Ähnlich wie der Fischer, der direkt zu den richtigen Angelplätzen gehen und spezielle Köder verwenden würde.“
Wenn Region oder Qualifikation ausschlaggebend ist
Eine regionale Suche ist besonders für Bewerber sinnvoll, für die nur eine lokale Tätigkeit infrage kommt. Ähnlich wie beim Stellenmarkt der klassischen Tageszeitung verweisen Portale wie Rheinmainclick oder Kalaydo auf Vakanzen in spezifischen Regionen. Anders als bei den Generalisten finden Jobsuchende hier auch Stellen in ländlichen Regionen und Provinzen.
Einige Jobbörsen orientieren sich gezielt am Qualifikationsniveau des Aspiranten. So finden Hochschulabsolventen und Berufseinsteiger Trainee-Ausschreibungen und Einsteigerjobs bei karriere.de oder dem Absolventa. Auch für den Lehrstellenmarkt gibt es Anlaufstellen, die sich besser eigenen als die großen (Meta-) Jobbörsen: So verfügen die Industrie- und Handelskammern über die IHK-Lehrstellenbörse, eine zentrale Plattform, die die Lehrstellen von über 80 IHKs zusammenfasst.
Alternativen zu Online-Jobbörsen
90 Prozent aller zu besetzenden Stellen werden von den Unternehmen auf der eigenen Webseite veröffentlicht. Wer bereits ein genaues Bild vom Wunscharbeitgeber hat, kann dort gezielt stöbern. Im Hinterkopf behalten sollten Bewerber jedoch, dass nicht zwingend alle zu besetzenden Stellen öffentlich ausgeschrieben werden und somit auch nicht zwangsläufig den realen Personalbedarf widergespiegelt wird.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verfügt ebenfalls über eine umfangreiche Jobbörse. Teilweise werden diese Stellen in die großen Jobsuchmaschinen eingespeist. Zu beachten ist jedoch: Nicht jedes Unternehmen leitet seine Vakanzen an die BA weiter. Unter den Top-Unternehmen Deutschlands sind dies lediglich 27 Prozent. Immer rückläufiger sind außerdem Print-Anzeigen in (Tages-) Zeitungen und Fachzeitschriften. Nur noch 18 Prozent der Vakanzen werden hier ausgeschrieben (Quelle: Studie „Recruiting Trends 2013“).
Tipp zur Suchstrategie
Eine erste Übersicht als Orientierungshilfe über die verfügbaren Jobbörsen im Bundesgebiet und im deutschsprachigen Ausland bietet der Crosswater Job Guide. Für den Bewerber macht es anschließend Sinn, sich von außen nach innen vorzuarbeiten. Mit den richtigen Schlagwörtern und Suchparametern für die gewünschte Tätigkeit kann das Gros an Vakanzen bereits über eine Metasuchmaschine wie dem WiWo-Jobturbo abgeklappert werden. Wer dabei nicht fündig wird oder auf zu wenig interessante Stellen trifft, der sollte weiter in die Tiefe gehen und seine Suche in branchen-, qualifikations- oder regionalspezifischen Stellenbörsen ausweiten. Gut zu wissen dabei ist, dass Unternehmen oft ähnlich vorgehen und Stellen sowohl in großen als auch in den kleinen Nischenbörsen platzieren.
Um die Suche weiter zu vereinfachen bieten viele Stellenbörsen individuelle Newsletter an. Wer sich für einen solchen registriert, erhält regelmäßig für ihn relevante Jobofferten per Mail. Interessiert sich der Bewerber zum Beispiel für Jobs im Bereich Banking & Finance, kann er sich über einen speziellen Jobletter alle auf ihn zugeschnittene Stellenanzeigen per Mail zusenden lassen.
Der Jobsuchende sollte interessante Stellenangebote und die dahinterstehenden Unternehmen, egal aus welcher Quelle die Anzeigen stammen, genau auf Vollständigkeit und Seriosität prüfen. Bieten die Unternehmen nur kostenpflichtige Hotlines, uneindeutige Mailadressen, unrealistische Gehaltsversprechen oder fordern den Bewerber gar auf, sensible Daten zu hinterlassen – dann steckt meist keine vertrauensvolle Offerte dahinter. Gleiches gilt auch für Jobangebote, die der Bewerber unaufgefordert per Mail erhält. Die Stellenbörse Monster rät Nutzern: „Betrüger könnten die Absender-Adresse so aussehen lassen, als käme sie von einer vertrauenswürdigen Quelle. Seien Sie misstrauisch, wenn Geldtransaktionen Inhalt der E-Mail sind“.