Wie wichtig ist der Lebenslauf?
Olaf Kempin: Der Lebenslauf ist die Visitenkarte eines Bewerbers. Er ist das Erste, was ein Personaler sieht, und sollte einen entsprechend guten Eindruck hinterlassen. Im Lebenslauf finden sich Angaben zu Erfahrungen und Qualifikationen eines Bewerbers. Umso wichtiger ist es, sich im Lebenslauf optimal zu präsentieren und möglichst viele Informationen einfließen zu lassen, die für die angestrebte Stelle relevant sind. Erst wenn der Lebenslauf den ersten Anforderungscheck bestanden hat, kommt das Anschreiben auf den Prüfstand.
Was macht einen guten Lebenslauf aus?
Ein guter Lebenslauf ist zunächst einmal übersichtlich aufbereitet. Für den potentiellen Arbeitgeber muss sofort erkennbar sein, welche Qualifikationen man mitbringt. Personaler bekommen häufig eine Flut an Bewerbungen, sodass sie beim ersten Sichten gar keine Zeit für Details haben. Wer nicht gleich positiv auffällt, wird schnell aussortiert. Daher sollten Bewerber sich unbedingt kurz fassen und das Wichtigste herausstellen.
Welche Informationen über mich sollten enthalten sein?
Wer schon lange im Arbeitsleben steht und viele Stationen durchlaufen hat, braucht nicht immer jede Tätigkeit in aller Tiefe zu beschreiben. Sinnvoll ist es hingegen, seine Kenntnissen und Fähigkeiten klar zu benennen und deutlich zu machen, wie gut man eine bestimmte Technik, ein bestimmtes Tool beherrscht.
Ist es nötig, den Lebenslauf für jede Stelle, auf die ich mich bewerbe, anzupassen?
Mit dem Lebenslauf drückt ein Bewerber aus, warum er für eine Stelle der geeignete Kandidat ist. Entsprechend sollten die Fähigkeiten und Erfahrungen, die zum Anforderungsprofil passen, besonders herausgestellt werden. Bewerber, die schon viele Stationen durchlaufen haben, sollten sich auf die relevanten Stationen konzentrieren, um einen roten Faden aufzuzeigen. Tätigkeiten, die nicht zur angestrebten Stelle passen, kann man guten Gewissens auslassen.
Und wenn ich als Berufsanfänger oder Quereinsteiger noch nicht allzu viele Anstellungen vorzuweisen habe?
Berufseinsteiger dürfen ruhig Praktika, Nebenjobs und ehrenamtliche Tätigkeiten im Lebenslauf auflisten. Sie zeigen Engagement und wichtige Soft Skills wie Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Kundenorientierung des Bewerbers.
"International sieht das anders aus"
Neben dem Inhaltlichen stellt der Lebenslauf auch formale Ansprüche. Worauf sollten Bewerber in puncto Layout und Aufbau achten?
Der Inhalt muss stets im Vordergrund stehen. Der Leser soll schnell das finden, was er sucht. Ein paar grundsätzliche Regeln: Ränder sollten nicht zu breit sein, das nimmt unnötig Platz weg. Schriftarten sollten nicht wild wechseln und nicht allzu auffällig sein. Es gibt zudem viele Möglichkeiten für eine etwas ungewöhnlichere Gestaltung: Eine gut leserliche, seriöse, aber eher selten verwendete Schriftart beispielweise. Und für Überschriften kann man auch mal einen Grauton wählen, um das ewige Schwarz-Weiß zu durchbrechen.
Und was den Aufbau betrifft – ist ein chronologischer oder ein funktionaler Lebenslauf heute gefragt?
Der umgekehrt chronologische Lebenslauf ist der Klassiker, damit ist man immer auf der sicheren Seite. Allerdings ist dieses Format vor allem an geradlinigen Arbeitsbiografien ausgerichtet.
Was empfiehlt sich für Quereinsteiger?
Sie sind mit einem funktional strukturierten Lebenslauf besser beraten, bei dem die Erfahrungen nach Themen sortiert sind. Auch wenn bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten in den Vordergrund gestellt werden sollen, ist diese Form eine gute Wahl. Dabei sollte man sich möglichst an die Standardkategorien Persönliches, Ausbildung, berufliche Tätigkeiten und Fähigkeiten halten.
Muss mein Lebenslauf anders aussehen, wenn ich mich nicht in Deutschland, sondern im Ausland bewerbe?
In Deutschland ist der umgekehrt chronologische Lebenslauf die Norm. International sieht das anders aus. In den USA, deren geschäftliche Gepflogenheiten in vielen internationalen Konzernen vorherrschen, ist das Anschreiben in der Regel kurz und wenig aussagekräftig. Der Lebenslauf hat daher auch die Aufgabe zu erklären, warum man sich auf eine bestimmte Stelle bewirbt.
Das heißt?
Hier fängt man häufig mit einem sogenannten Summary an, in dem man kurz die eigenen Fähigkeiten, Stärken und Erfahrungen umreißt. Auch ein Objective, das nächste Karriereziel, findet man häufig im Amerikanischen. Der eigentliche Lebenslauf ist umgekehrt chronologisch, beginnend mit der aktuellen Tätigkeit gefolgt von der Ausbildung. Auch Sprach- und IT-Kenntnisse, Weiterbildungen, Mitgliedschaften in berufsständischen oder ehrenamtlichen Organisationen sowie Referenzen sind Teil eines amerikanischen Lebenslaufs. Übrigens sind Bewerbungsfotos in amerikanischen Unternehmen tabu. Sie werden im schlimmsten Fall als Versuch der Einflussnahme gewertet.