Optimaler Lebenslauf Zehn Fragen an Olaf Kempin

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"International sieht das anders aus"

Neben dem Inhaltlichen stellt der Lebenslauf auch formale Ansprüche. Worauf sollten Bewerber in puncto Layout und Aufbau achten?

Der Inhalt muss stets im Vordergrund stehen. Der Leser soll schnell das finden, was er sucht. Ein paar grundsätzliche Regeln: Ränder sollten nicht zu breit sein, das nimmt unnötig Platz weg. Schriftarten sollten nicht wild wechseln und nicht allzu auffällig sein. Es gibt zudem viele Möglichkeiten für eine etwas ungewöhnlichere Gestaltung: Eine gut leserliche, seriöse, aber eher selten verwendete Schriftart beispielweise. Und für Überschriften kann man auch mal einen Grauton wählen, um das ewige Schwarz-Weiß zu durchbrechen.

Bewerbungstipps für Schüchterne
Vorbereitung ist die halbe MieteSetzen Sie sich intensiv mit Ihrem eigenen Lebenslauf auseinander. Nichts ist peinlicher, als wenn man seinen eigenen Werdegang nicht wiedergeben kann. Versuchen Sie auch, sich für die Stelle, auf die Sie sich bewerben, die jeweils wichtigsten Stationen Ihres Werdegangs klarzumachen und denken Sie darüber nach, wie sie Sie persönlich weitergebracht haben. Bereiten Sie sich also gut auf die ausgeschriebene Stelle vor und machen Sie sich mit den Anforderungen vertraut, die man dort an Sie stellen wird. So können Sie nicht so leicht überrascht werden und routiniert auf Fragen zu Kompetenzen antworten. Quelle: Fotolia
Perfektion gibt es nichtIntrovertierte Menschen sind oft extrem selbstkritisch und neigen zum Perfektionismus. Sie sollten sich klar machen, dass Ihre Ansprüche an sich selbst vermutlich viel höher sind, als die Anforderungen der Personaler. Sie erwarten keine Perfektion, keinen durchgestylten Lebenslauf, sondern wollen Sie persönlich und Ihre Fähigkeiten kennenlernen – und natürlich auch prüfen, ob Sie charakterlich ins Team passen. Eine eventuelle Absage hat also nichts mit „versagen“ zu tun – vielleicht wären Sie mit den potentiellen zukünftigen Kollegen auch überhaupt nicht klar gekommen. Quelle: Fotolia
Rollenspiele können helfen…Hier geht es nicht darum, sich in einen Elfen oder Zauberer zu verwandeln und mit Gummischwertern zu kämpfen – finden Sie sich in Ihre Rolle als Sie selbst ein. Üben Sie mit vertrauten Menschen, etwa dem Partner oder engen Freunden das Vorstellungsgespräch ein, bei denen es Ihnen nicht peinlich ist ins Stottern zu geraten, rot zu werden und so weiter. Es werden immer wieder ähnliche Fragen auftauchen und je vertrauter Sie damit sind, umso weniger unangenehm wird mit der Zeit auch die Situation. Quelle: Fotolia
…aber spielen Sie keine RolleWählen Sie Kleidung, in der Sie sich wohl fühlen und sich nicht verkleidet vorkommen. Wählen Sie Farben und Muster, bei denen man eventuelle Schweißausbrüche nicht sofort sieht. Stehen Sie auf jeden Fall zu Ihrer Schüchternheit und Nervosität. Authentisch herüberzukommen ist besser, als zu versuchen den Obercoolen zu spielen. Das wird Ihnen vermutlich in der Stress-Situation des Bewerbungsgesprächs sowieso nicht durchgehend gelingen – und erst recht nicht, falls so die Hürde übersprungen wird und man sich nun tagtäglich im Büro verstellen muss. Wenn Sie im Vorstellungsgespräch unehrlich sind und zum Beispiel vorgeben, total gerne Vorträge vor Gruppen zu halten, kann es zwar sein, dass genau das für die Stelle gesucht wird – aber dann müssen Sie diese Erwartungen auch im Alltag erfüllen können. So wird der Job schnell zum Albtraum.
Lassen Sie sich ZeitIm Vorstellungsgespräch kommt der Blackout – vor lauter Nervosität verlieren Sie den Faden. Nun bloß nicht in Panik verfallen. Nehmen Sie sich Zeit, sagen Sie ehrlich, dass Sie nervös sind und kurz nachdenken müssen. Das wird Ihnen jeder seriöse Personaler zugestehen – und wenn nicht, sind Sie sowieso an der falschen Adresse. Quelle: Fotolia
Eigenlob umgehenAnstatt darzustellen, wie toll Sie sind und sich dabei unwohl zu fühlen, umgehen Sie dies einfach, indem Sie vor allem über Ihre Erfolge und Erfahrungen berichten. Hier hilft es wieder, wenn man den eigenen Lebenslauf gut vor Augen hat und sich daran entlang hangeln kann. Sowas gibt Sicherheit, und reale Beispiele aus Ihrem Leben lassen sich leichter erzählen als dick aufgetragenes Eigenlob. Quelle: Fotolia
Einen „Spickzettel“ schreibenEin Trick um die flatternden Nerven zu beruhigen ist sich auf typische Fragen, die im Gespräch auftauchen können, vorzubereiten – und die Antworten aufzuschreiben. Vielen Menschen hilft es, so die Antworten zu verinnerlichen. Wiederholtes Lesen der Liste mit den eigenen Stärken verhilft zu einer positiven Einstellung. Auch Fragen, die man meist am Ende des Gesprächs stellen kann, kann man sich vorher aufschreiben. Nehmen Sie sich Ihren „Spicker“ mit. Wahrscheinlich müssen Sie ihn nicht einmal aufschlagen, allein die Sicherheit, dass Sie die Fragen und Antworten vor sich oder sicher in Ihrer Tasche wissen, beruhigt die Nerven. Quelle: Fotolia

Und was den Aufbau betrifft – ist ein chronologischer oder ein funktionaler Lebenslauf heute gefragt?

Der umgekehrt chronologische Lebenslauf ist der Klassiker, damit ist man immer auf der sicheren Seite. Allerdings ist dieses Format vor allem an geradlinigen Arbeitsbiografien ausgerichtet.

Was empfiehlt sich für Quereinsteiger?

Sie sind mit einem funktional strukturierten Lebenslauf besser beraten, bei dem die Erfahrungen nach Themen sortiert sind. Auch wenn bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten in den Vordergrund gestellt werden sollen, ist diese Form eine gute Wahl. Dabei sollte man sich möglichst an die Standardkategorien Persönliches, Ausbildung, berufliche Tätigkeiten und Fähigkeiten halten.

Muss mein Lebenslauf anders aussehen, wenn ich mich nicht in Deutschland, sondern im Ausland bewerbe?

In Deutschland ist der umgekehrt chronologische Lebenslauf die Norm. International sieht das anders aus. In den USA, deren geschäftliche Gepflogenheiten in vielen internationalen Konzernen vorherrschen, ist das Anschreiben in der Regel kurz und wenig aussagekräftig. Der Lebenslauf hat daher auch die Aufgabe zu erklären, warum man sich auf eine bestimmte Stelle bewirbt.

Das heißt?

Hier fängt man häufig mit einem sogenannten Summary an, in dem man kurz die eigenen Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen umreißt. Auch ein Objective, das nächste Karriereziel, findet man häufig im Amerikanischen. Der eigentliche Lebenslauf ist umgekehrt chronologisch, beginnend mit der aktuellen Tätigkeit gefolgt von der Ausbildung. Auch Sprach- und IT-Kenntnisse, Weiterbildungen, Mitgliedschaften in berufsständischen oder ehrenamtlichen Organisationen sowie Referenzen sind Teil eines amerikanischen Lebenslaufs. Übrigens sind Bewerbungsfotos in amerikanischen Unternehmen tabu. Sie werden im schlimmsten Fall als Versuch der Einflussnahme gewertet.

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