Diesen Trend zur Kürze sollten daher auch Bewerber nutzen. So empfiehlt Bewerbungsberaterin Maja Skubella ein Deckblatt, das als „QuickReader“ dem eigentlichen Lebenslauf vorgelagert ist und Entscheider zum Weiterlesen motivieren soll: „Stichpunktartig werden die wichtigsten Fakten gebündelt. Was ist wirklich wichtig für den Leser? Erkennt er klar Ihre Positionierung? Beschränken Sie sich auf fünf bis sieben Punkte.“
Überhaupt hat der klassische Lebenslauf ausgedient, man darf auch mal Mut zur Lücke haben – etwa durch Sabbaticals oder Pflegezeiten in der Familie. Das bestätigt auch Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der Karriereberatung v.Rundstedt & Partner: „Fünf Jahre ist man Führungskraft in einem Unternehmen, darauf folgen zwei Jahre Projekteinsatz und dann eine längere Auszeit für die Familie, bevor man wieder in leitender Position einsteigt oder sich selbstständig macht.“
Dieses Verhalten nervt die Personaler
Zu spät kommen beim Vorstellungsgespräch ist ein absolutes Tabu. Doch auch umgekehrt machen Bewerber keinen guten Eindruck: Wer zu früh kommt, setzt nämlich sowohl die potenziellen zukünftigen Chefs als auch die Personaler unter Druck. Wer also in seiner Nervosität zu früh losgefahren ist, sollte besser noch eine Runde im Park spazieren gehen oder irgendwo einen Kaffee trinken, anstatt zu früh auf der Matte zu stehen.
Egal wie locker die Gesprächsrunde ist, in der ein Bewerber sitzt: Es ist nicht der Stammtisch oder das Kaffeekränzchen mit der Familien. Private Anekdötchen haben hier nichts zu suchen.
Natürlich wollen und müssen Bewerber bestens vorbereitet sein. Wenn aber die klassischen Antworten "Meine größte Schwäche? Ich arbeite zu hart" - wie aus der Pistole geschossen kommen, wirkt das nicht vorbereitet, sondern schlicht unnatürlich und unsympathisch.
Frag nicht, was du für das Unternehmen tun kannst, sondern was das Unternehmen für dich tun kann? Natürlich hat ein Bewerber das Recht, nach Gehalt, Sonderleistungen und Urlaubstagen zu fragen. Nur bitte nicht als erstes und nicht ausschließlich.
Fragen zu stellen, ist allerdings angebracht. Falls Ihr Gegenüber also fragt, ob noch Klärungsbedarf besteht, sollte die Antwort darauf nicht “Nö” lauten.
Der letzte Eindruck zählt. Soll heißen: Achten Sie darauf, sich angemessen von Ihrem Gesprächspartner zu verabschieden. Bedanken Sie sich also und bieten Sie an, bei Rückfragen jederzeit zur Verfügung zu stehen. Auch wenn es selbstverständlich ist, wirkt das Angebot zuvorkommend und zeigt, dass Sie Interesse haben.
Jeder macht Fehler. Also geben Sie auch nicht in einem Bewerbungsgespräch vor, ein Perfektionist zu sein. Das wirkt allenfalls arrogant, aber keineswegs beeindruckend.
Klar müssen sich Bewerber beim Vorstellungsgespräch möglichst gut verkaufen - Helden und Supermänner fallen dagegen negativ auf. Der Typus "Kann alles, weiß alles, trotzdem immer sehr bescheiden" ist weder bei Personalern noch bei Kollegen gut gelitten.
Das gleiche gilt für arrogante Kandidaten, die dem Unternehmen mit ihrer Bewerbung quasi einen riesigen Gefallen tun und den Job sowieso schon sicher haben. Nur der dumme Personaler weiß das noch nicht...
Wer seine Bewerbung nicht selbst geschrieben hat, gar kein Spanisch kann und auch nicht studiert hat, sollte dem Personaler wenigstens die kleine Freude machen, es ihn selbst herausfinden zu lassen. Typen, die im Vorstellungsgespräch mitteilen, was sie alles nicht können und wo sie überall bei ihrem Lebenslauf getrickst haben, bekommen den Job nämlich genauso wenig wie Angeber.
Gleiches gilt für Bewerber, die reichlich verfeiert wirken, vielleicht sogar noch nach Alkohol riechen und deren größtes Interesse Urlaubszeiten, Sabbaticals und Überstundenregelungen gilt.
"Ich....ähm.... also...wie war doch die Frage gleich?" Unternehmen, die keine Stelle für einen zerstreuten bis zerstörten Professor ausgeschrieben haben, suchen in der Regel auch keinen.
Ebenfalls unbeliebt sind Menschen, die aus der Antwort auf die Begrüßung "Erzählen Sie uns etwas von sich" einen zweistündigen Monolog machen. Die Vertreter dieses Bewerbertyps neigen auch dazu, beim Lebenslauf bei der eigenen Zeugung zu beginnen.
Genauso nervig sind schüchterne Schweiger, denen der Personaler alles aus der Nase ziehen muss. Wie introvertierte Menschen Vorstellungsgespräche dennoch heil überstehen, lesen Sie übrigens hier.
Außerdem ist das Vorstellungsgespräch keine Gelegenheit, den Partner fürs Leben zu treffen. Bewerber, die den Personaler oder Abteilungsleiter anflirten oder vielleicht sogar anfassen, können sich den Job definitiv abschminken.
Ebenfalls ein No-Go ist Aggressivität. Bewerber, die auf provokante Fragen oder niedrige Gehaltsangebote aggressiv oder schnippisch reagieren, sind sofort raus.
Dabei sollte man die Übergänge aber gut begründen, sagt Anke Wiesner, Senior Manager Brand & Candidate Marketing bei der Online-Stellenbörse Monster: „Ein konkretes berufliches Ziel vor Augen ist immer besser. Doch auch mit dem einen oder anderen Branchenwechsel können Sie eine positive Wirkung erzeugen. Wichtig ist, dass Sie ihre Flexibilität und das gewachsene, breite Wissen betonen.“ Berater Mario Neumann empfiehlt Bewerbern daher, immer ehrlich gegenüber sich selbst sein – erst recht bei Führungsaufgaben: „Bin ich tatsächlich bereit für den Job? Habe ich neben dem fachlichen Können auch die soziale Kompetenz? Und beherrsche ich den Spagat zwischen Einfühlung und Konsequenz?“
Reputationsmanagement als Zukunft der Bewerbung?
Wie sieht sie aber denn nun aus, die Zukunft der Bewerbung? Mobil den Lebenslauf einfach ins Bewerbermanagement-System einzuspeisen – das klingt theoretisch gut, aber praktisch müssen viele Firmen spätestens seit dem Google Update ihre mobilen Karriere-Seiten nachbessern. Und in Sachen mobile Bewerbung haben sie noch mehr Nachholbedarf, die meisten Systeme sind für die schnelle mobile Nutzung von unterwegs nicht geeignet.
Bewerbungen via Xing und LinkedIn könnten hier die praktischere Alternative sein. Beide Business-Netzwerke verändern sich derzeit enorm. Facebook wird weiterhin eher ein privates Netzwerk bleiben, das sehen auch Personalabteilungen so. Und WhatsApp wurde 2015 erstmals von Unternehmen für die Kommunikation mit Bewerbern genutzt, ist allerdings als Bewerbungskanal etwas unhandlich – auch aus Datenschutzgründen, benötigen Unternehmen doch hier die Handynummer der Kandidaten.
Was bleibt also? Doch weiterhin Bewerbungen über Online-Stellenbörsen? Oder vielleicht am Ende gar keine Bewerbung? Immer mehr Unternehmen installieren Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme: Wer erfolgreich einen neuen Kollegen vermittelt, bekommt einen Bonus. Und das aus gutem Grund, sagt Managementexpertin Anne Schüller : „Die durch eine Empfehlung gewonnenen Mitarbeiter sind meist die wertvollsten: Sie kommen schneller an Bord, sie passen besser, sie integrieren sich reibungsloser, sie bleiben länger, sie arbeiten engagierter, sie sind produktiver, und sie werden selbst eher als Empfehler aktiv.“
Es menschelt also in Unternehmen, und das Reputationsmanagement ist auf dem Vormarsch. Brauchen wir da überhaupt noch Arbeitszeugnisse? Für Tanja Merkens, Gutachterin der Plattform Arbeitszeugnis-bewerten.de sind diese mit ihren antiquierten Geheimcodes ein Relikt längst vergangener Tage. Der Trend gehe zu guten, fairen und transparenten Zeugnissen: „Arbeitsleistung sollte jährlich dokumentiert werden! Beurteilungsbögen sind in größeren Unternehmen längst üblich, aber auch für KMU sinnvoll. Denn die Fremd- und Selbsteinschätzung erfolgt gemeinsam mit den Beschäftigten und spart so bei der Zeugniserstellung viel Aufwand. “
Ausblick
Transparenz, Fairness, Vertrauen und gute Zusammenarbeit – vielleicht sind das ja, unbenommen aller technischer Spielereien,
die wahren Trends für die Arbeitswelt 2016. Oder wie Coach Ulrike Stahl sagt: „Indem wir teilen, Verbundenheit und Vertrauen schenken, werden wir auch öfter den Weg der Kooperation wählen, bessere Ergebnisse erzielen und vielleicht auch Vorbilder werden, die unsere Arbeitswelt und Gesellschaft so dringend braucht.“
Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.