Karriere

Das sind die Bewerbungstrends 2016

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Übergänge gut begründen

Diesen Trend zur Kürze sollten daher auch Bewerber nutzen. So empfiehlt Bewerbungsberaterin Maja Skubella ein Deckblatt, das als „QuickReader“ dem eigentlichen  Lebenslauf vorgelagert ist und Entscheider zum Weiterlesen motivieren soll: „Stichpunktartig werden die wichtigsten Fakten gebündelt. Was ist wirklich wichtig für den Leser? Erkennt er klar Ihre Positionierung? Beschränken Sie sich auf fünf bis sieben Punkte.“

Überhaupt hat der klassische Lebenslauf ausgedient, man darf auch mal Mut zur Lücke haben – etwa durch Sabbaticals oder Pflegezeiten in der Familie. Das bestätigt auch Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der Karriereberatung v.Rundstedt & Partner: „Fünf Jahre ist man Führungskraft in einem Unternehmen, darauf folgen zwei Jahre Projekteinsatz und dann eine längere Auszeit für die Familie, bevor man wieder in leitender Position einsteigt oder sich selbstständig macht.“

Dieses Verhalten nervt die Personaler

Dabei sollte man die  Übergänge aber gut begründen, sagt Anke Wiesner, Senior Manager Brand & Candidate Marketing bei der Online-Stellenbörse Monster: „Ein konkretes berufliches Ziel vor Augen ist immer besser. Doch auch mit dem einen oder anderen Branchenwechsel können Sie eine positive Wirkung erzeugen. Wichtig ist, dass Sie ihre Flexibilität und das gewachsene, breite Wissen betonen.“ Berater Mario Neumann empfiehlt Bewerbern daher, immer ehrlich gegenüber sich selbst sein – erst recht bei Führungsaufgaben: „Bin ich tatsächlich bereit für den Job? Habe ich neben dem fachlichen Können auch die soziale Kompetenz? Und beherrsche ich den Spagat zwischen Einfühlung und Konsequenz?“

Reputationsmanagement als Zukunft der Bewerbung?

Wie sieht sie aber denn nun aus, die Zukunft der Bewerbung? Mobil den Lebenslauf einfach ins Bewerbermanagement-System einzuspeisen – das klingt theoretisch gut, aber praktisch müssen viele Firmen spätestens seit dem Google Update ihre mobilen Karriere-Seiten nachbessern. Und in Sachen mobile Bewerbung haben sie noch mehr Nachholbedarf, die meisten Systeme sind für die schnelle mobile Nutzung von unterwegs nicht geeignet.

Bewerbungen via Xing und LinkedIn könnten hier die praktischere Alternative sein. Beide Business-Netzwerke verändern sich derzeit enorm. Facebook wird weiterhin eher ein privates Netzwerk bleiben, das sehen auch Personalabteilungen so. Und WhatsApp wurde 2015 erstmals von Unternehmen für die Kommunikation mit Bewerbern genutzt, ist allerdings als Bewerbungskanal etwas unhandlich – auch aus Datenschutzgründen, benötigen Unternehmen doch hier die Handynummer der Kandidaten.

Was bleibt also? Doch weiterhin Bewerbungen über Online-Stellenbörsen? Oder vielleicht am Ende gar keine Bewerbung? Immer mehr Unternehmen installieren Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme: Wer erfolgreich einen neuen Kollegen vermittelt, bekommt einen Bonus. Und das aus gutem Grund, sagt Managementexpertin Anne Schüller : „Die durch eine Empfehlung gewonnenen Mitarbeiter sind meist die wertvollsten: Sie kommen schneller an Bord, sie passen besser, sie integrieren sich reibungsloser, sie bleiben länger, sie arbeiten engagierter, sie sind produktiver, und sie werden selbst eher als Empfehler aktiv.“

Es menschelt also in Unternehmen, und das Reputationsmanagement ist auf dem Vormarsch. Brauchen wir da überhaupt noch Arbeitszeugnisse? Für Tanja Merkens, Gutachterin der Plattform Arbeitszeugnis-bewerten.de sind diese mit ihren antiquierten Geheimcodes ein Relikt längst vergangener Tage. Der Trend gehe zu guten, fairen und transparenten Zeugnissen: „Arbeitsleistung sollte jährlich dokumentiert werden! Beurteilungsbögen sind in größeren Unternehmen längst üblich, aber auch für KMU sinnvoll. Denn die Fremd- und Selbsteinschätzung erfolgt gemeinsam mit den Beschäftigten und spart so bei der Zeugniserstellung viel Aufwand. “

Ausblick

Transparenz, Fairness, Vertrauen und gute Zusammenarbeit – vielleicht sind das ja, unbenommen aller technischer Spielereien,

die wahren Trends für die Arbeitswelt 2016. Oder wie Coach Ulrike Stahl sagt: „Indem wir teilen, Verbundenheit und Vertrauen schenken, werden wir auch öfter den Weg der Kooperation wählen, bessere Ergebnisse erzielen und vielleicht auch Vorbilder werden, die unsere Arbeitswelt und Gesellschaft so dringend braucht.“

Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.

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