Es empfiehlt sich, bei der Suche systematisch vorzugehen: Wichtig ist, die Online-Portale auszuwählen, die zu den eigenen Bedürfnissen und Wünschen an eine neue Stelle am besten passen. Als Wirtschaftswissenschaftler bringt es z.B. nichts, in einer Datenbank für Ingenieure zu suchen – und umgekehrt.
Denn auch für Unternehmen, die freie Stellen ausschreiben wollen, stellt sich das Problem, die richtige Jobbörse für ihre jeweilige Zielgruppe zu finden. Zudem ist es eine Kostenfrage. Umfragen zeigen, dass 93% der Stellensuchenden bis zu 6 Jobportale gleichzeitig nutzen, damit ihnen keine Chance entgeht. Wer einen Job zu vergeben hat, wählt also gezielt die passenden Anbieter aus, damit diese auch die richtigen Bewerber finden.
Dabei gilt: Jobbörse ist nicht gleich Jobbörse: Neben den allgemeinen Karriereportalen, die alle Berufe, Tätigkeiten, Karrierephasen wie Absolventen, Young Professionals, berufserfahrene Experten oder Regionen im Blick haben, existieren eine große Zahl von Spezial- oder Nischenjobbörsen, die sich ganz gezielt auf einzelne Branchen, Berufe, Tätigkeiten, Karrierephasen oder eine Region konzentrieren. Im Gegensatz zu den Jobbörsen durchsuchen Jobsuchmaschinen das Internet nach Stellenanzeigen und bereiten diese für Benutzer übersichtlich auf.
Doch woher weiß man, welche Jobbörsen und -Suchmaschinen etwas taugen? Hierbei hilft es, die Leistungsfähigkeit einer Seite anhand bestimmter Kennziffern zu beurteilen.
Bewerbungsstrategien für den Traumjob
Analysieren Sie, was Ihrem Traumarbeitgeber fehlt. „Das kann alles Mögliche sein, vom Youtube-Werbevideo über neue Vertriebsmethoden bis hinzu Beziehungen in einen interessanten Auslandsmarkt“, schreibt Karriereexpertin Svenja Hofert in Ihrem Buch „Die Guerilla Bewerbung“, das im Campus Verlag erschienen ist. Die Kunst ist, das Defizit vor dem Arbeitgeber zu erkennen und ihn davon zu überzeugen, dass er es mit Ihrer Hilfe beheben kann.
Schlagen Sie Ihr Adressbuch auf und suchen Sie zehn Kontakte heraus, die Ihnen bei der Suche nach Ihrem neuen Job behilflich sein könnten. Wichtig sind nicht nur Menschen, die direkt einen Arbeitsplatz für Sie haben könnten, sondern auch Personen, die viele interessante Kontakte haben. Schreiben Sie ein prägnantes Kurzprofil, schicken Sie es an Ihre Kontakte mit der Bitte es wiederum an zehn Kontakte weiterzuleiten.
Persönlich miteinander in Kontakt kommen, das ist die Idee hinter dieser Strategie. Suchen Sie sich Ihren Wunscharbeitgeber und überlegen Sie, wer vor Ort der beste Ansprechpartner sein könnte. Rufen Sie einfach an, erklären Sie Ihr großes Interesse an dem Unternehmen und bitten Sie um einen kurzen Termin zum Kaffeetrinken. So ist der erste Kontakt hergestellt.
Suchen Sie sich eine Aufgabe, die Ihrem Alter entspricht. Das hört sich erstmal hart an, ist aber ganz plausibel. Bewerben Sie sich nicht auf Inserate, die mindestens zwei bis drei Jahre Berufserfahrung voraussetzen, denn hier liegen nicht Ihre Stärken. Für viele ältere Führungskräfte, die es am Ende der beruflichen Laufbahn nochmal wissen wollen, ist die Position des Interimsmanager eine geeignete Aufgabe. Die Arbeitsagentur oder private Vermittler helfen gerne weiter.
Oftmals ist Projektarbeit der Einstieg in die Festanstellung. Deshalb überlegen Sie sich genau, erstens welches Projekt Sie realisieren könnten und zweitens für welche Institutionen oder Firmen es interessant sein könnte. Treten Sie an die potentiellen Interessenten heran und überzeugen Sie sie von Ihrer Idee. Die Bereitschaft in ein Projekt einzuwilligen ist höher, als eine neue Stelle zu schaffen. So können beide Seiten herausfinden, ob es passt.
Schaffen Sie sich Ihren Traumjob einfach selbst. Entdecken Sie den Bedarf an einer bestimmten Dienstleistung oder einem Produkt und schlagen Sie einem Träger vor, sich darum zu kümmern. Das funktioniert besonders gut im öffentlichen Bereich. Sind Sie von der Idee restlos überzeugt, können Sie es sogar wagen, einen eigenen Verein oder eine Stiftung zu gründen.
Schreiben Sie eine E-Mail, die der Leser nicht ignorieren kann. Finden Sie heraus, an welchen Stellen Ihr Lieblingsunternehmen Nachholbedarf hat und präsentieren Sie sich als Lösung. Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie in der Branche schon Erfahrungen und Kontakte haben. Für diese Variante muss „Ihr Können und Ihr Hintergrund“ sehr interessant sein.
Sie kennen sich mit einer speziellen Aufgabe oder einem Themengebiet gut aus und haben mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich? Dann könnte die Expertenstrategie die richtige sein. Wichtig ist, ihr Spezialgebiet so umfassend zu definieren, dass sie auf viele Angebote passen, aber gleichzeitig so viel Expertise zu besitzen, dass nicht viele mit Ihnen konkurrieren können. Die Autorin nennt sich zum Beispiel Expertin für neue Karrieren und nicht Spezialistin für MBA-Programme.
Ein wichtiges Kriterium ist hierfür die Anzahl der Stellenangebote. Bedauerlicherweise verschleiern einige Jobportale die genaue Zahl der verfügbaren Stellenanzeigen oder blockieren in der Trefferliste die Anzeige aller gewünschten Jobangebote zu einem Suchbegriff, um den Benutzer länger auf der Seite zu halten und ihn dazu zu bringen, seine Suche zu verfeinern. Einige schwarze Schafe unter den Jobportalen setzen ausschließlich auf Quantität statt Qualität: Sie bieten ein schier atemberaubende Anzahl von Stellenanzeigen an, werden dabei aber kaum von Stellensuchenden frequentiert.
Daher ist es auch wichtig, bei der Auswahl die Reichweite bzw. die Besucherfrequentierung eines Jobportals zu berücksichtigen. Dieses Leistungsmerkmal ist einleuchtend, aber nur selten messbar, transparent und öffentlich. Denn viele Betreiber verkünden stolz besonders gute Besucherzahlen und schweigen, wenn ihre Kennziffern nicht so positiv ausfallen.
Suchergebnisse optimieren
Abhilfe bei dieser Geheimniskrämerei schafft das von Alexa, einer Tochtergesellschaft von Amazon, ermittelte internationale Traffic-Ranking. Hier werden die Besucherzahlen nach unterschiedlichen Methoden gemessen und in einer Traffic-Ranking-Zahl vergleichbar gemacht. Der Sieger landet auf Platz 1, der Silbermedaillengewinner auf Platz 2 und die letztplatzierten kommen weit hinten auf Platz 24.275.187 oder ähnliches. Zwar hat das Alexa-Ranking auch gewisse Schwächen, ist aber momentan alternativlos: es ist öffentlich verfügbar, kann z.B. mit Hilfe eines Plugins für den Browser Firefox bequem genutzt werden und ermöglicht so, Besucherfrequentierung diverser Jobportale relativ schnell vergleichbar zu machen. Tools wie der ebenfalls kostenlose Sichtbarkeitsindex von Sistrix können zwar recht genau Auskunft über das Ranking einer Seite in Google zu bestimmten Keywords geben, über die tatsächlichen Zugriffszahlen einer Jobbörse sagt das jedoch zu wenig aus.
Wem das nicht ausreicht, der findet bei Crosswater Jobguide eine Übersicht nahezu aller deutschsprachigen Jobbörsen nach Zielgruppe, Branche oder Besucherfrequentierung. Wer hingegen im Ausland einen Job sucht, dem hilft die internationale Jobbörsen-Übersicht von Eva Zils, die als Beraterin für internationale HR-Technologie auch den HR-Hackaton ins Leben gerufen hat.
Seit Oktober 2008 läuft zudem eine Langzeit-Umfrage, die Crosswater Systems gemeinsam mit der Hamburger Rating-Agentur Profilo durchführt – wissenschaftlich betreut durch die Fachhochschule Osnabrück. Etwa 43.000 Stellensuchende haben hier bislang Jobbörsen und Jobsuchmaschinen nach unterschiedlichen Kriterien bewertet, die Ergebnisse sind gegliedert nach Daten wie Berufserfahrung, Gehaltsskala oder Studiengebiet, die bei der Umfrage anonym unter den Jobsuchenden erhoben werden.
Und welches sind nun die für Bewerber besten Jobbportale? In punkto Zufriedenheit und Suchqualität stehen die Spezialjobbörsen in der Gunst der Bewerber ganz vorne, dabei wurden zum Stichtag 15. August 2015 Jobvector, Yourfirm und Hotelcareer aus Sicht der Stellensuchenden am besten bewertet. Danach folgen Jobsuchmaschinen, hier konnte sich in der Umfrage die Darmstädter Kimeta behaupten, dicht gefolgt von Indeed. Schlusslicht auf der Beliebtheitsskala sind die Generalisten-Jobbörsen, wobei hier Stepstone und Jobware aus Sicht der Stellensuchenden zu den besten gehören.
Deutlich wird: Wer einen Job sucht, hat die Qual der Wahl – aber wer genau weiß, was er sucht, kann seine Suchergebnisse auch deutlich optimieren. Viel Erfolg!
Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.