Utopische Forderungen So bekommen Sie garantiert keinen Job

Der Headhunter ruft an und hat ein großartiges Jobangebot. Und mit einem Satz sorgt der Bewerber dafür, dass aus dem beruflichen Neustart nichts wird. Wie es so weit kommen kann und Sie sich selbst die Tür vor der Nase zuschlagen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Mit diesen zehn Sätzen punkten Sie beim Arbeitgeber
Persönliche Motivation"Ich suche nach einer Herausforderung, bei der ich mich in ähnlicher Weise engagieren kann wie bei dem Unternehmen xyz. Außerdem wünsche ich mir ein Umfeld, in dem ich mich selbst weiterentwickeln kann." Quelle: Fotolia
Qualifikation"Ich bin mir sicher, dass ich auf einer Position mit einer solchen Entwicklungsperspektive langfristig sehr viel positiv bewegen und somit zum Unternehmenserfolg beitragen kann." Quelle: Fotolia
Beispiele für Fähigkeiten geben"Bei der Firma xyz konnte ich beweisen, dass ich Mitarbeiter gut motivieren kann. Der Krankenstand in meinem Team ist gesunken und die Fluktuation hat sich bei x Prozent eingependelt." Quelle: Fotolia
Was die Stärken dem Unternehmen bringen"Ich begegne Kunden fachlich auf Augenhöhe und erziele überdurchschnittliche Geschäftsabschlüsse, was sich für meinen Arbeitgeber in barer Münze bemerkbar macht." Quelle: Fotolia
Einzel- oder Teamplayer"Es ist wie im Sport: Manches geht nur mit einem guten Team, während es auch Disziplinen gibt, in denen nur der Einzelne gewinnen kann. Es kommt auf die gesteckten Ziele an, welcher Weg der bessere ist." Quelle: dapd
Neue Projekte umsetzen"Ich spiele mit Kollegen und Vorgesetzten gemeinsam einige Ansätze durch, dadurch lassen sich Ideen oft in eine praxisnähere Form bringen." Quelle: Fotolia
Schwächen zugeben und daran arbeiten"Ich kann sehr direkt sein und bringe die Dinge gern auf den Punkt. Ich habe mir aber angewöhnt, mehr zu hinterfragen und anderen mehr Zeit zu geben." Quelle: Fotolia

In der vergangenen Woche geisterte eine Geschichte durch verschiedene amerikanische Blogs, die zeigt, wie man einen Job garantiert nicht bekommt. Das 1924 gegründete Nazareth College in New York hatte eine Lehrstelle zu vergeben und machte einer amerikanischen Philosophie-Studentin ein entsprechendes Angebot. Eine große Chance für einen Berufseinsteiger ohne viel Praxiserfahrung, könnte man meinen. Die Kandidatin schaffte es jedoch, sich mit einer einzigen E-Mail zu disqualifizieren.

"Wie Sie wissen, kann ich mich sehr dafür begeistern, bei Ihnen zu arbeiten. Wenn Sie mir einige der folgenden Punkte garantieren können, würde das meine Entscheidung noch leichter machen.

  1. Eine Gehaltserhöhung auf 65.000 Dollar. Das entspricht dem durchschnittlichen Gehalt von Philosophielehrern in den letzten fünf Jahren.
  2. Ein Semester Mutterschaftsurlaub
  3. Ein Sabbatical in der Mitte meiner Amtszeit
  4. Nicht mehr als drei neue Klassen pro Jahr innerhalb der ersten drei Jahre
  5. Ein Eintrittsdatum im Jahr 2015, damit ich meinen Postdoc beenden kann.

Ich weiß, dass einige Punkte leichter zu garantieren sind als andere. Lassen Sie mich wissen, was Sie davon halten."
Die Leitung des Nazareth Colleges hielt offenbar nicht viel davon.

"Wir danken Ihnen für Ihre E-Mail.

Das Komitee hat Ihre Vorschläge diskutiert. Auch der Dekan und der Vizepräsident für Akademische Angelegenheiten haben darüber beraten. Wir haben festgestellt, dass Ihre Forderungen im Ganzen zeigen, dass Sie für eine Universität mit einem Forschungsschwerpunkt besser geeignet sind als für eine Hochschule wie unsere, die sich sowohl auf die Lehre als auch auf die Schüler konzentriert. Deshalb haben wir uns entschlossen, unser Angebot an Sie zurückzuziehen.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse am Nazareth College und wünschen Ihnen, dass Sie eine geeignete Stelle finden."

Bei der Bewerbung können Sie kleine Fehler schnell disqualifizieren. Wie gut kennen Sie die Fallstricke und Details? Ein Quiz.

Ein klarer Fall von zu hoch gepokert. Frechheit siegt eben nicht immer. In Deutschland scheinen Bewerber ihre Forderungen allerdings nicht ganz so forsch zu vertreten. "So ein Anschreiben habe ich noch nie gesehen", bestätigt Maja Skubella, Kommunikationswirtin und Karriereberaterin bei Karriere & Entwicklung. Ihrer Erfahrung nach wird hierzulande eher tief gestapelt: "Unverschämte Bewerber gibt es eher weniger, im Gegenteil: Die meisten trauen sich zu wenig zu."

Das ist zwar ebenfalls nicht optimal, aber im Zweifelsfall besser, wie Martin Wehrle, Karrierecoach und Autor des Buches "Geheime Tricks für mehr Gehalt" bestätigt. "Wer als Einsteiger auf dicke Hose macht, blitzt aus Prinzip ab", sagt er. Wer sich nicht sofort selbst disqualifizieren will, sollte seine Forderungen auf den eigenen Marktwert abstimmen. Und der unterscheidet sich - je nach dem, ob man nun Philosophie oder Ingenieurswissenschaften studiert hat - gewaltig. "In der Automobilbranche, dem Fahrzeugbau und in der Elektrotechnik können sich Bewerber ein forsches Auftreten erlauben, weil dort Fachkräfte gesucht werden. In der Bankbranche sieht es schon anders aus", so Skubella.

Wer sich was leisten darf

Wie weit ein Bewerber mit seinen Ansprüchen gehen kann, hängt stark davon ab, wie groß Angebot und Nachfrage in der jeweiligen Branche sind. Wenn das Unternehmen händeringend Fachkräfte sucht, können sich potentielle Mitarbeiter einiges heraus nehmen. "In manchen Branchen können sich Bewerber ein forsches Auftreten erlauben und einige nutzen das dann auch aus", bestätigt Skubella. In der Regel verlangten die Bewerber dann mehr Geld als branchenüblich. "Wer es sich leisten kann, kann durchaus 15 Prozent über Tarif oder dem branchentypischen Durchschnittslohn verlangen", sagt sie.

Wie viel man selber Wert ist, verraten zahlreiche Portale im Internet - und zwar sowohl dem Uniabsolventen als auch dem Handwerksmeister oder dem Manager. Ein kurzer Blick vor einem Vorstellungsgespräch kann einem somit Peinlichkeiten und Absagen ersparen. In Branchen, in denen man es sich aufgrund seiner Qualifikation leisten kann, könne man auch mit den Gehaltsforderungen spielen, findet Skubella. "Wer aber schon ein halbes Jahr lang sucht und keine Stelle findet, sollte weniger in Kauf nehmen."

Es komme allerdings auch vor, dass sich Leute aus Verzweiflung unter Wert verkauften oder weniger Gehalt akzeptierten, als sie im letzten Job bekommen haben, erzählt die Karriereberaterin. "Es kommt natürlich auf die Lebenssituation an: Ein Familienvater kann es sich vielleicht nicht leisten, ein Dreivierteljahr arbeitslos zu sein und muss einen neuen Job annehmen, auch wenn er weniger verdient." Darüber hinaus gebe es natürlich auch Leute, die einen Job unbedingt und quasi um jeden Preis wollen. Andere dagegen setzen darauf, nach einer gewissen Zeit mehr Geld verlangen zu können. Wenn das Unternehmen sich das leisten kann, ist ein neues Gehaltsgespräch nach der Probezeit auch durchaus drin. Die Chancen stehen in einem großen Konzern allerdings besser, als in einem Vier-Mann-Betrieb. "Man muss sich allerdings auch von dem Gedanken verabschieden, dass es mit dem Gehalt immer nur nach oben geht."

Je nach Lebenssituation und Familienstand seien auch Urlaubsplanung und Gleitzeit ein Thema, wie Skubella aus der Praxis weiß. "Ein Familienvater will eher flexible Arbeitszeitmodelle, um seine Frau zu unterstützen."

Gleich im ersten Gespräch mit Forderungen nach mehr Urlaub, Brückentagen und frühem Feierabend zu kommen, sorgt allerdings eher dafür, dass Bewerber sehr viel Freizeit haben - unbezahlt, versteht sich. Das Problem ist, dass gerade die Generation der Mitzwanziger, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängt - die viel gescholtene und analysierte Generation Y - auf diese Art auftritt. Sie sind selbstbewusst und bringen "hohe Erwartungen, Forderungen und Hoffnungen in den Arbeitsmarkt", wie der schwedische Unternehmensberater und Wissenschaftler Anders Parment vor einigen Jahren in einem Buch schrieb. Laut einer Studie der Personalberatung Odgers Berndtson legt die Generation Y vor allem Wert auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fand heraus, dass die unter 30-Jährigen in den Achtzigerjahren im Schnitt 814 Tage bei einem Unternehmen blieben. Inzwischen schrumpfte die Zahl auf 536 Tage. Doch dieses "hofier' mich, oder ich gehe", gefällt nicht jedem Chef und nicht jedem Personaler.

Natürlich gelte auch hier wieder die Ausnahme: Wer es sich vom Standing leisten kann, kann alles fordern. "Ein Maschinenbau-Ingenieur hat eine deutlich bessere Verhandlungsbasis als ein Germanist: Sein Berufsstand ist gefragt, die Nachfrage übersteigt das Angebot", bekräftigt auch Wehrle. "Und jede Firma weiß: Wer überdurchschnittliche Bewerber möchte, muss auch überdurchschnittliche Konditionen bieten." Doch auch unter den zwischen 1980 und 1999 Geborenen sind nicht nur Maschinenbauingenieure und Physiker, sondern auch Reinigungskräfte, Soziologen, Friseure, Sportjournalisten, Schreiner, Philosophen, Kellner. Und die fragt der Markt derzeit nun einmal weniger nach, als die anderen. Geburtenschwache Jahrgänge hin oder her. Im Zweifelsfall hilft nur Spezialisierung und Weiterbildung - oder Bescheidenheit im Vorstellungsgespräch. Das gilt besonders für Jobneulinge.

Wie Forderungen durchgesetzt werden

So ermitteln Sie Ihren Marktwert
Den eigenen Marktwert ermitteln Berufseinsteiger leider nicht nur im Internet auf Portalen für Gehaltsvergleiche. Wer wissen will, wie viel er für seine Arbeitszeit verlangen kann, muss schon tiefer graben. Da können Gespräche mit erfahrenen Personalern und Führungskräften genauso nützlich sein wie mit Menschen aus dem eigenen Alumni-Netzwerk oder Experten auf Jobmessen. Dafür sollte der Berufseinsteiger folgende zehn Fragen beantworten können. Erstens: Wie gut sind die im Studium erbrachten Leistungen und wie gut ist der eigene Abschluss in den fachlich relevanten Studienfächern. Quelle: dpa
Wichtig ist, dass sie neben auswendig gelerntem Fachwissen auch tatsächlich fit in Ihrem Fach sind und Ihre Stärken und Schwächen kennen. Quelle: Fotolia
Neben den Noten spielen aber auch Zusatzkurse und Fortbildungen eine Rolle. Berufseinsteiger müssen sich immer fragen, welche Kompetenzen sie über ihren Abschluss hinaus bieten können. Die erhöhen nämlich den Marktwert. Quelle: Fotolia
Dazu gehört auch, ob es neben dem Studium ein soziales oder auch politisches Engagement gegeben hat. Wer solche sozialen Kompetenzen beweisen kann, hat Vorteile gegenüber den anderen Berufseinsteigern. Quelle: dpa
Entscheidend ist auch die praktische Erfahrung eines Bewerbers. Nur Universität alleine macht noch nicht viel her: Entsprechende Praktika können sehr wertvoll sein. Nicht nur für den eigenen Marktwert, sondern auch für einen leichteren Start ins Berufsleben. Quelle: Fotolia
Grundsätzlich sollten Berufseinsteiger ihre außeruniversitären Aktivitäten belegen können. Gute und aussagekräftige Referenzen sind das A und O. Quelle: Fotolia
Eng verknüpft mit den Referenzen ist die eigene Reputation, die den Marktwert erheblich beeinflussen kann. Wird Ihr Name mit bestimmten Themen in Verbindung gebracht, die dem Unternehmen nützlich sein können, ist das viel wert. Quelle: Fotolia

"Wer sich als "Berufseinsteiger" definiert, hat den ersten Fehler schon begangen: Eine wichtige Aufgabe der Bewerbung ist es, dass man Erfahrungen nachweist, zum Beispiel durch Praktika oder durch berufsnahe Seminararbeiten", weiß Wehrle. Auch Skubella rät zu Praktika oder Werksstudententätigkeiten. Ein Studium alleine macht nämlich noch keinen guten Mitarbeiter. Und wer noch nie etwas in der entsprechenden Branche geleistet hat, braucht auch nicht auf ein hohes Gehalt hoffen, wie Wehrle sagt. "Praxisbezug ist das beste Argument für einen stolzen Preis."

Bewerbungsstrategien für den Traumjob

"Was die Verhandlung angeht, ist Fingerspitzengefühl gefragt", warnt er. Genauso ist der Zeitpunkt entscheidend. Die eingangs erwähnte amerikanische Philosophiestudentin hätte ihre Forderungen vielleicht sogar durchsetzen können, hätte sie diese erst im Vorstellungsgespräch und nicht vorab per E-Mail geäußert. "Grundsätzlich sollte niemand schon im Anschreiben Forderungen stellen. Das Anschreiben ist dazu da, sich zu verkaufen und zu erzählen, wer man ist und was man kann und warum man diese Stelle haben möchte und ihr auch gewachsen ist", betont Skubella.

Wie man auf schräge Fragen antwortet
"Welches Küchengerät wären Sie gerne?"Bewerbungsgespräche sind Kennenlern-Situationen. Beide Seiten gehen auf Tuchfühlung und wollen wissen: Wer ist das eigentlich, der mit uns zusammenarbeiten möchte? Schräge Fragen haben daher die Funktion, herauszufinden, wie kreativ, humorvoll und einfallsreich man ist. Es gilt, was in der Verkäuferwelt immer gilt - man darf nichts persönlich nehmen, und daher auch niemals schnippisch auf schräge Fragen reagieren. Wer es doch tut, ist schnell raus. Bei der Frage kann man also zunächst verdutzt dreinschauen - und dann seine Kreativität unter Beweis stellen: "Ich könnte der Wasserkocher sein: Verlässlich mache ich meine Arbeit, immer auf Knopfdruck". Alle folgenden Fragen wurden tatsächlich in Vorstellungsgesprächen gestellt. Quelle: obs
"Wie würden Sie Ihr Erinnerungsvermögen einschätzen?"Bewerber müssen sich auf das jeweilige Unternehmen vorbereiten, bei dem sie sich beworben haben. Unvorbereitet in ein Jobinterview zu gehen, endet selten mit einer Einstellung. Und Stresssituationen sollten geübt sein - ein vorheriges Training mit einem Kumpel, der mittels einem Frage-Antwort-Spiel künstlich Druck erzeugt, kann helfen. Ehrliche Antworten sind natürlich nur von Vorteil. Wer pokern möchte, sollte das gut machen. In diesem Fall hilft als Antwort: Eine schöne Kindheitserinnerung als Beispiel für das Erinnerungsvermögen. Natürlich mit der passenden Begründung. Quelle: Fotolia
"Was ist Ihr Lieblingssong? Singen Sie ihn für uns!" Auch wenn man kein geborener Pavarotti ist: einfach mal losträllern. Das beweist Mut zum Risiko. Quelle: dapd
"Schätzen Sie, wie viel Fenster es in New York gibt"Hier gilt: Kurz das mathematische Denken einschalten und grob schätzen. Keine Antwort bedeutet: Der Bewerber hat keine Vorstellungskraft. Im schlimmsten Fall erscheint der Bewerber dann einfallslos. Eine richtige Antwort gibt es eh nicht. Die Art und Weise, wie man reagiert, ist ausschlaggebend: Zu beweisen, dass man souverän reagiert, zum Beispiel. Quelle: dapd
"Benennen Sie den Winkel des Uhrzeigers, wenn es 11:55 ist"Die Frage mag überraschend, doch auch hier möchte der Interviewer eine kreative, wenn möglich richtige Antwort hören. Der Bewerber sollte das Bildgedächtnis einschalten. Und bestenfalls mit geometrischen Grundkenntnissen aufwarten. Die Antwort "ein spitzer Winkel" wäre zumindest nicht falsch. Quelle: dapd
"Der Chef kommt rein und bietet Ihnen eine Million Euro an, mit der Sie Ihre beste unternehmerische Idee verwirklichen können. Welche Idee wäre das?" Stottern wäre jetzt fatal. Eine vorformulierte Phrase allerdings auch. Hier gilt wieder: Kreativität anschmeißen, kurz nachdenken - und dem Interviewer eine Antwort auf dem Tisch servieren, die eine tatsächliche unternehmerische Phantasie zur Schau stellt. Quelle: Fotolia
"Woran denken Sie, wenn Sie alleine in Ihrem Auto sitzen?" Auch hier gilt: eine kreative Antwort ist die einzig richtige Antwort. Am besten man baut ein Bild auf: Feierabendverkehr, das Auto steckt fest und der Bewerber denkt am liebsten darüber nach, wie er den Salat am Feierabend garniert. Unglaubwürdig wäre es zu sagen: "Ich bereite im Kopf schon das nächste Meeting vor". Warum? Weil man sich damit in die Seelennähe eines Workaholics bringt. Quelle: dpa

Darüber hinaus macht der Ton die Musik. Mit "ich will aber" hat es schon zu Kindergartenzeiten nicht funktioniert, wieso sollten also Erwachsene ihren Willen bekommen, wenn sie es auf die Art versuchen? Skubella rät allen, lieber zu fragen: "Wie sieht es mit vermögenswirksamen Leistungen aus, gibt es eine betriebliche Altersvorsorge? Wie flexibel kann ich hier arbeiten? Gibt es Homeoffice? Gibt es Weiterbildungsmaßnahmen? Welche? Wann kann ich mich für eine Weiterbildung eintragen? Oder auch: Kann ich an internationalen Tagungen teilnehmen?" Das komme deutlich besser an, als Forderungen nach Vergünstigungen, mehr Geld und flexibleren Arbeitszeiten. Vor allem entstehe so ein Gespräch, bei dem der Bewerber schon spüren könne, wie der Personaler auf die einzelnen Themen reagiere. Wer bei flexiblen Arbeitszeiten schon zusammen zuckt, ist wahrscheinlich auch kein großer Freund des Homeoffices. "Jedenfalls sollte man nicht zu offen ins Gespräch gehen, schließlich kennt man sich nicht. Das sollte man sich immer bewusst machen", warnt sie.

Aus Karrierecoach Wehrles Sicht ist es außerdem ratsam, nicht nur über das Grundgehalt zu sprechen, sondern auch über Leistungsprämien. "Dann spürt die Firma, dass sie eine besondere Gegenleistung erwarten darf."

Und auf ein Geben und Nehmen kommt es nun einmal auch im Vorstellungsgespräch an. "Die alleinerziehende Mutter, die an zwei Tagen früher gehen muss, sollte also anbieten, vielleicht an anderen Tagen länger zu bleiben, oder auch von zuhause aus etwas zu machen", rät Skubella. Schließlich ist sie in diesem Fall noch nicht im Unternehmen etabliert und niemand weiß, ob sie so gut und schnell arbeitet, dass der frühere Feierabend überhaupt nicht ins Gewicht fällt.

Einen ganz wichtigen Rat hat Wehrle noch für alldiejenigen, denen demnächst ein Vorstellungsgespräch oder eine Gehaltsverhandlung ins Haus stehen: "Verhandeln funktioniert nicht logisch, sondern psychologisch. Also immer mehr fordern, als man tatsächlich haben möchte - das verschafft dem Gegenüber einen Verhandlungsspielraum."

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%