Ein großes Thema beherrscht derzeit die Diskussion um den deutschen Arbeitsmarkt. "Fachkräftemangel" heißt das omnipräsente Schlagwort: Für Unternehmen werden auf Grund der seit Jahrzehnten abnehmenden Geburtenzahlen allmählich die Arbeitskräfte knapp. Zumindest solche, die sie sich wünschen, vor allem hochqualifizierte MINT-Akademiker (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technologie), aber auch Techniker und Handwerker.
Hilfe bei der Suche nach den raren passenden Mitarbeitern erhalten immer mehr Unternehmen von professionellen Personalberatern - im Volksmund auch Headhunter genannt. Allein in Deutschland gibt es rund 2.000 Beratungsunternehmen mit insgesamt knapp 5.700 Personalberatern. Laut Angaben des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater BDU hat die Branche im Jahr 2012 insgesamt rund 51.000 Positionen bei Fach- und Führungskräften besetzt. Mit 1,55 Mrd. Euro Umsatz verzeichnet die Branche einen Rekord. „Besonders gefragt waren Experten der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie der Elektro- und Energietechnik, in der Regel mit MINT-Abschlüssen“, sagt ein Sprecher des Verbands. Und trotz der Unsicherheiten der Eurokrise rechnet der Verband auf der Basis eigener Umfrageergebnisse mit einem weiteren Wachstum von rund 3,5 Prozent für 2013.
Headhunter sind und bleiben auf Fach- und Führungskräfte mit bereits vorhandener Berufserfahrung und entsprechend überdurchschnittlichen Gehaltserwartungen spezialisiert. Bei knapp 60 Prozent der mit Hilfe von Personalberatern besetzten Positionen wurden Kandidaten für Fachkräftepositionen oder das mittlere Management mit einem Zieleinkommen zwischen 75.000 und 150.000 Euro gesucht. In jedem vierten Projekt standen Führungskräfte im oberen Management mit Zieleinkommen zwischen 150.000 und 500.000 Euro auf dem Wunschzettel der Auftraggeber.
Wer also in den Fokus eines Headhunters gerät, hat meist gute Chancen auf einen Gehalts- und Karrieresprung. Die erste Kontaktaufnahme durch den Headhunter erfolgt meist per Telefon und kommt in aller Regel unerwartet. Doch wie man darauf reagiert und vor allem, wie viel man von sich selbst und den eigenen Wünschen dem Headhunter offenbart, sollte man sich generell und unabhängig vom konkreten Fall im vorhinein überlegen. „Bis zu einem gewissen Punkt sollten Sie offen mit ihrem Gesprächspartner umgehen“, sagt Klaus Aden, Geschäftsführer der Personalberatung LAB Lachner Aden Beyer & Company und seit über 20 Jahren in der Branche aktiv.
Headhunter rufen mögliche Kandidaten für eine zu besetzende Position in aller Regel im Büro während der Arbeit an. Dann bleibt ihnen meist nicht mehr, als sich offen vorzustellen. Kommt der Anruf bei der Arbeit ungelegen, vor allem wenn Kollegen mithören können, sollte man sich gleich auf einen passenderen Gesprächstermin einigen. Headhunter stehen dafür meist auch am Abend oder Wochenende zur Verfügung.
Im zweiten Gespräch wird sich der Headhunter vermutlich zunächst nach dem Werdegang und dem aktuellen Job erkundigen. Nach den Antworten darauf kann man den Spieß umdrehen und offen fragen, um welche Stelle es konkret geht. Dabei merkt man schnell, ob sich das Gespräch lohnt oder nicht. „Es ist durchaus legitim, dass auch Sie dem Berater einige Fragen stellen. Seriöse Kollegen haben dafür vollstes Verständnis“, erklärt Aden. Erscheint der Headhunter vertrauenswürdig, sollte man ihm wieder die Gesprächsführung überlassen.