Jobwechsel Manager wechseln eher aus Großkonzernen in den Mittelstand

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Also der Reihe nach: Zuerst zur Hierarchie und Struktur des angepeilten Unternehmens. Die Karrieren in einem Konzern verlaufen meist nach klar strukturierten Vorgaben. Häufig erfolgt die Entwicklung eines Mitarbeiters in Form eines Kaminaufstiegs, indem in einem Funktionsbereich, etwa Controlling oder Marketing, eine Hierarchiestufe nach der anderen erklommen wird. Abweichungen und Wechsel zwischen den Bereichen sind selten und nur schwer möglich. In den letzten Jahren haben zwar einige Konzerne wie BMW, Mars/Effem oder Siemens versucht, bereichsübergreifende Wechsel zu fördern. Es bleiben jedoch Ausnahmen.

In mittelständischen Unternehmen sind solche Wechsel dagegen leichter. Zum einen gibt es dort – im Vergleich zu Konzernen – meist nur relativ wenige Top-Performer mit einer weiterführenden Ausbildung. Zum anderen werden die individuellen Fähigkeiten dieser Mitarbeiter schneller erkannt und Talente bereitwillig gefördert, auch über Bereichsgrenzen hinweg. Ein Paradebeispiel dafür ist Jochen Zeitz, der nach seinem Studium und drei Jahren bei Colgate Palmolive zu Puma wechselte und für die Planung und Umsetzung der Marketingstrategien im Bereich Footwear verantwortlich wurde. Nach einem weiteren Jahr stieg er in den Vorstand auf und nach weiteren zwei Jahren übernahm er schon den Vorstandsvorsitz.

Bei Startup-Unternehmen ist die Flexibilität, auch andere Aufgaben übernehmen zu können, sogar noch stärker ausgeprägt. Nicht selten werden Mitarbeiter, die etwa für Vertrieb oder Marketing zuständig sind, dann mit einer anderen Aufgabe betraut, sobald in dem Bereich eine Vakanz entsteht und man ihnen die entsprechenden Fähigkeiten zutraut.

Nun zur Frage nach Ihrem unternehmerischen Verständnis: In vielen Stellenangeboten für den Führungsnachwuchs heißt es heute „Unternehmerpersönlichkeiten gesucht!“. Nur wenige Konzerne sind aber wirklich bereit, Mitarbeiter zu tolerieren und zu fördern, die genau dieses unternehmerische Profil zeigen und versuchen, unabhängig von Funktions- und Hierarchiegrenzen ihren Bereich zu entwickeln und auszubauen. Im Mittelstand besteht hier tendenziell die größere Bereitschaft. Mehr noch: Von den Führungskräften wird geradezu verlangt, dass sie bereichsübergreifend handeln und denken. Bei Startups ist dies häufig sogar Voraussetzung, um überhaupt erfolgreich agieren zu können.

Nun zur Frage nach der finanziellen Ausstattung: Es ist ein Klischee, dass der Mittelstand schlecht bezahlt. Oft sind die Gehälter in Konzernen viel stärker begrenzt, da die Funktionen nach einheitlichen Grundsätzen bewertet werden und sich die Saläre diesen jeweiligen Bewertungsrahmen anpassen müssen. Mittelständische Unternehmen und Startups sind hier deutlich flexibler und können einem geeigneten Bewerber in Abhängigkeit von seinem Profil und Leistungsvermögen auch höhere Gehälter zahlen. Dafür sind für durchschnittliche Mitarbeiter die Gehaltsspielräume bei Mittelständlern enger. Regelbeförderungen und Alterszuschläge gibt es wiederum eher bei Konzernen. Ähnliches gilt für Zusatzleistungen wie die Altersversorgung. Mittelständler haben sich aus Kostengründen hiervon meist verabschiedet.

Doch was ist mit Ihrer Risikobereitschaft? Konzerne bieten, zumindest auf den ersten Blick, ein größeres Maß an Sicherheit. Wirtschaftliche Schwankungen, wie Rezessionen treffen sie meist weniger stark. Betrachtet man allerdings die Entwicklung von Unternehmen wie Siemens oder Daimler in den letzten Monaten, relativiert sich dieses Bild. Gut strukturierte, expansive Mittelständler haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie die sichereren Arbeitgeber sind. Auch Startups sind nur vermeintlich unsicher. Häufig entwickeln sie sich so rasant, dass auch sie eine mindestens gleich große Sicherheit bieten können wie Konzerne.

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