Überall auf der Welt sind sie begehrt – die Autos von BMW. Im ersten Halbjahr 2013 gab es den nächsten weltweiten Absatzrekord mit 954.000 verkauften Fahrzeugen. Vor allem in Asien und den USA ist die Premiummarke beliebt. Und das gilt nicht nur für ihre Karossen. Neben den neusten Modellen wünschen sich viele Studenten auch einen Arbeitsvertrag vom bayrischen Autohersteller.
Zu diesem Ergebnis kommt das internationale Arbeitgeberranking der Beratungsgesellschaft Universum Communications. 200.000 Studenten aus den zwölf größten Volkswirtschaften der Welt (Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Indien, Italien, Japan, Russland und die USA) wurden nach ihren liebsten Arbeitgebern und ihren Erwartungen an diese gefragt. BMW schnitt unter den deutschen Unternehmen am besten ab. Die Wirtschaftswissenschaftler wählten den Autokonzern auf Rang 14, die Ingenieure auf Platz fünf. Klarer Sieger des Rankings und damit beliebtester Arbeitgeber der Welt ist Google. Der Internetgigant gewann sowohl bei den Ökonomen als auch bei den Ingenieuren.
Für Stefan Lake, Deutschland-Geschäftsführer bei Universum, wenig überraschend: „Google trifft den Nerv der Generation Y.“ Die jungen Nachwuchskräfte, die nach 1980 geboren und im Internetzeitalter groß geworden sind, legen ihre Prioritäten nicht mehr auf hohe Gehälter und schnelle Karriere. Vielmehr wollen sie kreativ arbeiten, einen sicheren Job und ausreichend Freizeit haben, statt bis spät abends in ihren Großraumbüros eingepfercht zu sein. Work-Life-Balance stufen die Befragten in allen Ländern als sehr wichtig ein. Selbst in China nimmt dieses Bedürfnis zu.
Google kann punkten, weil es trotz seines gigantischen Wachstums ein Teil seiner Startup-Mentalität gewahrt hat. Flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien, freies Essen für alle, gemütliche Couchecken statt steriler Besprechungsräume und die Freiheit einen Tag in der Woche an einem eigenen Projekt zu arbeiten, überzeugen die Jugend.
Die Ingenieure wählten auf die folgenden drei Ränge mit Microsoft, IBM und Apple weitere IT-Unternehmen. Neben BMW schaffte es noch Siemens unter die Top Ten. Doch auch VW, Daimler, Bosch, Bayer, BASF und Adidas gehören zu den 50 beliebtesten Arbeitgebern. Die Anerkennung für die deutschen Unternehmen zeigt sich vor allem bei den angehenden Ingenieuren aus Brasilien, Russland, China und Indien. „Made in Germany gilt dort als Auszeichnung“, sagt Lake.
Unternehmen müssen sich um Nachwuchs bemühen
Dennoch müssen sich westliche Konzerne auch in Zukunft um die Nachwuchskräfte bemühen. In seiner aktuellen Studie kommt Junchen Yan, Soziologe an der Universität Bielefeld, zu der Erkenntnis, dass junge Chinesen von internationalen Konzernen zunehmend enttäuscht sind. „Die flachen Hierarchien und die geringen Garantien auf Dauerbeschäftigung, mit denen westliche Unternehmen flexibel auf die Anforderungen des globalisierten Marktes reagieren, enttäuschen die Aufstiegserwartungen hochqualifizierter Chinesen“, sagt Yan. Chinesische Unternehmen würden von diesen Entwicklungen profitieren. Dennoch ist Lenovo momentan das einzige Unternehmen aus dem Reich der Mitte, dass es unter die beliebtesten Arbeitgeber der Welt schafft. Der Handyhersteller landet bei den Ingenieuren immerhin auf Rang 37. Insgesamt hätten chinesische Firmen „noch kein internationales Standing“, sagt Lake. Das werde sich in den nächsten Jahren auch noch nicht ändern.
Bei den Wirtschaftswissenschaftlern stehen neben den IT-Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Beratungen hoch im Kurs. Die sogenannten „Big four“ der Branche, also KPMG, Deloitte, PWC und Ernst&Young, schafften es allesamt unter die ersten Zehn. Die Gründe dafür sind laut Lake vielschichtig. Zum Beispiel hätten sie in gerade in Großbritannien in der Vergangenheit vermehrt eingestellt. Außerdem: „Die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Beratungen sind ein hervorragendes Sprungbrett für eine internationale Karriere in großen Konzernen.“
Was Studenten aus anderen Ländern wollen
Die Wünsche der Australier entsprechen denen der meisten Befragten. Work-Life-Balance ist am wichtigsten, gefolgt von Jobsicherheit.
Überdurchschnittlich stark ist bei den Brasilianern der Wunsch nach unternehmerischem und kreativem Handeln ausgeprägt. Etwa 40 Prozent der Studenten legen darauf Wert, das sind deutlich mehr als im internationalen Vergleich. Am wichtigsten ist auch den Brasilianern die Work-Life-Balance.
Auch in China legen die jungen Menschen immer mehr Wert auf Work-Life-Balance und Jobsicherheit. Vor allem Ingenieure wünschen sich aber auch Führungsverantwortung.
Deutsche Ingenieure heben sich vom Durchschnitt ab, denn sie stellen einen sicheren Job über die Ausgewogenheit von Arbeit und Freizeit. Das tun sonst nur noch Russen und Japaner aus dem Kreis der zwölf größten Volkswirtschaften.
Die französischen Studenten halten die Jobsicherheit für weitaus weniger wichtig. Nicht mal ein Drittel gab sie als vortreffliches Karriereziel an. Dafür wollen viele Franzosen international Karriere machen und von ihrer Arbeit intellektuell herausgefordert sein.
Die Studenten aus UK antworteten sehr durchschnittlich. Work-Life-Balance am wichtigsten, gefolgt von Jobsicherheit und intellektueller Herausforderung.
Auffällig ist bei den indischen Studenten, dass ihnen die intellektuelle Herausforderung kaum am Herzen liegt. Nur 18 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler legen darauf Wert. Die Ingenieure sind ausgesprochen offen, fast ein Drittel strebt eine internationale Karriere an.
Auch die Italiener streben ins Ausland. 34 Prozent der Ingenieure wollen fern der Heimat arbeiten. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern ist die Internationalität sogar nach Work-Life-Balance das Ziel, das am zweithäufigsten genannt wurde.
Die angehenden Akademiker von der ostasiatischen Insel fallen vor allem dadurch auf, dass sie kaum Wert auf Führungsverantwortung und kreative Tätigkeiten legen. Den Ingenieuren ist neben Jobsicherheit auch wichtig, großes Fachwissen zu besitzen und in ihrem Bereich als Experte zu gelten.
Den Kanadiern ist das Gleichgewicht zwischen Freizeit und Beruf sehr wichtig. Über 60 Prozent der Befragten gaben Work-Life-Balance als Ziel an.
Gleiches gilt für die russischen Ingenieure. Russische Wirtschaftswissenschaftler wollen vor allem einen sicheren Job und intellektuell herausgefordert sein.
Auffällig ist bei den US-amerikanischen Studenten, dass sie sich für das Gemeinwohl engagieren wollen. Mehr als 30 Prozent finden diese Aussage wichtig.
Hierbei unterscheidet sich das globale Ranking deutlich von den Vorlieben deutscher Studenten. Während Ernst&Young international Rang zwei belegt, schafft es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in der Bundesrepublik nur auf Platz 15. Deloitte taucht unter den ersten 50 überhaupt nicht auf. „In Deutschland sind sie weniger beliebt, denn sie gelten aufgrund der angespannten Lage am Kapitalmarkt als unsichere Arbeitgeber“, sagt Lake. Und Sicherheit ist vor allem den angehenden Akademikern in Deutschland wichtig. Fast die Hälfte sieht diese Beständigkeit als zentrales Karriereziel.
„Renault, Peugeot und Citroen können nicht mit BMW, Daimler und Volkswagen mithalten“, sagt er. „Dafür haben die Franzosen ihre Konsumgüterproduzenten wie L’Oreal oder LVMH.“ Starke Marken beeinflussen also den Arbeitgeberwunsch der Studenten, denn oftmals verkörpern sie Stabilität, Exklusivität und Innovation.