Kündigung "Klagen endet oft im Desaster"

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Jemanden zu entlassen ist für viele Vorgesetzte purer Stress. Und immer noch passieren Fehler, die das Unternehmen viel Geld kosten und Schäden verursachen. Experte Laurenz Andrzejewski erklärt, wie es richtig geht.

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WirtschaftsWoche: Herr Andrzejewski, können Sie sich noch an ihr schlimmstes Entlassungsgespräch erinnern?

Laurenz Andrzejewski: Ja, sehr gut sogar. Obwohl es mehrere Jahrzehnte zurückliegt. Ich war damals eine junge Führungskraft und sollte eine deutlich ältere Mitarbeiterin entlassen. Weder mein eigener Chef, noch mein Personalbetreuer hatten mich vorbereitet und ich war verunsichert. Weil ich die Betroffene nicht verletzen wollte, habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Sie war sich nicht sicher, ob das überhaupt eine Kündigung war. Eine solche Unsicherheit ist natürlich nicht zumutbar. Ich habe mich ziemlich mies gefühlt.

Was passierte dann?

Sie schaltete ihren Anwalt ein. Die Kündigung war nicht rechtskräftig und wir mussten sie drei weitere Monate beschäftigen und bezahlen. Eine echte Belastung für die Frau, für mich - und fürs ganze Team.

Laurenz-Andrzejewski Quelle: Presse

Diese Verzögerung ist wahrscheinlich nicht das Schlimmste an einer solchen Situation.

Nein. Viel schlimmer ist, dass der Vorgesetzte sein Image aufs Spiel setzt, wenn er schlecht auf ein Trennungsgespräch vorbereitet ist. Da kommen nämlich Fragen auf, die Sie als Chef beantworten müssen. „Darf ich mein Diensthandy behalten?“, „Wer übernimmt meine Kunden?“, „Was ist mit einer Freistellung?“ Wenn Sie darauf nichts antworten können, heißt es schnell, Sie hätten nichts zu sagen oder seien nicht informiert. Das lässt der Betroffene seine Kollegen sofort wissen. Dann ist Ihr Ruf hin, darauf können Sie sich verlassen.

Was ist die schwierigste Frage, auf die sich Vorgesetzte vorbereiten müssen?

Warum ich? Oder: Bisher hast du mir doch immer gute Beurteilungen gegeben. Warum jetzt das?

Neuer Job, neues Glück! Wer seinen Arbeitgeber freiwillig wechselt, der freut sich meist auf mehr Geld und neue Projekte. Doch zuvor muss ordentlich gekündigt werden. Was Sie dabei beachten sollten.

Und was sagt man dann am besten?

Das ist situationsabhängig, ob die Trennung wegen Minder- oder Fehlleistung erfolgt oder ob es um eine betriebsbedingte Entlassung geht. Bereiten Sie die Formulierung vor und stimmen Sie sie mit HR-Management ab. Nur eines darf Ihnen niemals rausrutschen: „Du bist schon länger nicht mehr mitgekommen.“ Oder: „Du bist halt zu alt“. Dieses verbale Nachtreten ist unnötig verletzend und Sie bekommen sofort juristische Probleme wegen Diskriminierung.

Ein Entlassungsgespräch ist nicht nur für den Betroffenen eine Ausnahmesituation. Wie können sich Vorgesetzte auf die Kündigung vorbereiten?

Sie müssen gedanklich durchspielen, welche Fragen und Reaktionen auf Sie zukommen können.

Dann: Schauen Sie sich Firmenhistorie und Situation des Mitarbeiters genau an. Ist er besonders lange dabei oder ist er schon mal degradiert worden, fällt die Reaktion vielleicht heftiger aus. Legen Sie sich am besten die ersten fünf Sätze zurecht, verzichten Sie auf Smalltalk, kommen Sie schnell zur Sache. Lernen Sie nach den Gesprächen durch Austausch mit Ihren Personalkollegen.

Checkliste für die Kündigungsfrist

Wie soll das Gesprächsarrangement im Detail aussehen?

Lassen Sie den Betroffenen ankommen. Stellen Sie ihm die Personen vor, die anwesend sind, falls er diese nicht kennt und begründen Sie deren Anwesenheit. Geht es um eine größere Entlassungswelle, gibt es meist einen Namen für die Restrukturierung. Schon in Ihrem ersten Satz sollten Sie darauf Bezug nehmen. Im zweiten sagen Sie sinngemäß: „Auch unser Standort oder unsere Abteilung ist betroffen.“ Im dritten Satz sagen Sie: „Und das bedeutet, dass ich mich auch von Ihnen trennen muss“. Stimmen Sie die Begründung vorher ab, üben Sie die Formulierung.

Und dann?

Lassen Sie eine Pause. Eine solche Botschaft muss sich erst mal setzen. Geben Sie Ihrem Mitarbeiter die Möglichkeit, seine Emotionen rauszulassen und Fragen zu stellen.

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